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Andrea Dovizioso: Hält er bei Ducati auch 2020 durch?

Kolumne von Günther Wiesinger
Andrea Dovizioso mit Spoiler in Spielberg: 5 Monate lang nicht gewonnen

Andrea Dovizioso mit Spoiler in Spielberg: 5 Monate lang nicht gewonnen

Dovizioso-Manager Simone Battistella hat bereits Bautista von Ducati zu Honda transferiert. Bei Dovi und Lorenzo scheint nichts mehr unmöglich. Beide Stars sind in ihren Teams unglücklich.

Ducati Corse wollte 2019 um jeden Preis wieder um den MotoGP-WM-Titel kämpfen, denn Andrea Dovizioso strotzte nach zwei zweiten WM-Rängen 2017 und 2018 voller Selbstvertrauen. Er war überzeugt, mit der Desmosedici 2019 auf allen Strecken konkurrenzfähig sein zu können. Und tasächlich klappte der Auftakt des Mission Winnow-Teams Mitte März in Katar mit einem Sieg nach den Vorstellungen der Italiener, obwohl dort ein Krach wegen des umstrittenen Hinterradspoilers losging. Seither ist das Klima zwischen Ducati und den restlichen Herstellern vergiftet. «Seit damals hat auch keine einzige Sitzung des Hersteller-Bündnisses MSMA mehr stattgefunden», ist Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti aufgefallen.

Außer Yamaha hatten damals alle Werke gegen den Katar-Sieg von Dovi und Ducati protestiert, obwohl der Flügel von Technical Director Danny Aldridge erlaubt worden war. «Wenn die Meinung und das Urteil des Technical Directors der Weltmeisterschaft in Frage gestellt wird, wird es bei uns bald zugehen wie in einer Stadt im Wilden Westen, in der der Sheriff umgebracht worden ist. Es existiert dann keine Gerichtsbarkeit mehr. Wir riskieren so, dass bei jedem Rennen das Ergebnis auf den Kopf und in Frage gestellt wird.»

Ducati nützte damals eine Lücke im Reglement und montierte in Doha im Rennen auf dem Losail Circuit einen umstrittenen Hinterradspoiler, der nach Ansicht der Konkurrenz unerlaubte Downforce erzeugte und das Hinterrad auf den Boden presste. Ducati-Corse-Rennchef Gigi Dall’Igna betonte, er habe nur die Absicht, damit den Hinterreifen zu kühlen und bei Regen diene Der Flügel oder Löffel als Wasserabweiser.

Yamaha protestierte nicht gegen Ducati, weil die Japaner selbst einen ähnlichen Spoiler in Valencia 2018 als Wasserabweiser verwendet hatten. Aber wirklich nur auf nasser Fahrbahn.

Nach dem Katar-GP probierten auch Suzuki, Aprilia, Honda und KTM so einen Hinterradspoiler aus, die Fahrer spürten keine Vorteile, die Aufregung verlief allmählich im Sande. Bakld waren die Flügel nur noch bei Ducati zu sehen. Man musste ja den Hinterreifen kühlen... Aus der vermeintlichen Affäre wurde ein Sturm im Wasserglas.

In Doha wurde der Protest von Honda, KTM, Aprilia und Suzuki durch die FIM MotoGP Stewards abgelehnt, auch der «MotoGP Court of Appeal» bestätigte den Ducati-Sieg und den sechsten Platz von Danilo Petrucci.

Dall‘Igna goss Öl ins Feuer: «Dass Honda die Entscheidung des Technischen Direktors anzweifelt, stellt uns vor die Frage, ob wir gegen sie Protest einreichen: Die seitlichen Flügel der Honda sind aus unserer Sicht gefährlich. Deren Bauweise mit einer sehr dünnen Basis könnte dazu führen, dass sie sich durch die einwirkenden Kräfte deformieren und vielleicht bewegliche Attachments sind.»

Das wäre laut Reglement verboten. Aber Ducati protestiuerte nicht.

Dovizioso bitter enttäuscht

Nach elf Grand Prix und nur zwei Siegen 2019 ist Andrea Dovizioso bitter enttäuscht, er trägt seine Diskrepanzen mit Gigi Dall’Igna inzwischen offen aus.

Denn dnicht gerade bahnbrechende Erfindungen wie die neue Startvorrichtung («holeshot device») und der Hinterradspoiler haben sich als nicht kriegsentscheidend erwiesen. Damit wurde viel Geld und Zeit vergeudet, meinen manche Experten. Honda verzichtet auf diese technischen Nebensächlichkeiten, man redet von sinnlosem Schnickschnack. HRC kümmerte sich im Winter lieber um einen gehörigen PS-Zuwachs, schloss in diesem Bereich zu Ducati auf – und Marc Márquez führt jetzt in der WM 58 Punkte vor Dovizioso.

Ducati hat gegenüber 2017 und 2018 viel von seiner Stärke verloren. Wie viel davon Dovi anzulasten ist und wieviel dem Motorrad, lässt sich schwer einschätzen.

Jedenfalls wollte Gigi Dall’Igna für 2019 wieder Jorge Lorenzo zurückholen, obwohl der Spanier bei Repsol-Honda bis Ende 2020 unter Vertrag steht.

Dall‘Igna und Dovizioso haben sich nichts mehr zu sagen.
Das ist eine Konstellation, die sich kaum bis zum Saisonende 2020 ertragen und aufrechterhalten lässt.

Deshalb muss der momentane Frieden (Jorge Lorenzo erklärte seinen Verbleib bei HRC bis Ende 2020) nicht in Stein gemeißelt sein.

Das Wort unmöglich habe ich vor Jahrzehnten aus meinem Wortschatz gestrichen, als Barry Sheene als Suzuki-Werksfahrer und klare Nr. 1 bei den Japanern kündigte und sich für 1981 eine private Yamaha TZ 500 mit Reihenmotor kaufte. Und als Mike Hailwood mit 42 Jahren auf Suzuki auf die Tourist Trophy zurückkehrte. Und als Honda eine vermeintlich unterlegene 500-ccm-Dreizylinder baute, während Yamaha, Suzuki, Kawasaki und Cagiva mit einer 500-ccm-Vierzylinder erfolgreich unterwegs waren.

Deshalb bin ich jetzt neugierig, ob Dovizioso bis Ende 2020 bei Ducati und Lorenzo ebenso lang bei Honda aufmarschieren wird.

Vielleicht wird ja irgendwann ein Platztausch der beiden für 2020 vereinbart.

Der Italiener Simone Battistella, Manager von Dovizioso und Bautista, hat soeben den Spanier (13 Siege bei den ersten 13 SBK-Rennen 2019) vom Ducati-Superbike-Werksteam ins Honda-SBK-Werksteam transferiert.

Dovi hat schon drei Jahre im Repsol-Honda-Team verbracht, von 2009 bis 2011. Er gewann damals in Silverstone 2009 sein erstes MotoGP-Rennen. Im Regen.

Mit Überraschungen ist also immer zu rechnen.

Klar, wir bewegen uns auf dem Gebiet der Speklukation. Aber wer hätte vor zehn Tagen erwartet, dass Johann Zarco seinen bis Ende 2020 laufenden KTM-Vertrag frühzeitig und freiwillig kündigt, ohne Aussicht auf einen gleichwertigen Ersatz zu haben? Er verzichtet also freiwillig auf die 1,5-Mio.-Euro-Gage für 2020.

Dovi und Lorenzo müssten bei einen Platztausch auf gar nichts verzichten. Es wäre womöglich eine «win-win»-Situation für alle Beteiligten.

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