Marco Melandri: «Rossi war auf einem anderen Level»
Marco Melandri und Valentino Rossi lieferten sich auf der Strecke zahlreiche Duelle
Marco Melandri ist schon länger dort angekommen, wo Valentino Rossi jetzt erst eintrifft: im Ruhestand. Jahrelang fuhren die beiden Italiener gegeneinander, doch meist hatte Melandri auf der Strecke das Nachsehen. 2005, als Rossi seinen siebten WM-Titel holte, wurde Melandri mit 147 Punkten Rückstand Zweiter.
Melandri erinnert sich in einem Interview mit der spanischen Sporttageszeitung AS an die Duelle zurück: «Ich bin gegen ihn gefahren, als er in der Form seines Lebens war. Er war sehr stark und es war sehr schwierig, ihn zu schlagen, denn er war psychologisch auf einem anderen Level, er verlangte den anderen Fahrern viel ab. Außerdem hatte er die Medien auf seiner Seite. Das hat es uns Konkurrenten nicht erleichtert.»
Nun endet die lange Karriere von Valentino Rossi. Melandri kann verstehen, was in seinem Landsmann vorgeht: «Man muss sich in den Kopf des Fahrers hineinversetzen, um das zu verstehen. Valentino hat eine sehr lange Karriere hinter sich und ein Rücktritt ist nie einfach, man hat in den letzten Tagen sehr unterschiedliche Gefühle. Vielleicht brauchte Valentino mehr Zeit, um zu verstehen oder zu realisieren, was er in der Vergangenheit getan hatte, denn wenn man einen Grand Prix bestreitet, ist man darauf konzentriert, sich zu verbessern. Man muss also sehen, wo die eigenen Schwächen und Vorteile liegen. Dann muss man ein anderes Leben verstehen. Der Druck ist weg und man kann sich amüsieren.»
Ein Genuss ist es für Melandri auch, Marc Márquez zuzuschauen. Über den Spanier sagt der 39-Jährige aus Ravenna, der zuletzt im Barni Racing Team in der Superbike-WM fuhr: «Für mich ist Marc ein unglaublicher Fahrer und ein sehr guter Kerl. Er hat den Fahrstil auf ein anderes Niveau gebracht. Er hat die neue Generation von Fahrern dazu gebracht, den Körper auf dem Bike viel mehr zu bewegen und die Geschwindigkeit zu erhöhen. Jeder gibt ständig Vollgas und es gibt viele Stürze, aber das liegt daran, dass er immer versucht, sich zu verbessern.»
Deswegen hofft Melandri auch, dass Márquez seine Augenverletzung auskurieren wird und zum Saisonstart wieder bei 100 Prozent ist. «Wenn er ab dem ersten Rennen fit ist, dann ist er der Hauptanwärter auf den Titel», meint Melandri. Und wer sind die größten Konkurrenten? «Ich denke, Joan Mir ist sehr stark und ich denke, dass es mit acht Ducati in der Startaufstellung für alle sehr schwierig werden wird. Auch Bagnaia ist mit Sicherheit ein Kandidat auf den Titel, aber auch Quartararo wird hart kämpfen», sagt Melandri.