Bradley Smith (Aprilia): «Wissen nicht, was passiert»
«Wir waren viel beschäftigt. Es gab viele Dinge zu testen, in jedem Run war es ein ziemlich neues Motorrad. Wir haben die Pace ein bisschen verbessert, das war positiv. Auf einer Runde fehlt mir noch etwas das Vertrauen, aber wir sind zurzeit nicht in der Situation, wo das wichtig ist», berichtete Aprilia-Testfahrer Bradley Smith nach dem Katar-Test von den Fortschritten mit der brandneuen RS-GP20. «Insgesamt bin ich zufrieden, wir haben nichts Spezielles gefunden, aber haben für die Ingenieure doch einiges an Input, wie sie das 2020er-Bike in den nächsten paar Monaten noch ein bisschen verbessern können.»
Am Sonntag verkündete Aprilia zudem offiziell, dass Lorenzo Savadori, der die Truppe aus Noale schon in Sepang unterstützte, weiter als MotoGP-Testfahrer im Einsatz sein wird. «Mit dieser Nachricht wäre ich auf den ersten Blick meinen Job los. Denn im Moment ist es mein Job», schmunzelte Smith, als er darauf angesprochen wurde. «Hinter den Kulissen passieren aber andere Dinge, wir müssen einen Plan B haben. Lorenzo war in Sepang, um das Bike kennenzulernen. Wir wissen nicht, was mit Andrea passieren wird. Aprilia muss alle Möglichkeiten abdecken. Er ist also Testfahrer, aber fast ein ‚Testfahrer, wenn‘, wenn man das so sagen kann. Ich habe meinen Job noch, was die Hauptsache ist, und bin auch in Sepang das Motorrad gefahren. Wir warten ab und sehen, was in den nächsten zwei Monaten passiert. Dann wird alles klar werden.»
«Wie gesagt, wir wissen nicht, was passieren wird. Deshalb gehen wir einfach sicher, dass wir einen Plan A, B und C haben», fasste der 29-jährige Brite zusammen. Denn inzwischen sind mehr als drei Wochen vergangen, seit Aprilia-Stammfahrer Andrea Iannone am 4. Februar vor dem «International Disciplinary Court» (CDI) im FIM-Hauptquartier in Mies bei Genf in der Schweiz zum mutmaßlichen Dopingfall Stellung nahm. Die Haaranalyse, die der Anwalt des 30-Jährigen dabei vorbrachte, stimmte das italienische MotoGP-Team um Rennchef Massimo Rivola zwar zuversichtlich, ein Urteil steht aber immer noch aus – und Iannone bleibt somit auf unbestimmte Zeit suspendiert.
Lenkt diese ungewisse Situation vom Fokus ab? «Ein bisschen schon, ein bisschen nicht», antwortete Smith nach kurzem Grübeln. «Aus körperlicher Sicht bin ich bereit, eine volle Saison zu bestreiten. Mental hänge ich ein bisschen in der Luft. Ich habe zum Beispiel erst am Montagabend erfahren, dass ich nach Katar fliegen würde. Ich habe meine Flugtickets am Dienstag bekommen und bin am Donnerstag los. Das ist die Situation, in der wir uns im Moment befinden. Ich bin immer auf Stand-by. Immer abrufbereit zu sein oder das grüne Licht zu bekommen, das unterscheidet sich doch ein bisschen. An Sepang und Katar hätte ich vielleicht auch anders herangehen müssen, aber ich muss meine Rolle als Testfahrer so lange ausfüllen, bis ich ein offizieller Fahrer bin. Das ist das, was ich machen muss», bekräftigte er.
Smith weiter: «Auch wenn ich in Katar das Rennen fahren sollte, fahre ich es als Ersatzfahrer. Wir müssen das große Ganze sehen – und das ist, Aprilia in der Startaufstellung nach vorne zu bringen und an einen Punkt zu kommen, wo wir sein wollen. Das ist von jedem der Job – aber es ist vor allem mein Job, die ganzen Teile auszuprobieren und das, was gut ist, an Aleix [Espargaró] weiterzugeben. Ich muss akzeptieren, wo ich stehe, und das Beste aus dem machen, was wir haben.»
Wie viel ist der Aprilia-Testfahrer auf dem Motorrad schon im Rennfahrer-Modus? «Ich möchte sagen, schon sehr viel», lachte Smith verschmitzt. «Ich fahre auf einem neuen Reifen aber noch nicht total entfesselt – und ich weiß das. Mein Rhythmus ist so konkurrenzfähig, um vielleicht gerade in den Punkten oder auf einem Platz zwischen 15 und 20 zu landen. Das ist okay. Ich würde gerne sagen, dass ich noch 1,5 Sekunden aus dem Ärmel schütteln kann, aber es ist wohl eher die Hälfte davon. Aber dann überrasche ich mich eigentlich immer selbst, wenn ich mich schließlich richtig darauf einlasse. Aber sagen wir 0,7 Sekunden.»
Zur Erinnerung: Den dreitägigen Katar-Test beendete Smith mit einem Rückstand von 2,058 Sekunden auf dem 22. und letzten Platz.
Gesamtwertung IRTA-Test Katar, 22. bis 24. Februar:
1. Maverick Viñales, Yamaha, 1:53,858 min
2. Franco Morbidelli, Yamaha, 1:53,891 min, + 0,033 sec
3. Fabio Quartararo, Yamaha, 1:54,038, + 0,180
4. Alex Rins, Suzuki, 1:54,068, + 0,210
5. Jack Miller, Ducati, 1:54,105, + 0,247
6. Joan Mir, Suzuki, 1:54,129, + 0,271
7. Marc Márquez, Honda, 1:54,149, + 0,291
8. Takaaki Nakagami, Honda, 1:54,239, + 0,381
9. Brad Binder, KTM, 1:54,283, + 0,425
10. Andrea Dovizioso, Ducati, 1:54,312, + 0,454
11. Francesco Bagnaia, Ducati, 1:54,326, + 0,468
12. Valentino Rossi, Yamaha, 1:54,332, + 0,474
13. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:54,432, + 0,574
14. Johann Zarco, Ducati, 1:54,565, + 0,707
15. Pol Espargaró, KTM, 1:54,623, + 0,765
16. Danilo Petrucci, Ducati, 1:54,634, + 0,776
17. Tito Rabat, Ducati, 1:54,674, + 0,816
18. Cal Crutchlow, Honda, 1:54,830, + 0,972
19. Miguel Oliveira, KTM, 1:55,008, + 1,150
20. Iker Lecuona, KTM, 1:55,301, + 1,443
21. Alex Márquez, Honda, 1:55,519, + 1,661
22. Bradley Smith, Aprilia, 1:55,916, + 2,058
Gesamtwertung IRTA-Test Sepang, 7. bis 9. Februar:
1. Fabio Quartararo, Yamaha, 1:58,349 min
2. Cal Crutchlow, Honda, 1:58,431 min, + 0,082 sec
3. Alex Rins, Suzuki, 1:58,450, + 0,101
4. Francesco Bagnaia, Ducati, 1:58,502, + 0,153
5. Valentino Rossi, Yamaha, 1:58,541, + 0,192
6. Danilo Petrucci, Ducati, 1:58,606, + 0,257
7. Pol Espargaró, KTM, 1:58,610, + 0,261
8. Jack Miller, Ducati, 1:58,616, + 0,267
9. Dani Pedrosa, KTM, 1:58,662, + 0,313
10. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:58,694, + 0,345
11. Joan Mir, Suzuki, 1:58,731, + 0,382
12. Miguel Oliveira, KTM, 1:58,764, + 0,415
13. Marc Márquez, Honda, 1:58,772, + 0,423
14. Franco Morbidelli, Yamaha, 1:58,831, + 0,482
15. Andrea Dovizioso, Ducati, 1:58,859, + 0,510
16. Maverick Viñales, Yamaha, 1:58,893, + 0,544
17. Johann Zarco, Ducati, 1:58,951, + 0,602
18. Alex Márquez, Honda, 1:59,042, + 0,693
19. Brad Binder, KTM, 1:59,104, + 0,755
20. Tito Rabat, Ducati, 1:59,549, + 1,200
21. Jorge Lorenzo, Yamaha, 1:59,697, + 1,348
22. Bradley Smith, Aprilia, 1:59,841, + 1,492
23. Takaaki Nakagami, Honda, 1:59,860, + 1,511
24. Iker Lecuona, KTM, 1:59,898, + 1,549
25. Sylvain Guintoli, Suzuki, 2:00,100, + 1,751
26. Mika Kallio, KTM, 2:00,148, + 1,799
27. Lorenzo Savadori, Aprilia, 2:03,150, + 4,801
28. Takuya Tsuda, Suzuki, 2:03,674, + 5,325