MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Zarcos Trennung von KTM: Wie Rossi damals bei Ducati

Von Ivo Schützbach
Sehr seltenes Bild 2019: Johann Zarco vor Valentino Rossi

Sehr seltenes Bild 2019: Johann Zarco vor Valentino Rossi

Dass Johann Zarco die Zusammenarbeit mit dem KTM-Werksteam zum Ende der Saison 2019 beendet, ist auch vor dem MotoGP-Rennen in Silverstone Thema. Valentino Rossi und Cal Crutchlow machten ähnliche Erfahrungen.

Als Valentino Rossi nach der Saison 2010 beleidigt Yamaha verließ, weil die Japaner damals dem jüngeren Jorge Lorenzo den Rücken stärkte, und zu Ducati ging, wurde das als «himmlische Ehe» gefeiert.

Rossi fuhr beim GP-Finale in Valencia mit der Yamaha auf Rang 3, tags darauf landete er beim ersten Test mit der widerspenstigen Ducati nur auf Platz 17. Da wusste er, was es geschlagen hat.

Es wurden zwei trostlose Jahre, in denen Valentino klar wurde, dass die Yamaha-Teamführung auch an die Zukunft hatte denken müssen, als sie 2008 seinen Quälgeist Lorenzo ins Team holten. Rossi kehrte 2013 reumütig zu Yamaha zurück und kann besser als die meisten nachempfinden, wie es Johann Zarco im KTM-Werksteam geht.

Auf Yamaha wurde der zweifache Moto2-Weltmeister aus Frankreich als kommender MotoGP-Champion gefeiert und brauste in seinen ersten beiden Jahren für Tech3 sechsmal aufs Podest. Mit der KTM kommt er hingegen auf keinen grünen Zweig und bat deshalb die KTM-Geschäftsleitung während des Spielberg-Wochenendes um Vertragsauflösung zum Ende der Saison. Ursprünglich sollte die Zusammenarbeit bis Ende der Saison 2020 dauern.

«Als ich bei Ducati war, fühlte ich mich ähnlich», erzählte Rossi in England. «Es gab damals hohe Erwartungen, von außen, aber auch von mir selbst und Ducati. Wir wollten wettbewerbsfähig sein und versuchen zu gewinnen. Unglücklicherweise hatte ich kein sehr gutes Gefühl für das Motorrad, vor allem für das Vorderrad. Vielleicht geht es Zarco gleich. Wenn du in so einer Situation steckst, ist es sehr schwierig. Du verlierst deine Motivation und die Zufriedenheit. Normal denkst du vor jedem Rennen positiv und glaubst, dass du dich gut schlagen kannst. Plötzlich siehst du alles negativ. Wenn du keine Freude am Fahren hast, dann wird alles viel schwieriger: Die Reisen, von zuhause weg zu sein, mit Journalisten reden, einfach alles. Du kannst kaum noch schlafen und wandelst durch einen Tunnel.»

Der 40-jährige Yamaha-Star weiter: «Als ich für Ducati fuhr, dachte ich oft darüber nach aufzuhören. Letztlich war es eine sehr gute Entscheidung, nicht aufzugeben. Wenn du aufhörst und sich dir kein Motorrad zum Weiterfahren bietet, dann rutscht du leicht aus dem Geschäft. Ich zeigte damals einige gute Rennen und fuhr in Misano aufs Podium, aber es war die richtige Entscheidung. Als ich das von Zarco hörte, dachte ich, dass er für nächstes Jahr eine andere Möglichkeit hat. Aber es sieht so aus, als wäre dem nicht so. Solche Entscheidungen sind schwierig und für jeden anders. Jeder fühlt sich anders – wenn er sich so entscheidet, dann glaube ich, dass er bald mit einem konkurrenzfähigen Motorrad zurückkehrt.»

Cal Crutchlow, der 2014 bei Ducati ebenfalls nicht glücklich wurde und zu Honda wollte, ergänzte: «Als ich damals Ducati verließ, hatte ich ein anderes Angebot auf dem Tisch. Ich glaube, ich tat ihnen und mir einen Gefallen. Johann steckt jetzt mit seiner Karriere fest, aber wir wissen alle, wie talentiert er ist. Er stand auf dem Podium und ist ein sehr schneller Fahrer – er war Weltmeister. Zu gehen, ohne einen anderen Job in Aussicht zu haben, ist eine verzweifelte Situation. Hoffentlich findet er etwas, das er genießt. Wenn du den Rennsport nicht genießt, und das geht dir das ganze Jahr so, dann ist das ein hartes Jahr.»

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