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Danilo Petrucci: «Muss mich von Lecuona fernhalten»

Von Günther Wiesinger
KTM-Tech3-Pilot Danilo Petrucci war nach dem Sachsenring-GP echt sauer auf seinen Teamkollegen Iker Lecuona, dem er die Schuld an seinen Sturz mit Alex Márquez gab.

Danilo Petrucci ging mit großen Erwartungen an den Start zum Großen Preis von Deutschland, denn er hatte in den freien Trainings einen elften Platz erzielt und Gefallen am neuen KTM-Chassis gefunden. Und wegen der nur 700 Meter langen Start-Ziel-Geraden spürte der kräftig gebaute 30-jährige Römer weniger Top-Speed-Nachteile als üblich.

Tatsächlich stürmte der Tech3-KTM-Werkspilot gleich in der Anfangsphase vom 19. Startplatz (Bastianini hatte im Q1 seine beste Runde zerstört und bekam dafür einen Grid-Penalty von drei Plätzen) noch in der ersten Runde auf Platz 12. Danach wurde er von Joan Mir und Iker Lecuona überholt, weil er die Reifen in der Anfangsphase für die strapaziösen 30 Runden schonen wollte. In der fünften Runde stürzte der Italiener beim Kampf um Platz 12 gegen Iker Lecuona und Alex Márquez.

Denn es kam im Turn 1 zu einer Kollision mit dem LCR-Honda-Piloten.

Petrucci ärgerte sich über seinen dritten Rennsturz in diesem Jahr.
Während Alex Márquez («Ich hatte das Gefühl, Petrucci hätte gegen mein Bike gedrückt») etwas ungenaue Angaben zum Zusammenstoß machte, stellte sich für den KTM-Piloten die Situation anders dar. «Márquez ist gestürzt, und ich bin über sein Motorrad gefahren. Das Problem war, dass Lecuona sehr heftig gebremst hat, deshalb musste auch Márquez stark bremsen. Lecuona hat meiner Ansicht in diesen wenigen Runden ein paar blöde Manöver gemacht. Denn alle Fahrer haben hintereinander abgewartet, und ich war nach einem guten Start schön dabei. Lecuona hat dauernd attackiert, als einziger, denn es waren noch 25 Runden zu fahren. In so einem Rennen muss man Geduld haben und abwarten. Er hat sehr hart gepusht, er hat mich zweimal überholt. In der Kurve 1 waren wir hintereinander. Er hat sehr hart gebremst, Márquez hat ihn als Referenz genommen und auch spät gebremst. Iker ging dann weit raus, Márquez ist gestürzt, und ich habe sein Motorrad unter meinen Rädern gefunden. Ich war in maximaler Schräglage und konnte meinen Sturz nicht vermeiden.»

«Ich will am liebsten nicht mehr viele Worte zu diesem Vorfall verlieren. Sehr schade, denn wir haben ein gutes Wochenende gezeigt, ich bin gut gestartet und war in einer Warteposition», schilderte Danilo, der 2019 beim Sachsenring-GP als bester Ducati-Pilot auf Platz 4 gelandet war. «Ich bin wirklich enttäuscht von Iker. Denn er kann von den 21 Fahrern in seiner Umgebung noch viel lernen, nicht nur von mir. Aber er fährt immer in den ersten Runden extrem aggressiv; dann beendet er das Rennen in letzter Position. Das ist seine Rennstrategie, mehr oder weniger.»

Iker Lecuona fiel später mit Magenkrämpfen auf Platz 17 zurück.

Wird Petrucci vor Assen ein ernstes Wort mit ihm reden? «Nein. Das einzige, was ich tun kann: Ich muss im Qualifying ein besseres Ergebnis erreichen und mich im Rennen von ihm fernhalten. Dann kann er bei den nächsten Rennen sein eigenes Süppchen kochen.»

Tatache ist: Bei Tech3-KTM ist für 2022 nur noch ein Platz frei, einer ist für Moto2-WM-Leader Remy Gardner reserviert. Erzeugt das einen gewissen Leistungsdruck bei Petrucci und Lecuona?

«Mein Ärger hat damit nichts zu tun», stellte Petrux fest. «Es tut mir nur leid, weil die gute Arbeit des Teams von drei Tagen ruiniert wurde. Und ich habe ein Rennen verloren. Wenn Iker etwas abgewartet hätte, wäre ich vielleicht in die Top-Ten gekommen, er hätte ein paar Punkte sammeln können. Nach diesem Manöver ist das ganze Tech3-Team mit null Punkten abgereist. Sonst gibt es nichts zu sagen. Ich wollte am Sonntag in die Top-Ten. Ich war schon Zwölfter… Wir waren noch alle in einer Kolonne hintereinander. Klar, ich bin kein Weltmeister. Aber ich fahre seit zehn Jahren MotoGP auf dem Sachsenring. Ich weiß genau, wie die Rennen hier ablaufen. Man muss die Reifen am Anfang auf der linken Seite behutsam behandeln, ohne Attacken. Du musst in den letzten zehn Runden attackieren, wenn du noch etwas von den Reifen übrig hast.»

Petrucci will Lecuona gar nicht als Konkurrenten für den zweiten Platz bei Tech3 betrachten. Er hakte das Thema ab: «Es ist eine Beleidigung, wenn mich jemand auf dasselbe Level stellt wie ihn.»

«Dieser Rennunfall war wirklich schade», bedauerte KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer. «Denn Danilo hat eines seiner besten Rennwochenende in diesem Jahr gehabt, auch was seine Zusammenarbeit mit dem Team betrifft. Die vielen kleinen Updates haben ihm sehr geholfen, er ist jetzt mit dem Motorrad viel zufriedener.»

«Danilo war in Sachsen wirklich positiv udn zuversichtlich engestellt», ergänzte Beirer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Er hat gesagt: ‚Ab jetzt holen wir was raus.‘ Durch die Startposition hatte er auf dem Sachsenring keine ideale Ausgangslage. Schade, dass er dann mit leeren Händen dagestanden ist. Er war gut drauf, darum hat ihn der Crash so geärgert. Wenn er hinten rumgefahren wäre, wäre es ihm ja wurscht gewesen. Aber Danilo hat gewusst, er kann etwas rausholen. Aber wir sind überzeugt, dass er bereits in Assen die Vorteile des neuen Pakets noch stärker ausnutzen kann.»

Übrigens: Beim Deutschland-GP standen 72 KTM-Bikes am Start, 14 (mit GASGAS und Husqvarna) in der Moto3, vier in der MotoGP, der Rest im Red Bull-Rookies-Cup und im Northern Talent Cup.

Ergebnisse MotoGP Sachsenring/D, 20. Juni

1. Marc Márquez (E), Honda, 30 Runden in 41:07,243 min
2. Miguel Oliveira (P), KTM, +1,610 sec
3. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +6,772
4. Brad Binder (ZA), KTM, +7,922
5. Pecco Bagnaia (I), Ducati, +8,591
6. Jack Miller (AUS), Ducati, +9,096
7. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +9,371
8. Johann Zarco (F), Ducati, +11,439
9. Joan Mir (E), Suzuki, +11,625
10. Pol Espargaró (E), Honda, +14,769
11. Alex Rins (E), Suzuki, +16,803
12. Jorge Martin (E), Ducati, +16,915
13. Takaaki Nakagami (J), Honda, +19,217
14. Valentino Rossi (I), Yamaha, +22,300
15. Luca Marini (I), Ducati, +23,615
16. Enea Bastianini (I), Ducati, +23,738
17. Iker Lecuona (E), KTM, +23,946
18. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +24,414
19. Maverick Vinales (E), Yamaha, +24,715
– Lorenzo Savadori (I), Aprilia, 25 Runden zurück
– Danilo Petrucci (I), KTM, 26 Runden zurück
– Alex Márquez (E), Honda, 26 Runden zurück

Stand Fahrer-WM nach 8 Rennen von 19 Rennen:

1. Quartararo, 131 Punkte. 2. Zarco 109. 3. Miller 100. 4. Bagnaia 99. 5. Mir 85. 6. Viñales 75. 7. Oliveira 74. 8. Binder 56. 9. Aleix Espargaró 53. 10. Marc Márquez 41. 11. Morbidelli 40. 12. Pol Espargaró 35. 13. Nakagami 34. 14. Rins 28. 15. Bastianini 26. 16. Alex Márquez 25. 17. Martin 23. 18. Petrucci 23. 19. Rossi 17. 20. Marini 14. 21. Lecuona 13. 22. Bradl 11. 23. Savadori 4. 24. Pirro 3. 25. Rabat 1.

Stand Konstrukteurs-WM:

1. Yamaha, 159 Punkte. 2. Ducati 154. 3. KTM 103. 4. Suzuki 89. 5. Honda 77. 6. Aprilia 54.

Stand Team-WM:

1. Monster Energy Yamaha, 206 Punkte. 2. Ducati Lenovo 199. 3. Pramac Racing 136. 4. Red Bull KTM Factory Racing 130. 5. Suzuki Ecstar 113. 6. Repsol Honda 83. 7. LCR Honda 59. 8. Petronas Yamaha SRT 57. 9. Aprilia Racing Team Gresini 57. 10. Esponsorama Racing Ducati 40. 11. Tech3 KTM Factory Racing 36.

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