MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Davide Brivio (Suzuki): «Joan Mir ist besonders»

Von Nora Lantschner
Davide Brivio feiert seinen Weltmeister Joan Mir

Davide Brivio feiert seinen Weltmeister Joan Mir

Suzuki-Teammanager Davide Brivio beschreibt den historischen Moment, als sich Joan Mir in Valencia zum MotoGP-Weltmeister 2020 kürte. 2021 würde er gerne die Nummer 1 auf der GSX-RR sehen.

Als Joan Mir am Sonntag in Valencia die Ziellinie nach fehlerfreien 27 Runden als Siebter überquerte, war dem erst 23-jährigen Spanier die MotoGP-Krone 2020 ein Rennen vor Schluss sicher. Damit bescherte er Suzuki den ersten Titel in der Königsklasse der Motorrad-WM seit Kenny Robert Jr. im Jahr 2000.

Suzuki-Ecstar-Teammanager Davide Brivio berichtete mit einem Schmunzeln, wie er diesen historischen Moment erlebt hat: «Es war sehr merkwürdig. Ich hatte seit vielen Jahren von diesem Moment geträumt, seit ich angefangen habe, für Suzuki zu arbeiten. Vielleicht war es die Anspannung, aber als Joan über den Zielstrich gefahren ist, habe ich mich irgendwie leer gefühlt, nach dem Motto: ‚Was soll ich jetzt machen?‘ Ich hatte nicht mal die Kraft zu jubeln, für ein paar Sekunden war ich wie blockiert. Aber dann haben sich alle umarmt und auch ich bin in die Gruppe eingetaucht. Es war aber ein merkwürdiger Moment. Darüber muss ich noch nachdenken», fügte er an.

Auch Stunden später suchte der Italiener noch nach den richtigen Worten: «Tja, was soll ich sagen. Es war natürlich historisch. Wir haben etwas Großartiges geschafft. Nicht einmal wenn ich ein Filmemacher wäre, der an einem Skript arbeitet, hätte ich es mir so gut ausmalen können: Zum 100-jährigen Bestehen von Suzuki, 20 Jahre nach dem letzten Titel und zum 60-jährigen Jubiläum im Rennsport eine Weltmeisterschaft zu gewinnen – noch dazu in so einem schwierigen Jahr… Wir haben etwas Historisches erreicht, besser hätten wir es uns nicht vorstellen können», schwärmte er zufrieden.

War es der bisher emotionalste Titelgewinn für Brivio? «Jeder Titelgewinn ist emotional», entgegnete der frühere Yamaha-Teammanager in der Box von Superstar Valentino Rossi. «Natürlich war der erste Titel mit Valentino emotional – alle Titelgewinne sind immer speziell. Ich kann nicht sagen, ob dieser jetzt spezieller ist oder nicht. Aber sicher ist die Situation hier bei Suzuki anders: Das Team aber auch die Fahrer sind hier gewachsen. Wir fühlen uns alle ein Teil der Reise, die uns hierher gebracht hat. Es war sehr emotional. Ich habe es noch immer nicht ganz realisiert, ich werde auch in den nächsten Tagen noch darüber nachdenken müssen. Aber ganz ohne Zweifel: Das ist etwas, was für immer in meinem Kopf bleiben wird. Etwas, wovon ich geträumt habe. Aber ganz ehrlich, ich dachte auch, es sei schwierig zu erreichen. Aber jetzt ist es geschafft. Ich schätzte mich sehr glücklich, dass sich der Traum erfüllt hat.»

Brivio verwies im Moment des Triumphs auf das Team: «Ich freue mich für uns alle. Für alle, die in das Projekt involviert sind. Wir haben vor wenigen Jahren bei null begonnen. Dann kamen Leute dazu, die eine große Leidenschaft auszeichnet. Leute, von denen ein Großteil noch nicht gewonnen hatte. Sie waren also motiviert, das zu versuchen. Und vor allem die Fahrer: Joan war unglaublich – ich glaube, wir haben einen vor uns, der besonders ist. Alex hat auch einen unglaublichen Job gemacht. Wenn man bedenkt, dass er sich verletzt hat und ein paar Fehler gemacht hat, dann hätte er auch dort sein können. Ich glaube, diese Saison zeigt, dass wir mit beiden Fahrern konkurrenzfähig waren. Joan war konstanter. Er hat mehr Podestplätze geschafft und vielleicht weniger Fehler gemacht – und den Titel geholt. Wir sind sehr stolz auf das, was wir geschafft haben.»

Suzuki ist übrigens auf dem besten Weg zur «Triple Crown»: Der Team-Titel wurde ebenfalls schon in Valencia fixiert, in der Konstrukteurs-Wertung liegt man gleichauf mit Ducati auf Platz 1.

Bleibt noch die Frage: Sehen wir in der MotoGP-Saison 2021 eine GSX-RR mit der Nummer 1 in der Startaufstellung?

«Wir haben noch nicht darüber gesprochen. Es wäre schon schön, aber ich weiß es nicht», grübelte der Teammanager des neuen MotoGP-Weltmeisters. «Es ist eine Entscheidung des Fahrers, denn die Nummer ist in dieser modernen Ära auch ein Logo, da geht es auch um das Merchandising und Business-Dinge. Ich hätte gerne für ein Jahr die Nummer 1, aber die Entscheidung liegt bei Joan.»

MotoGP-Ergebnis, Valencia-GP (15.11.):

1. Morbidelli, Yamaha, 27 Runden in 41:22,478 min
2. Miller, Ducati, + 0,093 sec
3. Pol Espargaró, KTM, + 3,006
4. Rins, Suzuki, + 3,697
5. Binder, KTM, + 4,127
6. Oliveira, KTM, + 7,272
7. Mir, Suzuki, + 8,703
8. Dovizioso, Ducati, + 8,729
9. Aleix Espargaró, Aprilia, + 15,512
10. Viñales, Yamaha, + 19,043
11. Bagnaia, Ducati, + 19,456
12. Rossi, Yamaha, + 19,717
13. Crutchlow, Honda, + 23,802
14. Bradl, Honda, + 27,430
15. Petrucci, Ducati, + 30,619
16. Alex Márquez, Honda, + 30,619
17. Rabat, Ducati, + 42,365
18. Savadori, Aprilia, + 46,472

Stand Fahrer-WM nach 13 von 14 Rennen:

1. Mir, 171 Punkte (Weltmeister). 2. Morbidelli 142. 3. Rins 138. 4. Viñales 127. 5. Quartararo 125. 6. Dovizioso 125. 7. Pol Espargaró 122. 8. Miller 112. 9. Nakagami 105. 10. Oliveira 100. 11. Binder 87. 12. Petrucci 78. 13. Zarco 71. 14. Alex Márquez 67. 15. Rossi 62. 16. Bagnaia 47. 17. Aleix Espargaró 34. 18. Crutchlow 29. 19. Lecuona 27. 20. Bradl 18. 21. Smith 12. 22. Rabat 10. 23. Pirro 4.

Konstrukteurs-WM nach 13 von 14 Rennen:

1. Suzuki, 201 Punkte. 2. Ducati 201. 3. Yamaha 188. 4. KTM 175. 5. Honda 133. 6. Aprilia 43.

Team-WM nach 13 von 14 Rennen:

1. Team Suzuki Ecstar, 309 Punkte (Weltmeister). 2. Petronas Yamaha SRT 230. 3. Red Bull KTM Factory Racing 209. 4. Ducati Team 203. 5. Monster Energy Yamaha MotoGP 169. 6. Pramac Racing 163. 7. LCR Honda 134. 8. Red Bull KTM Tech3 127. 9. Repsol Honda Team 85. 10. Esponsorama Racing 81. 11. Aprilia Racing Team Gresini 46.

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