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Rossi, Bagnaia und Co. im Kampf gegen den Coronavirus

Von Nora Lantschner
Valentino Rossi ist ein Testimonial der CONI-Sensibilisierungskampagne

Valentino Rossi ist ein Testimonial der CONI-Sensibilisierungskampagne

Italien setzt im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus auch auf die Mithilfe der MotoGP-Stars. Der Alltag in der «roten Zone» wird von drastischen Einschränkungen bestimmt.

Am späten Montagabend wurde ganz Italien zum Sperrgebiet erklärt – oder zur «geschützten Zone», um es mit den Worten von Italiens Premier Giuseppe Conte zu sagen. Am heutigen Donnerstag bleiben erstmals alle Lokale und Geschäfte – mit Ausnahme von Lebensmittelgeschäften und Apotheken – geschlossen. Viele hatten aber ohnehin schon freiwillig zugesperrt, weil die Kunden ausblieben und die Mitarbeiter geschützt werden sollen. Und auch wenn von öffentlicher Seite immer wieder betont wird, dass Hamsterkäufe völlig unnötig sind, werden vor allem die Obst- und Gemüseregale Tag für Tag leergefegt.

Von Panik zu sprechen wäre aber bei Weitem übertrieben. Trotzdem: Die drastischen Maßnahmen der Italienischen Regierung scheinen – zumindest in den Köpfen der Menschen – doch langsam ihre Wirkung zu zeigen.

Dazu kommt: Seit Mittwochabend spricht die Weltgesundheitsorganisation WHO von einer Pandemie.

Bis vor wenigen Tagen wurde auch hier in Italien noch heiß darüber diskutiert, ob die ganze Coronavirus-Geschichte nur zu sehr aufgeblasen werde oder ob die immer einschneidenderen Regierungsdekrete im Kampf gegen die Ausbreitung von Covid-19 gerechtfertigt seien – auch weil die Folgen für Tourismus und Wirtschaft jetzt schon verheerend sind.

Angesichts der allarmierenden Zahlen stellt die Notwendigkeit inzwischen aber niemand mehr in Frage: Insgesamt 12.462 Coronavirus-Infektionen wurden in Italien bisher festgestellt, bereits 827 Todesopfer sind zu beklagen (Stand 11. März). Und wenn sogar in der höchsten italienischen Fußballliga, der Serie A, der Ball nicht mehr rollt, ist die Situation für Niemanden im Stiefelstaat mehr normal. Denn das Italienische Olympische Komitee (CONI) stoppte den Sport im gesamten Land. Seit Kurzem ist auch klar: Mit Juventus-Star Daniele Rugani ist erstmals ein Spieler der Serie A positiv getestet worden.

Der Alltag von 60 Millionen Italiener geht nicht mehr den gewohnten Bahnen nach: Kein Fitnessstudio, kein Kino, keine Pizza mit Freunden und schon gar keine Besuche bei Oma mehr. Schulen, Universitäten und Kindergärten bleiben in ganz Italien bis mindestens 3. April geschlossen. Versammlungen sind untersagt, Gottesdienste, Hochzeiten und Begräbnisse ausgesetzt.

Die Bewegungsfreiheit wurde drastisch eingeschränkt. Gingen in den vergangenen Tagen noch fast alle geregelt zur Arbeit, wird jetzt in immer mehr Unternehmen – wo möglich – auf Heimarbeit umgestellt. Die Lage ist ernst und wird auch so wahrgenommen.

Seine Heimatgemeinde darf nur noch verlassen, wer einen triftigen Grund aufweisen kann:

  1. Wer in einer anderen Gemeinde zur Arbeit muss.
  2. Im Notfall, um zum Beispiel Lebensmittel einzukaufen, falls es in der Gemeinde kein Geschäft gibt.
  3. Wenn es aus gesundheitlichen Gründen unvermeidbar ist.

In der Praxis sieht es so aus: Wer sich in Bewegung setzt, muss eine ausgefüllte und unterschriebene Eigenerklärung mit sich führen, die man sich online besorgen kann. Die Ordnungshüter überprüfen die Angaben bei den – leider immer noch überschaubaren – Kontrollen. Bei Falscherklärungen drohen Geldbußen von bis zu 206 Euro oder sogar bis zu drei Monate Haft.

«Io resto a casa» (zu Deutsch: Ich bleibe zu Hause) ist ganz klar der Slogan, der nicht nur auf den sozialen Netzwerken dominiert. Online sind inzwischen Spendenaktionen für die überlasteten Krankenhäuser angelaufen, so unterstützt auch MotoGP-Ass Francesco Bagnaia und sein «Pecco Fan Club» mit einer Aktion die Intensivstation des «Ospedale Molinette» in seiner Heimat Turin.

Die Auswirkungen auf den Motorsport

Die SIC58 Squadra Corse, die in Riccione, also in der besonders stark betroffenen Provinz Rimini, beheimatet ist, verzichtete auf Anordnung von Teameigentümer Paolo Simoncelli auf den zurzeit stattfindenden MotoE-Test in Jerez.

Übrigens: Sechs von elf MotoGP-Teams sind in Italien stationiert, dazu fünf Moto2-Rennställe (SKY VR46, Forward, Italtrans, Gresini, Speed Up) sowie neben SIC58 noch vier weitere Moto3-Teams (SKY VR46, Gresini, Snipers, Max Racing Team) und viele «service companies» (Dainese, AGV, Alpinestars, Magneti Marelli, Dell'Orto etc.).

Sportgrößen aus ganz Italien, darunter Valentino Rossi und die gesamte VR46 Riders Academy, Andrea Dovizioso, Tony Cairoli und Kiara Fontanesi, beteiligten sich an der Sensibilisierungskampagne des CONI unter dem Motto #DistantiMaUniti (zu Deutsch: voneinander getrennt aber zusammen): «Die Entfernungen dürfen uns nicht trennen. Auch wenn du jung bist, ist der Moment gekommen, um sie zu respektieren. Strecke eine Hand aus und es wird fast so sein, als würden wir uns berühren.»

Während die MotoGP-WM laut dem aktuellsten Kalender am 3. Mai in Jerez beginnt, haben Cairoli und Co. schon zwei MXGP-Events hinter sich gebracht. Dann traf die Coronavirus-Pandemie aber auch die Motocross-WM: Die Grand Prix in Neuquén/Patagonien und Arco/Italien mussten verschoben werden. Auch Águeda/Portugal wird aller Voraussicht nach nicht im April stattfinden, eine offizielle Bestätigung steht aber noch aus.

Auch was das Motorrad-Training angeht, gestaltet sich die Situation für die Fahrer in Italien schwierig: Gemäß den Richtlinien der Regierung wurden sämtliche Sportstätten geschlossen. Der italienischen Motorradverband FMI stellte klar, dass nur Rennfahrer, die an Serien auf nationalem und internationalem Niveau antreten, an Trainings-Sessions teilnehmen dürfen – allerdings nur unter Beisein von medizinischem Personal und unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Wie das in der Praxis funktionieren soll, ist noch nicht klar. Auf Motocross-Einheiten werden Dovizioso und Co. also vorerst verzichten müssen.

Ohnehin gilt: Keiner möchte angesichts der aktuellen Coronavirus-Notlage in einem der ohnehin schon bis an die Grenzen ausgelasteten Krankenhäuser eingeliefert werden – und das Risiko einer Verletzung fährt im Motorsport immer mit.

Bleibt zu hoffen, dass die radikalen Maßnahmen in der «roten Zone» bald in Form eines Rückgangs der Neuinfizierungen sichtbar werden.

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