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Maverick Viñales: Yamaha kannte keine Gnade

Von Günther Wiesinger
Maverick Viñales: Wann geht es für ihn wieder bergauf?

Maverick Viñales: Wann geht es für ihn wieder bergauf?

Für Yamaha steht der Gewinn der Konstrukteurs-WM und der Team-WM auf dem Spiel. Deshalb wurde überlegt, ob Viñales trotz seines firmenschädlichen Verhaltens begnadigt werden soll. Doch der Bruch war nicht mehr zu kitten.

Die Verantwortlichen von Yamaha Motor Racing von MotoGP-Projektleiter Takahiro Sumi über Managing Director Lin Jarvis bis zu Teamdirektor Massimo Meregalli steckten in der Zwickmühle. Sie mussten zeitnah entscheiden, ob Maverick Viñales nach seinem Black-out beim GP der Steiermark am 8. August weiter suspendiert bleibt oder ob er begnadigt wird.

Der Yamaha-Werksfahrer und neunfache MotoGP-Siege (acht Siege auf Yamaha, einer auf Suzuki) hatte nach dem Abbruch (Crash von Pedrosa und Savadori und Riesenfeuer in Turn 3) nach der Aufwärmrunde vor dem Re-Start den Motor abgewürgt, er musste aus der Boxengasse losfahren und war dann Letzter. Er versuchte zornig während des Rennens gewaltsam den Motor zu ruinieren und rollte vor der letzten Runde an die Box.

Durch das Data-Recording konnte die dauernde Fahrt am Drehzahlbegrenzer (zum Beispiel fünfter statt sechster Gang auf den Geraden) lückenlos nachgewiesen werden.

Im ersten Ärger planten die Yamaha-MotoGP-Manager eine Suspendierung von Viñales für den Rest der Saison. Denn der 26-jährige Spanier hatte das Team und das Werk mit seiner ungebührlichen und entwürdigenden Vorgehensweise blamiert und bloßgestellt, er hatte trotz seiner 6,5-Mio-Euro-Jahresgage respektlos zum Nachteil des Arbeitgebers gehandelt.

Außerdem hätte er seine Rennfahrerkollegen durch einen kapitalen Motorschaden mit Ölverlust ernsthaft in Gefahr bringen können.

Bei den Yamaha-Verantwortlichen rauchen seit fast zwei Wochen die Köpfe. «Ich brauche vier Wochen Urlaub», seufzte ein Teammitglied am Sonntag.

Es waren tagelang Notfallszenarien ausgeheckt worden. In Silverstone (27. bis 29. August) sollte Testfahrer Cal Crutchlow vom Petronas-Teams ins Werksteam aufrücken, Petronas-Moto2-Pilot Jake Dixon sollte statt Morbidelli bei Petronas die M1 fahren. In Aragón (12. September) könnte Xavi Vierge bei Petronas von der Moto2-Kalex auf die MotoGP-Yamaha springen. Und in Misano am 19. September könnte der verletzte Franky Morbidelli wieder fit und einsatzfähig sein.

Und gestern übte Petronas-Moto3-Pilot Darryn Binder in Brünn bereits mit einem 1000-ccm-YART-Yamaha-R1 Superbike. Er gilt als Kandidat für den MotoGP-Platz bei Petronas für 2022. Auch Jack Miller hat nach der Moto3-Saison 2014 die Moto2 übersprungen – und ist direkt auf eine MotoGP-Honda gestiegen.

Das Problem mit diesen Ersatzfahrern: Sie haben alle miteinander nicht das fahrerische Level eines motivierten Maverick Viñales.

Durch die Suspendierung des Werkspiloten ging bereits sein sechster Rang in der Fahrer-WM an Brad Binder verloren. Yamaha hat beim Österreich-GP die Führung in der prestigeträchtigen Konstrukteurs-WM an Ducati verloren, die Führung in der Team-WM ist in Gefahr geraten.

Deshalb waren in dieser Woche auch die Hardliner bei Yamaha mit der Frage konfrontiert, ob sie nicht Gnade vor Recht ergehen lassen und Viñales nach dieser Nachdenkpause und seiner Entschuldigung wieder zurückholen sollen.

«Ich bin traurig, dass es so gelaufen ist. Am Ende hatte sich viel Frustration in mir aufgestaut, weil viele Rennen nicht so geklappt haben, wie ich es mir im Kopf vorgestellt hatte. Es war ein schwieriger Moment für uns», räumte Viñales am Österreich-GP-Wochenende ein. «Es war ein Moment großer Frustration. Denn das erste Rennen in Spielberg lief bis zum Abbruch pefekt. Ich bin mit viel Kraft in die zweite Saisonhälfte gestartet, weil ich gute Ergebnisse erzielen wollte. Dann ist aber alles ein bisschen schief gegangen. Ich hatte eine Frustration in mir, eine innere Explosion, die ich nicht richtig handhaben konnte. Ich entschuldige mich bei Yamaha, weil ich in den letzten Runden auf eine falsche Weise gefahren bin. Die Frustration hat mich dazu gebracht, auf eine Weise zu fahren, die nicht richtig war. Zu keiner Zeit hatte ich aber die Absicht, jemanden in Gefahr zu bringen», ergänzte Viñales. Reumütiger Nachsatz: «Es war nicht meine Absicht, dass es so endet.»

Es deutete einiges darauf hin, dass sich Yamaha und Viñales für die letzten acht Grand Prix noch einmal zusammenraufen könnten.

Denn es steht die erste «Triple Crown» für Yamaha seit 2015 auf dem Spiel. Yamaha braucht dafür die besten fahrerischen Kräfte. Der Silverstone Circuit kommt der Yamaha YZR-M1 entgegen, auch Vinales als Fahrer. Er hat dort 2016 seinen ersten MotoGP-Sieg gefeiert – noch auf Suzuki.

Aber zwischen Viñales sind Yamaha wurde zu viel Porzellan zerschlagen. Jetzt wurde bestätigt: Es gibt kein Zurück mehr.

Ergebnisse MotoGP Red Bull Ring, 15. August 2021:

1. Brad Binder (ZA), KTM, 28 Runden in 40:43,928 min
2. Pecco Bagnaia (I), Ducati, +12,991 sec
3. Jorge Martin (E), Ducati, +14,570
4. Joan Mir (E), Suzuki, +15,623
5. Luca Marini (I), Ducati, +17,831
6. Iker Lecuona (E), KTM, +17,952
7. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +19,650
8. Valentino Rossi (I), Yamaha, +20,150
9. Alex Márquez (E), Honda, +20,692
10. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +21,270
11. Jack Miller (AUS), Ducati, +28,144
12. Danilo Petrucci (I), KTM, +28,193
13. Takaaki Nakagami (J), Honda, +28,603
14. Alex Rins (E), Suzuki, +33,642
15. Marc Márquez (E), Honda, +38,459
16. Pol Espargaró (E), Honda, +43,384
17. Cal Crutchlow (GB), Yamaha, +55,950
– Miguel Oliveira (P), KTM, 6 Runden zurück
– Johann Zarco (F), Ducati, 10 Runden zurück
– Enea Bastianini (I), Ducati, 22 Runden zurück

Stand Fahrer-WM nach 11 von 18 Rennen:

1. Quartararo, 181 Punkte. 2. Bagnaia 134. 3. Mir 134. 4. Zarco 132. 5. Miller 105. 6. Binder 98. 7. Viñales 95. 8. Oliveira 85. 9. Aleix Espargaró 67. 10. Martin 64. 11. Marc Márquez 59. 12. Nakagami 55. 13. Rins 44. 14. Alex Márquez 41. 15. Pol Espargaró 41. 16. Morbidelli 40. 17. Bastianini 31. 18. Petrucci 30. 19. Rossi 28. 20. Marini 27. 21. Lecuona 24. 22. Bradl 11. 23. Pedrosa 6. 24. Savadori 4. 25. Pirro 3. 26. Rabat 1.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 212 Punkte. 2. Yamaha 209. 3. KTM 152. 4. Suzuki 138. 5. Honda 104. 6. Aprilia 68.

Team-WM:

1. Monster Energy Yamaha 276 Punkte. 2. Ducati Lenovo 239. 3. Pramac Racing 200. 4. Red Bull KTM Factory Racing 183. 5. Suzuki Ecstar 178. 6. Repsol Honda 107. 7. LCR Honda 96. 8. Aprilia Racing Team Gresini 71. 9. Petronas Yamaha SRT 68. 10. Esponsorama Racing Ducati 58. 11. Tech3 KTM Factory Racing 54.

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