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Andrea Iannone/Aprilia: «Liegt nicht an den Fahrern»

Von Ivo Schützbach
Aprilia-Werksfahrer Andrea Iannone

Aprilia-Werksfahrer Andrea Iannone

«Ist Erfolg mit Aprilia unmöglich, dann werde ich einen anderen Weg finden», sagt Werksfahrer Andrea Iannone, dessen MotoGP-Vertrag noch bis Ende 2020 läuft. Die Kritik wird immer offensiver.

In der Konstrukteurs-Wertung ist Aprilia seit der werksseitigen Rückkehr 2015 konstant Letzter, nach elf von 19 Rennen der laufenden Saison liegen die Werksfahrer Aleix Espargaro und Andrea Iannone nur auf den Gesamträngen 14 und 18. Beide sagen, dass unter normalen Umständen die Top-10 unerreichbar sind. Dieses Jahr sind sie sogar im Regen chancenlos.

Andrea Iannone machte seinem Frust im Interview Luft.

Andrea, Aprilia geht davon aus, dass für 2020 der Sprung in die Top-5 gelingt. Siehst du das auch so?

Ich hoffe es, bin mir aber nicht sicher.

Woran mangelt es Aprilia?

Es liegt sicher nicht an den Fahrern. Ich glaube, Aprilia hat zwei wirklich gute Fahrer.

Als ich dieses Jahr zum Team stieß, habe ich sehr sehr viele Dinge erklärt. Und ich versuche sehr eng mit den Ingenieuren zusammen zu arbeiten, um das Motorrad zu entwickeln. Ich rede mit ihnen über frische Ideen, bei Ducati und Suzuki habe ich viele Erfahrungen gesammelt. Ich kann erklären, in welche Richtung wir in der Vergangenheit gearbeitet haben und wohin es gehen sollte. Das ist mein Job: Fahren und die Sachlage erklären. Was ich auf dem Motorrad fühle und was ich an Unterschieden zu meinen früheren Maschinen sehe. Mehr liegt nicht in meiner Macht, ich kann die Verhältnisse nicht ändern. Ich hoffe, die Leute im Werk haben die nötigen Lösungen, im Moment straucheln wir sehr.

Gab es in den vergangenen Rennen Fortschritte mit dem Motorrad?

Seit Barcelona hat sich meine Situation leicht verbessert. Das liegt aber auch daran, dass es in meinem Team jetzt besser läuft. Die Jungs kamen aus der Moto3-WM, in MotoGP herrscht ein ganz anderer Rhythmus. Alles läuft viel schneller ab, wir haben zwei Motorräder. Die Jungs brauchen Erfahrung, um die Trainings und das gesamte Wochenende in dieser Klasse zu handhaben. Jetzt, nachdem wir gut die Hälfte der Saison hinter uns haben, sind wir bei 90 Prozent angekommen.

Mein Crew-Chief hat von 2003 bis 2007 in MotoGP gearbeitet, später in Moto2 und Moto3. MotoGP hat sich gegenüber früher beeindruckend entwickelt.

Bei mir im Team passt es jetzt, wir warten auf Verbesserungen von Aprilia.

Was muss am dringendsten verbessert werden?

Das hängt von der Strecke ab, wir haben große Leistungsschwankungen. In Assen war das Motorrad nicht so schlecht, Brünn war ein komplettes Desaster. Dort haben wir in allen Bereichen verloren: Auf der Bremse, im Kurvenspeed und in der Beschleunigung.

Auf ebenen Strecken mit hohem Grip können wir auf den Rängen 10 bis 13 kämpfen. Manchmal geht vielleicht sogar ein bisschen mehr. Herrscht wenig Grip und ist die Strecke wellig, dann haben wir große Schwierigkeiten.

Trotzdem glaube ich an Aprilia, aber es ist eine riesige Herausforderung. Die größte meines Lebens. Ich mag Herausforderungen, im Moment ist es aber sehr schwierig.

Du hast beu Ducati 2016 in Spielberg ein MotoGP-Rennen gewonnen und warst regelmäßig in den Top-8 zu finden. Wie gehst du mit der Situation um, wenn du so weit hinten liegst?

Schwierig. Ich habe weniger Top-Speed als mein Teamkollege Aleix und bin in der Beschleunigung nicht so schnell. Ich habe also schon große Probleme damit, nur mit ihm zu kämpfen. Unsere Motorräder sind identisch, aber die Daten sagen etwas anderes.

Ich verliere wegen meiner mangelnden Windschlüpfigkeit, dieses Problem hatte ich noch nie. Um diesen Nachteil wettzumachen, habe ich acht Kilogramm abgenommen, liege aber immer noch hinten. Um vor Aleix anzukommen, muss ich doppelt so hart arbeiten.

Wie motivierst du dich, wenn du schon vor dem Rennwochenende weißt, dass du bestenfalls Zehnter oder Zwölfter wirst?

Ich bin nach wie vor hier, das ist mein Job. Als Fahrer kannst du jedes Rennen gewinnen oder verlieren. Das Wichtigste ist, dass du jeden Tag motiviert weiterarbeitest und nie aufgibst. So bin ich – ich würde unter keinen Umständen aufgeben. Ich bleibe hier und will es an die Spitze schaffen. Bevorzugt mit Aprilia, nach zwei Jahren vielleicht auch ohne Aprilia.

Jetzt fahre ich für Aprilia, versuche alles und gebe 100 Prozent. Ist Erfolg mit Aprilia unmöglich, werde ich einen anderen Weg finden.

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