Valentino Rossi: «Will es der Zeit schwer machen»
Valentino Rossi
Mit 42 Jahren bestreitet Valentino Rossi seine 26. WM-Saison. Weil der Petronas-Neuzugang in den ersten drei Rennen des Jahres nur vier Punkte sammelte, wurden einmal mehr die Stimmen lauter, seine Zeit sei längst vorbei, er solle seinen Platz doch einem jungen Fahrer überlassen.
Der «Dottore» stellte dazu gegenüber der Gazzetta dello Sport nun klar: «Meine Überlegung ist ganz einfach und ich finde es merkwürdig, dass es viele Leute nicht verstehen. Vielleicht denke ich anders. Ich mag es, wie ich mich fühle, dieses Feeling, das Adrenalin, das man spürt, wenn man gewinnt, auf dem Podest steht oder einfach ein schönes Rennen fährt. Mir geht es dann ein paar Tage lang gut. Ich mag dieses Gefühl. Ich weiß sehr gut, dass mich am Ende die Zeit besiegen wird, leider ist es für alle so, aber ich versuche mit ganzer Kraft, es ihr so schwer wie möglich zu machen. Das ist der einzige Grund, warum ich noch weitermache.»
Zur Erinnerung: Rossis bisher letzter Podestplatz datiert auf den 26. Juli 2020, der letzte Sieg liegt noch weiter zurück – Assen am 25. Juni 2017.
Das viel zitierte Argument, dass der neunfache Weltmeister den Zeitpunkt verpasst habe, um auf dem Höhepunkt seiner Karriere abzutreten, entkräftet er so: «Meiner Meinung nach ist das, was du verlierst, wenn du aufhörst, das zu tun, was dir am meisten gefällt, größer als das, was du dazugewinnst, wenn du auf dem Höhepunkt der Karriere abtrittst. Man weiß auch nie, ob es wirklich vorbei ist: 2013, als ich zu Yamaha zurückgekehrt bin, hatten mich alle schon abgeschrieben. Aber dann hätte ich, wenn sie mir den Titel 2015 nicht gestohlen hätten, noch einmal die Weltmeisterschaft gewonnen. Es wäre mein zehnter Titel gewesen und meine Sportlerlaufbahn als Sieger hätte sich gar um sechs Jahre verlängert.»
«Klar, ich will nicht auf Platz 12 oder Platz 16 landen. Und wenn ich auf dem Höhepunkt hätte aufhören wollen, hätte ich es schon vor ein paar Jahren tun müssen. Aber ich glaube daran, ich will es versuchen», ergänzte «Vale».
Was wird der 115-fache GP-Sieger der MotoGP hinterlassen, wenn er sich dann doch einmal zur Ruhe setzt? «Ich war der erste moderne Fahrer der MotoGP. Ich habe viele Dinge als Erster getan, die für viele Fahrer von heute eine Lektion waren. Ich habe sehr jung angefangen, mit 20 Jahren war ich aber schon in der Klasse 500 ccm und alle sind diesem Weg gefolgt. Es gibt ein paar Dinge, die ich getan habe und auf die alle geschaut haben.»
Wenn Valentino Rossi die Zeit zurückdrehen und einen Tag seines Lebens verändern könnte, welcher wäre es? «Valencia 2006», erwiderte er. «Dort habe ich eine Weltmeisterschaft weggeworfen, die ich hätte gewinnen können. Dann wären es trotzdem zehn gewesen, auch nach dem Diebstahl von 2015.»