Finnland: Schnelle Reaktion auf Coronavirus-Pandemie
SARS-CoV-2 verbreitet sich in zahlreichen europäischen Ländern mit unverminderter Vehemenz, die Zahlen aus Spanien (mehr als 73.000 Erkrankungen und 5982 Todesopfer) und Italien (mehr als 92.000 Covid-19-Fälle, 10.023 Tote) sind besonders dramatisch.
Im Norden ist die Situation nicht ganz so dramatisch: Aus Finnland werden 1167 Fälle gemeldet, neun Menschen verloren ihr Leben. In den Nachbarländern von Finnland sieht es so aus: In Schweden sind 3447 Menschen erkrankt, 105 sind verstorben; in Norwegen sind 4032 Erkrankungen aktenkundig, bei 23 Todesopfern; und in Russland gibt es angeblich 1264 Erkrankungen und vier Opfer.
Dass die Fallzahlen in Finnland vergleichsweise tief ausfallen, liegt an mehreren Faktoren, wie Heikki Kulta erzählt. Der langjährige F1-Journalist und Kenner der finnischen Motorsport-Szene erklärt sich die verhältnismässig moderate Ausbreitung des Virus in seinem Heimatland folgendermassen: «Zunächst einmal sind wir ein eher kleines Land, und die junge Regierung hat überaus schnell Gegenmassnahmen ergriffen. Die Hauptstadt Helsinki ist am meisten betroffen, aber gemessen an Zahlen aus anderen Städten sind die viel weniger schlimm. Viele Menschen zudem leben bei uns weit draussen auf dem Land, das macht es für einen Virus schwieriger, sich zu verbreiten.»
«Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg hat die finnische Regierung vom Notrecht Gebrauch gemacht. Die Menschen wurden sehr früh angewiesen, sich zu isolieren. Das hat dazu geführt, dass sich der Virus nicht so explosionsartig verbreiten konnte wie in einigen südlichen Ländern. Wir hoffen hier, dass die Kurve an Neuerkrankungen bald abflacht.»
«Ich finde, unser Präsident Sauli Niinstö hat sehr gut gehandelt. Er hat vor allem den jungen Menschen ins Gewissen geredet, dass jetzt die Zeit gekommen ist, die Älteren zu schützen, ihnen aber auch zu helfen. Es gibt unzählige Hilfsgruppen, die gebildet worden sind, sie bringen alleine lebenden, älteren Staatsbürgern Essen und Medikamente.»
«Wir sind in der glücklichen Lage, dass Finnland über ein sehr hochstehendes Gesundheitssystem verfügt. In diesen Zeiten wird klar, dass es der Bedrohung Corona gut widersteht, auch dank der erwähnten Sofortmassnahmen der Regierung.»
«Haben wir das alles zu wenig ernst genommen? Im Nachhinein ist es immer leicht, so etwas zu sagen. Aber selbst bei unseren disziplinierten Bürgern wäre es vor zwei Monaten schwer vorstellbar gewesen, dass wir so strenge Richtlinien erlassen.»
«Ich selber bin ein wenig übervorsichtig, was Krankheiten angeht. Wenn wir früher eine Grippewelle hatten, habe ich schon damals versucht, auf Distanz zu gehen. Seit Ende 2019 bin ich offiziell im Ruhestand, aber ich schreibe noch immer über Formel-1-Rennen und verfasse Bücher. Normalerweise würde ich jetzt zu Grands Prix reisen.»
«Ich verbringe meine Zeit, indem ich mich um kommende Projekte kümmere, das ist gut, um nicht ständig an Corona denken zu müssen. Ich höre Musik, ich gehe mehrmals am Tag mit dem Hund ums Haus, ich schaue Western-Filme, ich geniesse die Zeit mit meiner Frau. Das Wetter ist noch kühl, aber die Natur erwacht langsam. Es mangelt uns an nichts. Wenn mir überhaupt etwas schwerfällt, dann das Unwissen, wie lange das alles noch dauert.»
«Zwei meiner drei Töchter leben ganz in der Nähe. Wir verzichten aus naheliegenden Gründen auf Besuche, aber wir telefonieren jeden Tag. Am meisten fehlt uns der zweijährige Enkel, der jetzt langsam sprechen lernt.»
«Wir sind in Finnland guter Dinge, dass die Zahl an Erkrankungen bald zurückgeht. Wir bleiben als Volk ruhig und sind zuversichtlich, dass unsere Regierung das Richtige tut.»
«Was nationale Rennstrecken angeht, hat Corona wenig Auswirkungen. Die meisten Anlagen sind zu diesem Zeitpunkt des Jahres ohnehin noch geschlossen. Der nationale Rennsport wird leiden – solche Zeiten sind für alle hart, die nach Sponsoren suchen. Je länger diese Krise anhält, desto schwieriger wird es.»
Finnland könnte die Gaststätte für den diesjährigen MotoGP-WM-Start werden. Denn angesichts der anhaltenden Verbreitung des Sars-CoV-2-Erregers stehen die GP-Termine im Mai (Le Mans, Mugello) und Juni (Barcelona, Sachsenring, Assen) auf wackligen Beinen. Nur die MotoGP-Testfahrer bekamen im August des Vorjahres bei einem zweitägigen Test die Gelegenheit, erstmals auf dem KymiRing auszurücken, hinterher wurde Kritik am langweiligen Streckenlayout geäussert.
Der aktuelle Motorrad-GP-Kalender 2020
08. März: Doha/Q (ohne MotoGP)
17. Mai: Le Mans/F
31. Mai: Mugello/I
07. Juni: Barcelona/E
21. Juni: Sachsenring/D
28. Juni: Assen/NL
12. Juli: KymiRing/SF
09. August: Brünn/CZ
16. August: Red Bull Ring/A
30. August: Silverstone/GB
13. September: Misano/I
27. September: Aragón/E
04. Oktober: Buriram/TH
18. Oktober: Motegi/J
25. Oktober: Phillip Island/AUS
01. November: Sepang/MAL
15. November: Texas/USA
22. November: Las Termas/AR
29. November: Valencia/E
Ohne Datum: Jerez/E