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Andrea Dovizioso: Rücktritt jetzt als letzter Ausweg?

Von Günther Wiesinger
Andrea Dovizioso

Andrea Dovizioso

Gut möglich, dass Andrea Dovizioso seine Zukunftsplanung über den Haufen werfen muss. Er war für KTM, Aprilia und Petronas-Yamaha zu teuer. Jetzt ist kein MotoGP-Platz mehr frei für ihn.

Nicht weniger als drei italienische MotoGP-Sieger haben noch keinen Vertrag für die Saison 2021 unterschrieben: Andrea Dovizioso, Valentino Rossi und Andrea Iannone. Dazu kommen Pecco Bagnaia, der zwar einen neuen Ducati-Vertrag hat, aber aller Voraussicht nach im Werksteam fahren wird. Denn der zweite Platz bei Pramac-Ducati neben Jorge Martin, das melden italienische Medien, wurde inzwischen dem zweifachen Moto2-Saisonsieger Enea Bastianini zugeschanzt. Das heißt: Gemeinsam mit Jack Miller wird wohl Pecco Bagnaia 2021 das Ducati-Werksteam bilden. Johann Zarco wird also bei Avintia bleiben; beide Fahrer haben nur Ein-Jahres-Verträge unterzeichnet, das gilt auch für Miller.

Iannone muss bis 15. Oktober waren, denn die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA hat kundgetan, dass der Berufungstermin von «The Maniac» beim Sportgerichtshofs CAS später als erwartet stattfinden wird. Es geht dabei um das Doping-Urteil von Andrea Iannone.

Ursprünglich hatte Aprilia-Rennchef Massimo Rivola mit einer Anhörung im August gerechnet. Vorläufig ist Iannone bis 17. Juni 2021 gesperrt.

Bei Dovizioso ist die Sachlage kompliziert. Er hat bei Ducati am Samstag beim GP-Österreich für 2021 den Krempel hingeworfen. Sein Manager Simone Battistella nahm dann mit allen noch verfügbaren Teams (Battistella: «Das ist meine Aufgabe») Kontakt auf. Aprilia Racing muss «Dovi» eine Absage erteilen, der dreifache Vizeweltmeister und aktuelle WM-Zweite war schlichtweg zu teuer. Schon bei KTM war der 34-jährige Italiener wegen seiner 4-Millionen-Euro-Forderung abgeblitzt.

Dann wurden Dovizioso und Battistella bei Petronas-Yamaha-Teamprinzipal Razlan Razali vorstellig. Heute wurde offenkundig, dass dieser Deal nicht zustande kommen wird. Auch das malaysische Team kann und will die 4 Millionen nicht bezahlen.

«Dovi kommt bei uns für 2021 nicht in Betracht», stellte Razlan Razali heute klar.

Petronas-Yamaha-SRT rechnet weiter mit einer Vertragsunterzeichnung von Valentino Rossi, die sich aber schon seit Monaten hinzieht. «Zu 99 Prozent wird es klappen», betonte Rossi zuletzt in Österreich. Er sagte jedoch im Corona-Lockdown über die Zeit ohne Rennen: «Daheim ist es auch schön.»

Nach unserer gestrigen Spekulation «Rossi-Rücktritt? Dovi zu Yamaha?» gingen die Wogen hoch.

«Petronas ist das Junior-Team von Yamaha, was hat Dovi mit bald 35 Jahren dort verloren?», wetterte ein Experte.

Naja, Rossi ist mit bald 42 Jahren auch kein ausgesprochener Junior mehr. Und zur Erinnerung: Im Juni 2018 hat Petronas-Yamaha mit Dani Pedrosa und Jorge Lorenzo verhandelt, auch keine Jünglinge.

Rossi bleibt für jedes MotoGP-Team eine reizvolle Figur, besonders für ein Kundenteam. Denn Yamaha Motor Racing bezahlt die Gage für den neunfachen Weltmeister, wenn er weiterfährt.

In Italien wurde jetzt spekuliert, ob womöglich der 23-jährige Rossi-Bruder Luca Marini den zweiten Platz neben Franco Morbidelli bei Petronas übernehmen könnte. Marini war bei Pramac-Ducati im Gespräch, dort wurde aber inzwischen sein Moto2-Kollege Enea Bastianini unter Vertrag genommen.

In Misano ist weiter zu hören, dass beim San-Marino-GP in den nächsten Tagen ein wichtiges Announcement verlautbart werde.
Das führte zu Spekulationen, Rossi werde zurücktreten. Für diesen Rückzug gäbe es inzwischen vielfältige Gründe. Denn die Yamaha ist in diesem Jahr weder standfest noch schnell genug. Fabio Quartararo führt zwar noch in der WM, aber er hat bei den letzten drei Rennen nur 20 Punkte kassiert, Dovi hingegen 41. Deshalb liegt er nur noch drei Punkte hinter dem Franzosen.

Die nächsten Tage und Wochen werden also nicht nur auf der Rennstrecke spannend. Andrea Dovizioso ist in einer Sackgasse gelandet. Wenn kein Wunder geschieht, sind alle Türen für ihn zugefallen.

Im Grund bleiben ihm drei Optionen: Ein Sabbatjahr nehmen, irgendwo als Testfahrer unterschreiben (Yamaha oder Suzuki?) – oder den Rücktritt verkünden.

Gut möglich, dass es beim besagten «Announcement» um den GP-Abschied des 15-fachen MotoGP-Siegers geht.

Denn auch für 2022 sind die Türen bei Yamaha, KTM, Honda und Suzuki zu. Aprilia hat nicht genug Geld, und das Kapitel Ducati ist nach acht Jahren für Dovi abgehakt.

Aprilia Racing hat zwar noch einen Platz frei, aber der bleibt bis 15. Oktober für Iannone reserviert. Erst wenn seine Dopingsperre bis Juni 2021 bestätigt wird, könnte Cal Crutchlow zum Zug kommen.

So sehen die MotoGP-Teams 2021 aus

Repsol-Honda
Marc Márquez, Pol Espargaró

Ducati Team
Jack Miller, Pecco Bagnaia

Monster Energy Yamaha
Maverick Viñales, Fabio Quartararo

Suzuki Ecstar
Alex Rins, Joan Mir

Red Bull KTM Factory Racing
Brad Binder, Miguel Oliveira

Aprilia Racing Team Gresini
Aleix Espargaró, Andrea Iannone? Cal Crutchlow?

Pramac Racing
Jorge Martin, Enea Bastianini

Reale Avintia Racing
Tito Rabat, Johann Zarco

Petronas Yamaha SRT
Valentino Rossi?, Franco Morbidelli

LCR Honda
Alex Márquez, Takaaki Nakagami

Red Bull KTM Tech3
Danilo Petrucci, Iker Lecuona

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