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Marc Márquez (Honda): «Ein fast perfektes Jahr»

Von Nora Lantschner
Marc Márquez in Madrid: Achtfacher Weltmeister

Marc Márquez in Madrid: Achtfacher Weltmeister

Weltmeister Marc Márquez blickt auf seine MotoGP-Saison zurück: Der Repsol-Honda-Star spricht über die harte Zeit nach der Schulter-OP, den Fehler in Austin und seine Motivation.

Marc Márquez kürte sich in Buriram mit seinem neunten Saisonsieg frühzeitig zum achtfachen Weltmeister. Kaum in Spanien angekommen stand der Repsol-Honda-Star am Dienstag in Madrid Rede und Antwort.

«Ich kam letzte Nacht in Spanien an und ich bin sehr glücklich, noch nicht in meinem Haus, aber zumindest in meiner sportlichen Heimat zu sein, weil ich schon viele Jahre bei Repsol bin», schickte der 26-jährige Spanier bei der Pressekonferenz, die im «Repsol Campus» über die Bühne ging, voraus. «Es war ein fast perfektes Jahr, aber man kann sich immer verbessern. Ein Traumjahr, in dem wir den Titel geholt haben – was das Hauptziel war. Aber wir sind sehr stolz auf die Art und Weise, auf die wir das erreicht haben. Und ich spreche in der Mehrzahl, weil ich hier stehe, aber mein ganzes Team, all die Leute, die mir jeden Tag helfen, hier fehlen.»

Wie liefen die Feierlichkeiten nach dem Titelgewinn ab?

Marc Márquez: Die Party war gut, ich muss immer noch meine Stimme wiederfinden! Wir haben den Titel gefeiert, wie man ihn feiern muss, weil es eine Weltmeisterschaft ist und man nie weiß, wann dieser Traum enden wird. Deshalb muss man das ganz auskosten. Wir haben die Nacht in Bangkok verbracht und hatten eine gute Zeit mit dem ganzen Team. Ich werde keine Details verraten, aber es wurde getanzt, geschrien, gefeiert – von allem ein bisschen. Dieses Mal war kein Karaoke dabei, aber das war auch nicht nötig.

Sprechen wir über deine Saison, wie schwierig war es nach der Schulter-OP im Dezember?

Es ist klar, dass es im Leben eines Sportlers harte und gute Zeiten – wie die jetzt – gibt. Eine komplizierte Situation macht dich stark und im Winter habe ich eine der härtesten in meiner Karriere erlebt, weil ich das, was ich auf der Welt am liebsten mache – mein Motorrad fahren – nicht tun konnte. Ich konnte nicht trainieren, weil ich die Operation gebraucht habe, aber ich habe es mit der Hilfe aller Leute, die mich gepusht haben, überwunden.

Ich war beim ersten Rennen vielleicht nicht bei 100 Prozent, aber es war die beste Verfassung, in der ich sein konnte. Wenn du dann einmal anfängst und die Ergebnisse kommen, gibt es dir noch mehr Kraft.

Du sagst, es war ein fast perfektes Jahr. Warum nur fast?

Weil dir Fehler unterlaufen können, wenn du zu viel Selbstvertrauen hast. Es ist in dem Rennen passiert, in dem wir es am wenigsten erwartet haben – in Austin, als ich als Führender mit einem Vorsprung von vier Sekunden gestürzt bin. Es schien schon ein sicherer Sieg und weil ich so entspannt war, bin ich gestürzt. Deshalb sollte man immer voll fokussiert sein. Man darf nicht durcheinander kommen und muss aus den Fehlern lernen.

Es war bis jetzt ein sehr gutes Jahr, aber das heißt nicht, dass wir aufhören können zu arbeiten.

Deine Mutter musste am Sonntag leiden, weil du in der letzten Kurve eine Menge riskiert hast. Wie hat sie darauf reagiert?

Ja, ich habe sie schon am Freitag ziemlich wütend gemacht, weil wir mit einem großen Schrecken in das Wochenende gestartet sind. Du bekommst den Schlag ab, aber die Leute um dich herum leiden viel mehr. Meine Mutter, mein Vater, die ganze Familie leidet.

Sie stehen seit vielen Jahren hinter mir, sie sind die Basis. Wenn ein Vierjähriger nach einem Motorrad fragt und die Eltern es ihm nicht kaufen, dann ist es unmöglich, hierher zu kommen. Aber logisch, sie haben auch viel gelitten in den Jahren.

Hast du nach dem Abflug am Freitag darüber nachgedacht, etwas nachzulassen?

Ich wollte den Titel in Thailand gewinnen, weil es der erste Matchball war. Wenn du einen gewissen Vorsprung in der WM-Tabelle hast, dann suchst du neue Motivationen. Ich mag es, in der Gegenwart zu leben und Rennen für Rennen zu sehen.

Am Donnerstag, noch bevor wir das Rennwochenende begonnen haben, habe ich schon gesagt, dass ich gewinnen wollte – oder es zumindest versuchen wollte. Dann sagen dir deine Gegner, ob du das kannst oder nicht, die Antwort bekommst du sofort auf der Strecke. Deshalb habe ich es bis in die letzte Kurve versucht, weil es schöner ist, die Weltmeisterschaft mit einem Sieg zu fixieren.

Die Saison über baust du das auf und verstehst, dass du der Champion sein kannst, und du musst die Motivation finden, um diese Euphorie zu spüren, wenn du die Ziellinie überquerst.

Welcher war der entscheidende Moment in dieser Saison, als du gesehen hast, dass du den Titel gewinnen kannst?

Es gab in diesem Jahr zwei wichtige Momente: Der erste war in Jerez, nach dem Fehler von Austin, als wir so gewonnen haben, wie wir in Austin gewinnen wollten. Es geht um 25 Punkte, aber du zeigst deinen Gegnern, dass dein Selbstvertrauen unverändert ist, dass dein Wille und deine Mentalität gleich geblieben sind.

Der zweite Moment war in Barcelona: Wir haben das Rennen gewonnen und mehrere Gegner konnten keine Punkte holen. Es war schade, weil es nicht ihr Fehler war, aber das waren die zwei Wendepunkte in der Weltmeisterschaft.

Was motiviert dich im Hinblick auf die vier ausstehenden Rennen der Saison?

Das erste Ziel, das ich in Japan verfolge, ist, das Rennen zu Ende zu fahren. Denn nachdem ich Weltmeister geworden bin, bin ich im nächsten Rennen noch in jedem Jahr gestürzt.

Ich habe schon in Aragón gesagt, dass es mein Ziel ist, zu versuchen, in allen ausstehenden Rennen der Saison auf dem Podium zu stehen – das ist noch immer so. Wir dürfen nicht vergessen, dass es eine Konstrukteurs-WM gibt, die wir anführen, und auch eine Team-Wertung, in der Ducati jetzt führt, aber das Repsol Honda Team nur 19 Punkte zurückliegt. Wir werden weiter pushen.

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