MotoGP: Marc Marquez ist der Sturzkönig

Pol Espargaró: «Keine Kollision allein verschuldet»

Von Günther Wiesinger
Pol Espargaró: In Spielberg bisher ohne Punkte

Pol Espargaró: In Spielberg bisher ohne Punkte

Pol Espargaró bezeichnet die Kollision mit Oliveira in Spielberg als «racing incident». Im Brünn hält er Zarco für den Schuldigen. Der KTM-Star schildert noch einmal den abwechslungsreichen Sonntag am Red Bull Ring.

Auch wenn sich die KTM-Verantwortlichen am Sonntag vom MotoGP-Rennen nach den starken Auftritten am Freitag und Samstag und im Warm-Up mehr erhofft hatten als den vierten Platz von Brad Binder, so blieb der dritte Sieg von KTM-Pilot Albert Arenas (Open Bank Aspar KTM Team) im fünften Moto3-Rennen der Saison und die überlegene WM-Führung als Lichtblick, dazu der erste Moto2-Sieg des ehemaligen Moto3-Weltmeisters Jorge Martin und die Tatsache, dass das Red Bull KTM Ajo-Team mit Tetsuta Nagashima und Jorge Martin in diesem Jahr schon zwei Siege eingeheimst hat.

Und ehrlich gesagt: Hätte jemand der KTM-Truppe vor zwei Monaten prophezeit, dass sie mit Binder nach vier Rennen auf dem vierten WM.-Rang liegen würden und außerdem auf Rang 3 der Konstrukteurs-WM (vor Suzuki und Honda), die Oberösterreicher hätten solche Ergebnisse wohl mit Applaus unterschrieben.

Aber dass Pol Espargaró am Sonntag fuchsteufelswild war, ist verständlich. Er wurde in Brünn durch den Zusammenstoß mit Zarco um die Früchte seiner Arbeit gebracht, jetzt in Spielberg vereitelte der Abbruch seinen ersten MotoGP-Sieg, und dann ging im zweiten Rennen auch noch die Chance auf Platz 5 durch die Kollision mit Miguel Oliveira flöten.

Der 29-jährige Spanier ist durch die letzten zwei Nuller in der Fahrer-WM zuerst vom fünften auf den elften und jetzt sogar auf den 13. Platz zurückgefallen.

«Das Bike war mit dem Soft-Hinterreifen im zweiten Rennen komplett unbrauchbar. Ich konnte nicht ordentlich bremsen und bin in den Kurven überall zu weit hinausgetragen worden», betonte Pol. «Wenn man sich das erste Rennen anschaut, war es genau in den Bremszonen, wo ich stärker war als die Gegner. Ich habe beim Bremsen den ganzen Boden auf ‚Dovi‘ gutgemacht, den er mir auf den Geraden abgenommen hat. Aber weil mir der Medium hinten bei Re-Start fehlte, wir hatten einfach keinen mehr, war ich nicht mehr konkurrenzfähig. In den ersten drei Runden ging es gut, dann hat der Soft beim Bremsen hinten immer blockiert. Ich musste viele Umwege fahren. Ich wusste schon beim Abbruch, dass ich jetzt mit dem Soft hinten fahren muss. Deshalb habe ich beim Absteigen vom Motorrad den Kopf geschüttelt.»

Über die Ursache des Crashes mit Oliveira herrscht laut Pol inzwischen Einigkeit. «Ich habe das Gas außen aufgedreht, er innen. Ich habe ihn nicht gesehen, er hat mich nicht gesehen, also sind wir kollidiert. Es war ein ‚racing incident‘.»

Miguel Oliveira bemerkte allerdings an: «Pol hat die Tendenz, bei solchen Manövern nicht nach innen zu schauen.» Damit spielte der Portugiese auch an den Zarco-Brünn-Vorfall an.

Pol Espargaró wehrt sich gegen den Vorwurf, er übertreibe momentan das Risiko ein bisschen, weil er erstens bei KTM die Früchte seiner dreijährigen Aufbauarbeit ernten und zweitens bei Repsol-Honda zeigen will, dass sie den richtigen Teamkollegen für Marc Márquez verpflichtet haben.

«Klar, alle pushen hart, ich auch. Das geht in den Rennen nicht anders. Aber beim Brünn-Crash mit Zarco habe ich mir nichts vorzuwerfen. Und zu Spielberg: Ich bin nicht der Einzige, der sich manchmal verbremst und rausgetragen wird. Schaut euch Miller im Rennen vom letzten Sonntag an, er war auch nicht immer auf der Ideallinie. 'Dovi' ist im ersten Rennen in acht oder neun Runden auch zwei- oder dreimal zu weit rausgetragen worden. Das passiert, wenn du überholen und einen Gegner ausbremsen willst, das ist Racing. Dazu kommt, die KTM ist beim Bremsen sehr stark. Auch am Sonntag waren wir in den Bremszonen superstark. Ich habe Dovi immer wieder beim Bremsen eingefangen, auch Miller. Keiner konnte mich beim Bremsen austricksen. Ich habe später gebremst als alle andern. Da können manchmal Fehler passieren. Es ist nicht verboten, manchmal die Ideallinie zu verlassen und Richtung weißer Linie auszuweichen. Jedenfalls habe ich noch keinen Gegner aus meiner Schuld aus dem Rennen befördert. Aber Rennunfälle mit zwei Piloten können passieren.»

Der bisherige KTM-Teamleader hat beim GP von Österreich für KTM noch nie ein Top-Ten-Ergebnis erreicht. Noch schlimmer: Er sah in vier Jahren keine Zielflagge! 2017 kollidierte er mit Héctor Barbera, beim Sturz wurde eine Fußraste beschädigt, der Bremshebel brach ab, deshalb musste Espargaró die Weiterfahrt nach wenigen Runden beenden. 2018 fehlte er wegen der Nackenverletzung vom Brünn-Warm-up, 2019 schied er mit Elektronikdefekt aus. Und 2019 schaltete die Elektronik den Notfallmodus ein, Pol sah rote Lichter im Dashboard und stellte den Motor ab.

Pol hat mitbekommen, dass in manchen Medien ein Sturm der Entrüstung entfacht wurde. Denn manche Gegner vermuten, Michelin habe die neuen Reifen speziell für KTM gebaut, weil die Österreicher seit Mai am meisten getestet haben.

«Die Reifen sind für alle Teams gleich», hält der Moto2-Weltmeister von 2013 fest. «Wir bekommen dieselben Compounds wie alle anderen Hersteller. In Brünn war unser Motorrad einfach besser als die Bike der anderen. So wie die Konkurrenten jahrelang schneller waren als wir. Auch in Österreich waren wir sehr konkurrenzfähig. Es ist ein Wettbewerb, und wir waren das ganze Wochenende in Brünn und Spielberg schneller als die Mitbewerber.»

Ergebnisse MotoGP Spielberg, 16. August

1. Andrea Dovizioso, Ducati, 28 Runden
2. Joan Mir, Suzuki, +1,377 sec
3. Jack Miller, Ducati, +1,549
4. Brad Binder, KTM, +5,526
5. Valentino Rossi, Yamaha, +5,837
6. Takaaki Nakagami, Honda, +6,403
7. Danilo Petrucci, Ducati, +12,498
8. Fabio Quartararo, Yamaha, +12,534
9. Iker Lecuona, KTM, +14,117
10. Maverick Viñales, Yamaha, +15,276
11. Aleix Espargaró, Aprilia, +17,772
12. Michele Pirro, Ducati, +23,271
13. Bradley Smith, Aprilia, +24,868
14. Alex Márquez, Honda, +24,943
15. Cal Crutchlow, Honda, +27,435
16. Tito Rabat, Ducati, +28,502
17. Stefan Bradl, Honda, +28,609

WM-Stand nach 4 von 14 Rennen:

1. Quartararo, 67 Punkte. 2. Dovizioso 56. 3. Viñales 48. 4. Binder 41. 5. Rossi 38. 6. Nakagami 37. 7. Miller 36. 8. Morbidelli 31. 9. Mir 31. 10. Zarco 28. 11. Petrucci 20. 12. Rins 19. 13. Pol Espargaró 19. 14. Oliveira 18. 13. Alex Márquez 15. 16. Aleix Espargaró 11. 17. Bagnaia 9. 18. Smith 8. 19. Lecuona 7. 20. 17. Rabat 7. 21. Crutchlow 7. 22. Pirro 4.

Konstrukteurs-WM nach 4 von 14 Rennen:

1. Yamaha 81. 2. Ducati 67. 3. KTM 57. 4. Suzuki 44. 5. Honda 37. 6. Aprilia 16.

Ergebnis Österreich-GP, Moto3-WM

1. Arenas, KTM. 2. Masia, Honda. 3. McPhee, Honda. 4. Ogura, Honda. 5. D. Binder, KTM. 6. Vietti, KTM. 7. Arbolino Honda. 8. Öncü, KTM. 9. Fernandez, KTM. 10. Suzuki, Honda. - ferner Ferner: 25. Kofler, KTM. 28. Dupasquier, KTM.

WM-Stand nach 5 von 15 Rennen:

1. Arenas, 95 Punkte. 2. McPhee, 67. 3. Ogura, 65. 4. Suzuki, 50. 5. Fernandez, 43. 6. Vietti, 40. Arbolino, 40. 8. Masia, 39. 9. Rodrigo, 33. 10. Foggia, 32.

Ergebnis Moto2, Spielberg, 16. August:

1. Martin, Kalex
2. Marini, Kalex, + 2,195 sec
3. Schrötter, Kalex, + 4,782
4. Lowes, Kalex, + 7,249
5. Vierge, Kalex, + 7,325
6. Bezzecchi, Kalex, + 7,771
7. Lüthi, Kalex, + 9,405
8. Fernandez, Kalex, + 9,598
9. Canet, Speed-up, + 10,023
10. Roberts, Kalex, + 10,890
11. Baldassarri, Kalex, + 11,170
12. Aegerter, NTS, + 11,803
13. Chantra, Kalex, + 13,002
14. Dixon, Kalex, + 13,385
15. Garzo, Kalex, + 15,865

Moto2-WM-Stand nach 5 von 15 Rennen:

1. Marini, 78 Punkte. 2. Bastianini, 73. 3. Martin, 59. 4. Lowes, 59. 5. Nagashima, 55. 6. Canet, 43. 7. Bezzecchi, 40. 8. Vierge, 36. 9. Roberts, 35. 10. Baldassarri, 33. 11. Schrötter, 32. 12. Gardner, 25. 13. Fernandez, 25. 14. Lüthi, 24. 15. Navarro, 19. Ferner: 21. Aegerter, 4.

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