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Jorge Martin: Das Geheimnis seiner neuen Startnummer

Von Günther Wiesinger
Jorge Martin gewann 2020 in Spielberg einen Moto2-WM-Lauf mit der Startnummer 88. Dass er jetzt mit der #89 fahren muss, hat er Oliveira zu verdanken.

Der spanische «Martinator» Jorge Martin hat im Vorjahr in Spielberg in den beiden Moto2-Rennen die Plätze 1 und 2 belegt, er steuerte damals eine Moto2-Kalex für das Red Bull Ajo-Team. Bei den Grand Prix der Steiermark und Österreich waren immer wieder Fotos von Martin aus 2020 zu sehen – mit der Startnummer 88. Aber auch der letztjährige Moto2-WM-Fünfte musste seine gewohnte Startnummer beim Eintritt in die «premier class» ablegen, denn sie war für Miguel Oliveira reserviert! Auch der Portugiese war bei seinem Klassenwechsel mit einem ähnlichen Problem konfrontiert.

Als das Moto2-Trio Miguel Oliveira, Francesco «Pecco» Bagnaia und Joan Mir 2019 in die MotoGP-WM aufstieg, waren ihre angestammten Startnummern 44, 42 und 36 in der «premier class» schon besetzt. Deshalb mussten damals einige prominente GP-Piloten ihre Startnummern wechseln: Moto2-Weltmeister Francesco «Pecco» Bagnaia in der Debütsaison bei Pramac-Ducati und Vizeweltmeister Miguel Oliveira bei Red Bull Tech3-KTM. Denn die beiden traten in der Moto2-Klasse mit den Startnummern 42 und 44 an, die in der MotoGP traditionell von Alex Rins und Pol Espargaró beansprucht wurden.

Bagnaia fuhr 2019 erstmals neben Jack Miller bei Pramac-Ducati und musste bei der Startnummernvergabe einen neuen Vorschlag einreichen. Er entschied sich für die Nummer 63. Der Italiener ist in dieser Hinsicht Kummer gewöhnt. Denn als er für das Team Sky VR46 erstmals die Moto3-WM bestritt, wählte er die Nr. 21, weil der TV-Sender Sky zum US-Konzern «21st Century Fox» gehört.

Als Bagnaia für 2017 in die Moto2-Klasse aufstieg, musste er die Nr. 21 wieder abgeben, weil sie dort von Franco Morbidelli beschlagnahmt wurde. Er entschied sich für eine Verdoppelung – und wählte statt der 21 die 42. Das erwies sich als nicht sehr weitblickend, denn in der MotoGP-Klasse gehörte die #42 damals bereits dem Suzuki-Werksfahrer Alex Rins. Also addierte Bagnaia für 2019 in der MotoGP noch einmal 21 dazu und besetzte die Nr. 63, die ihm jetzt noch gehört. Denn es gilt: Wer die Älteren Rechte in der jeweiligen Kategorie hat, darf seine Startnummer behalten.

Miguel Oliveira, der 2019 als erster Portugiese in der Königsklasse fuhr, beim Red Bull-Tech3-KTM-Kundenteam von Hervé Poncharal neben Hafizh Syahrin aufmarschierte und in Spielberg starker Achter wurde, musste sich 2019 aus Respekt gegenüber seinem KTM-Markenkollegen Pol Espargaró (#44) um eine andere Nummer umsehen. Er verdoppelte die 44 auf 88 – und gewann damit 2020 zwei Rennen – in Spielberg und Portimão, 2021 in Catalunya.

Für 2021 stand Oliveira mit der #88 einem anderen MotoGP-Neuling im Weg. Jorge Martin, Moto3-Weltmeister 2018 auf Gresini-Honda, hatte in den kleinen Klassen (Moto3 und Moto2) die Nummer 88 gepachtet und musste als MotoGP-Rookie 2021 bei Pramac Ducati wegen Oliveira auf die #89 aufrunden.

Joan Mir, Moto3-Weltmeister 2017 auf der Leopard-Honda, durfte hingegen 2019 seine angestammte Nr. 36 von Marc VDS in der Moto2 zu Suzuki Ecstar in die MotoGP mitbringen. Seine Nummer 36 gehörte zwar bis dahin dem Finnen Mika Kallio. Aber der Red Bull-KTM-Testfahrer war kein Fixstarter, deshalb durfte ihm Joan Mir nach aktuellem Recht seine angestammte Nr. 36 abspenstig machen. Der Neuseeländer Brian Harden, Electronic Engineer bei Red Bull-KTM-Pilot Mika Kallio, nahm es gelassen. «Mika fuhr ja eigentlich mit der Nummer 'minus 36°'. Die hätten wir behalten können», schmunzelte er.

Mika Kallio stellte tatsächlich auf seiner Verkleidung jahrelang ein «-36°» zur Schau. Mit diesem Minuszeichen wies er vor einigen Jahren auf den Temperaturunterschied zwischen seiner finnischen Heimat und der Hitze beim ersten Sepang-Test im Februar hin, der ihm arg zu schaffen machte.

«Statt der #36 war die Nummer 66 frei, also habe ich sie genommen», erklärte Mika vor zwei Jahren. Doch beim Aragón-GP 2019 stieg Kallio als Stammfahrer anstelle des entlassenen Johann Zarco auf die Werks-KTM RC16. Er wählte diesmal die Nummer 82. «Ich hatte zur #66 eigentlich kein Verhältnis. Also habe ich mich für die Nr. 82 entschieden, mit der ich 2001 in der 125er-WM debütiert habe», erklärte Kallio.

Maverick Viñales wollte nach der verpatzten Saison 2018 ebenfalls eine andere Startnummer. Weil Tom Lüthi in die Moto2-WM zurückkehrte, nahm er sich statt der #25 die #12. «Sie hat mir früher schon oft Glück gebracht», erwähnte der jetzt abgewanderte Yamaha-Star.

2020 kreuzten wieder drei Rookies in die MotoGP-WM auf: Brad Binder, Alex Márquez und Iker Lecuona. Nur Brad Binder musste sich eine neue Startnummer aussuchen, weil die 41 traditionell von Aleix Espargaró beschlagnahmt wird. «Ich habe mich für die 33 entschieden, weil ich damit ein Design wählen konnte, das an meine Initialen BB erinnert», sagte der Red Bull-KTM-Werksfahrer, der gleich sein drittes MotoGP-Rennen gewann.

Rookie Alex Márquez konnte bei Repsol-Honda 2020 weiter die #73 nehmen, er nahm sie 2021 auch zu LCR-Honda mit. Und Iker Lecuona fährt wie in der Moto2-WM mit der #27. Denn die Nummer 27 wurde in der Königsklasse seit Casey Stoners Rücktritt von keinem Fahrer mehr beansprucht.

Von den drei diesjährigen Rookies konnte nur Luca Marini (#10) seine aus der Moto2 bekannte Startnummer mitnehmen. Jorge Martin stieg auf die #89 um, und da Binder weiter auf der #33 beharrt, gab es Moto2-Weltmeister Enea Bastianini etwas billiger – er wählte statt der gewohnten 33 die 23. Denn der Italiener saß mit 3 Jahren und 3 Monaten erstmals auf einem Motorrad (daher die 33) und wechselte nun als 23-Jähriger in die Königsklasse.

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