Yamaha: Morbidelli-Comeback schon in Aragón?
Franky Morbidelli
Die Yamaha Motor Company führt nach dem Silverstone-GP in allen drei Weltmeisterschaften (Fahrer-WM, Marken-WM, Team-WM) und könnte erstmals seit 2015 (damals mit Lorenzo und Rossi) wieder die Triple Crown gewinnen.
Nicht weniger als 13 von 26 Rennen hat Yamaha in der MotoGP-Klasse seit dem Saisonstart 2020 gewonnen: Acht Siege hat Fabio Quartararo erobert, drei Morbidelli, zwei Viñales. Ducati hat in diesem Zeitraum nur fünf Siege (Miller 2x, Dovizioso 1x, Petrucci 1x, Martin 1x) für sich entschieden, KTM (Oliveira 3x, Binder 2x ebenfalls, Suzuki zwei (Rins 1x, Mir 1x), Honda mit Marc Márquez einen.
Die Yamaha-Manager haben seit dem Saisonstart 2020 turbulente Ereignisse erlebt. Zum Beispiel den Skandal mit den illegalen und nicht homologierten Ventilen von Jerez 2020, der zum Abzug von 50 Punkte in der Konstrukteurs-WM führte. Deshalb hat Yamaha neben der Fahrer-WM (an Joan Mir) im Vorjahr auch die prestigeträchtige Marken-WM verloren – an Ducati.
2021 setzte zwar Fabio Quartararo bald zum Siegeszug an, aber Vizeweltmeister Franco Morbidelli verletzte sich, dann löste Viñales den Vertrag für 2022 auf, wenig später kündigte Rossi den Rücktritt per Saisonende an. Außerdem gestaltete sich die Fahrersuche für das Petronas-Yamaha-Team 2022 sehr mühsam, der Türke Toprak Razgatlioglu fährt weiter SBK, Raúl Fernandez bleibt bei KTM, Rossi hört auf.
Und als die Yamaha-Verantwortlichen mit YZR-M1-Projektleiter Takahiro Sumi, Managing Director Lin Jarvis und Team Director Massimo Meregalli glaubten, das Schlimmste sei überstanden, verzichtete Petronas überraschend auf einen neuen Vertrag beim malaysischen MotoGP-Kundenteam – und Viñales wurde vor dem Österreich-GP zuerst für das eine Rennen und danach für den Rest der Saison suspendiert.
Deshalb kam jetzt dreimal Yamaha-Testfahrer Cal Crutchlow zum Einsatz, einmal Jake Dixon. Ob Morbidelli bereits in Aragón (10. bis 12.9.) zurückkehrt und gleich dort auf die Werks-Yamaha von Viñales steigt statt erst in Misano, ist noch offen.
Yamaha hielt sich in den letzten Wochen bedeckt, auch bei den Plänen für das Kundenteam. «Wir sind etwas konservativ und reden normalerweise erst, wenn die Verträge unterzeichnet sind», erklärte Lin Jarvis, der Managing Director von Yamaha Motor Racing.
«Aber jetzt ist es nicht mehr so kompliziert, denn die Elefanten haben das Zimmer betreten», ergänzte der Engländer. «Deshalb kann ich bestätigen, dass Franco Morbidelli dank unserer sonderbaren Situation 2021 bereits jetzt in unser Factory Team upgegradet wird. Er wird noch im September zurückkehren und dann sofort den Platz von Maverick im Werksteam einnehmen. Franky fährt das dritte Jahr bei uns, er war schon eine Weile auf unserem Radarschirm. Er erlebt gerade ein schwieriges Jahr. Aber die Gelegenheit im Werksteam wird ihm die Chance geben, früher als geplant ins Nr.-1-Team zu wechseln. Wir haben einen klaren Plan dafür mit ihm und seinem Management. Er wird also neben Fabio 2022 bei uns im Werksteam antreten.»
Yamaha Motor Racing hat die Fahrerpaarung für Aragón noch nicht bestätigt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Morbidelli bereits am kommenden Freitag in die WM zurückkehrt – und Cal Crutchlow wieder pausiert.
Der Brite klagte in Österreich in beiden Rennen über sein A-spec-Bike von Morbidelli, das er dort zweimal auf Platzt 17 steuerte. Aber Morbidelli hat damit 2021 schon einen dritten Platz errungen. Und mit der 2021-Werks-Yamaha als Teamkollege von Quartararo kam der redselige Brite auch nicht über Rang 17 hinaus.
«Franky befindet sich noch im Genesungsprozess. Der schreitet gut voran», versichert Lin Jarvis. «Die Neuigkeiten, die wir bekommen, sind vielversprechend. Aragón könnte für ein Comeback in Frage kommen. Aber es macht keinen Sinn, etwas zu überstürzen. Ich denke, wir werden ihn in Misano wieder auf dem Bike sehen.»
Tatsächlich absolvierte Morbidelli am Dienstagnachmittag in Misano auf einer Yamaha R1 die ersten Trainingsrunden nach der Knie-OP Ende Juni.
Im Gespräch mit dem britischen Pay-TV-Sender BT Sports hat Lin Jarvis auch bestätigt, dass Andrea Dovizioso ab Misano für den Rest der Saison die Petronas-Yamaha als Teamkollege von Rossi steuern wird. «Das ist der Plan, ich sehe keine Hindernisse mehr», versichert Lin Jarvis. «Dovi wird in Misano zurückkehren. Er wird dieses Jahr mit Frankys Bike fahren und dann im Yamaha-Kundenteam die ganze Saison 2022 absolvieren. Als zweiten Fahrer haben wir Darryn Binder im Auge. Aber das ist nicht fixiert. Es gibt noch keine Entscheidung. Wir haben da keine Eile. Bis Ende September wird das entschieden sein.»
Stand Fahrer-WM nach 12 von 18 Rennen:
1. Quartararo, 206 Punkte. 2. Mir 141. 3. Zarco 137. 4. Bagnaia 136. 5. Miller 118. 6. Binder 108. 7. Viñales 95. 8. Oliveira 85. 9. Aleix Espargaró 83. 10. Martin 64. 11. Rins 64. 12. Marc Márquez 59. 13. Nakagami 58. 14. Pol Espargaró 52. 15. Alex Márquez 50. 16. Morbidelli 40. 17. Petrucci 36. 18. Bastianini 35. 19. Lecuona 33. 20. Marini 28. 21. Rossi 28. 22. Bradl 11. 23. Pedrosa 6. 24. Savadori 4. 25. Pirro 3. 26. Rabat 1.
Konstrukteurs-WM:
1. Yamaha 234. 2. Ducati 225 Punkte. 3. KTM 162. 4. Suzuki 158. 5. Honda 115. 6. Aprilia 84.
Team-WM:
1. Monster Energy Yamaha, 301 Punkte. 2. Ducati Lenovo 254. 3. Pramac Racing 205. 4. Suzuki Ecstar 205. 5. Red Bull KTM Factory Racing 193. 6. Repsol Honda 118. 7. LCR Honda 107. 8. Aprilia Racing Team Gresini 87. 9. Tech3 KTM Factory Racing 69. 10 Petronas Yamaha SRT 68. 11. Esponsorama Racing Ducati 63.