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Danilo Petrucci: Sein Fazit nach sechs Ducati-Jahren

Von Günther Wiesinger
Zwei MotoGP-Siege und insgesamt zehn Podestplätze hat Danilo Petrucci in sechs Ducati-Jahren (die ersten vier bei Pramac) geschafft. Er spricht vor dem Wechsel zu Tech3-KTM offen über seine Stärken und Schwächen.

Danilo Petrucci macht kein Geheimnis daraus, dass er sich als Gesamtsechster von 2019 und makellosem Sieg in Mugello 2019 von der MotoGP-Saison 2020 mehr erwartet hat als den zwölften Endrang und einen Sieg in Le Mans. Das blieb nämlich nicht nur sein einziger Podestplatz, das zweitbeste Ergebnis fiel mit Abstand schlechter aus: Platz 7 beim Österreich GP!

«Wir haben lange Zeit Mühe mit der neuen Hinterreifenkonstruktion von Michelin gehabt», hält Petrucci fest. «Es gab ja wegen dem gedrängten Kalender während der Saison nur einen MotoGP-Test, und zwar in Misano. Dort haben wir dann beim Set-up endlich Fortschritte gemacht.»

Die größte Mühe hatte Petrucci mit diesem Hinterreifen jeweils über eine einzelne schnelle Runde. Seine Quali-Positionen und Rennergebnisse in den 14 Grand Prix sprechen Bände: 12-9, 11-Sturz, 8-12, 13-7, 11-11, 15-16, 9-10, 9-8, 3-1, 8-15, 19-10, 18-10, 15-15, 18-16). Immerhin siebenmal machte «Petrux» im Rennen Plätze wett, zweimal kam er an derselben Position ins Ziel. Im zweiten Jerez-GP schied er durch Sturz aus.

«Ich konnte das Potenzial des Bikes lange Zeit nicht ausschöpfen», hält Petrucci im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Ein Problem, das mir aufgefallen ist – das Motorrad war nicht wirklich konstant von Runde zu Runde. In der Quali-Runde, in der du 100 Prozent geben musst, war es nie so einfach wie früher. Ich war in der Rennpace in diesem Jahr meistens stärker. Manchmal hatte ich die Pace der Topfahrer, aber ich bin aus der vierten oder fünften Reihe weggefahren… Dadurch konnte ich meinen wahren Speed in den Rennen oft nicht richtig zur Schau stellen.»

Auch Honda hatte anfangs ähnliche Probleme mit den neuen Hinterreifen. Stefan Bradl, Alex Márquez und Cal Crutchlow kamen deshalb in den GP-Qualis erst nach dem Misano-Test in Schwung.

«Ja, ich habe die Fortschritte bei Honda aufmerksam beobachtet. Besonders in den letzten Rennen haben sie sich klar verbessert. Ich erinnere mich zum Beispiel in Aragón und Portimão. Ich fand zumindest in Barcelona und Le Mans eine gute Abstimmung. Trotzdem habe ich mich auf der Ducati nie so wohl gefühlt wie 2019.»

Petrucci absolvierte vier Jahre bei Pramac und sammelte dort sechs Podestplätze ein, den ersten 2015 in Silverstone (Sieger Rossi, Petrucci 3 sec zurück).

Aber Danilo war sich bewusst, dass ihn Ducati für 2019 nicht wegen seiner überirdischen fahrerischen Qualitäten statt Jorge Lorenzo ins Werksteam beförderte. «Sie nehmen mich nicht, weil ich besser bin, sondern weil ich billiger bin», bemerkte er nach Platz 2 beim Frankreich-GP 2018 schmunzelnd und zutreffend.

Damals kämpfte Andrea Dovizioso gegen Marc Márquez um den Titel. Petrucci erfüllte bei Ducati die Rolle des zuverlässigen Punktesammlers mit jeweils guten Podestchancen.

Deshalb wurde sein Vertrag nach dem achten WM-Rang 2018 bei Pramac wieder um ein Jahr verlängert – und der Platz im Werksteam möglich gemacht.

«Am Ende habe ich es zuerst bei Pramac und dann bei Ducati dank meiner Resultate jedes Jahr geschafft, einen neuen Vertrag zu bekommen», hält der 30-jährige Römer dankbar fest. «Aber manchmal stand auch eine andere Lösung zur Diskussion als ein MotoGP-Vertrag...»

Zur Erinnerung: Während der schwachen zweiten Saisonhälfte 2019 wurde bei Ducati überlegt, ob man Petrucci statt Bautista (er ging nach 16 Laufsiegen überraschend zu Honda) für 2020 ins Superbike-Werksteam transferieren sollte.

«Ich habe mich immer bemüht, mich von der besten Seite zu zeigen. Ich war meistens über eine ganze Saison hinweg ziemlich beständig und habe oft gepunktet. Aber manchmal habe ich gelitten. Zum Beispiel nach der Saisonmitte 2019, als ich eine ganze Weile lang WM-Dritter war», gibt der Römer zu.

Petrucci heimste im Mai und Juni 2019 drei Podestplätze in Serie ein, aber dann ließ seine Performance nach, er rutschte auf den sechsten WM-Rang zurück.

«Die Ergebnisse in der zweiten Saisonhälfte 2019 waren nicht gut genug. Ich habe mich zu stark selbst unter Druck gesetzt. Ich wollte auch in der zweiten Saisonhälfte gegen Marc Márquez kämpfen, wie es mir im Frühjahr gelungen war. Aber ich habe zu viel von mir erwartet. Es fiel mir schwer, als WM-Dritter die nötige Lockerheit zu finden. Deshalb war ich nicht mehr schnell genug.»

«2020 wusste ich schon vor dem Saisonstart, dass meine Karriere bei Ducati nicht weitergehen würde. Wenn du deine Arbeit zu 100 Prozent verrichten sollst, ist das schwierig, wenn du weißt, deine Zukunft liegt nicht bei dieser Marke», sagt Danilo.

Die MotoGP-Karriere von Danilo Petrucci

2012. WM-19. auf Ioda-Aprilia und Suter-BMW, 27 Punkte
2013: WM-17. auf Suter-BMW, 26 Punkte
2014: WM-20. auf ART-Aprilia, 17 Punkte
2015: WM-10. auf Ducati, 113 Punkte
2016: WM-14. auf Ducati, 75 Punkte
2017: WM-8. auf Ducati, 112 Punkte
2018. WM-8. auf Ducati, 124 Punkte
2019: WM-6. auf Ducati, 176 Punkte
2020: WM-12. auf Ducati, 78 Punkte

MotoGP-Podestplätze (total 10)

2015: Platz 2 in Silverstone
2017: Platz 3 in Mugello, Platz 2 in Assen, Platz 2 in Misano,
Platz 3 in Motegi
2018: Platz 2 in Le Mans
2019: Platz 3 in Le Mans, Sieg in Mugello, Platz 3 in Catalunya
2020: Sieg in Le Mans

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