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Maverick Viñales und Yamaha: Die Trennung des Jahres

Von Günther Wiesinger
Maverick Viñales: Seit Aragón auf Aprilia

Maverick Viñales: Seit Aragón auf Aprilia

Maverick Viñales lästerte so lange über Yamaha, bis ihn das Werk im August zuerst suspendierte und dann freistellte. Damit verzichtete er auf die 6,5 Mio-Euro-Gage 2022 und auf die Hälfte des Salärs 2021.

In den letzten drei Jahren ist es zweimal vorgekommen, dass ein gut bezahlter MotoGP-Werksfahrer so lange über sein Team und sein Motorrad gelästert hat, bis es während der Saison zur Trennung kam. 2019 lösten KTM und Johann Zarco im August beim Österreich-GP den Vertrag für 2020 auf, und bei der Dutch-TT in Assen im vergangenen Juni vereinbarten Maverick Viñales und Yamaha eine Auflösung des Zwei-Jahres-Vertrags per Saisonende 2021.

Die Geschichten von Zarco und Viñales gleichen einander auf verdächtige Weise. Der Franzose beklagte sich beim Jerez-GP 2019 am Freitag in der Red Bull KTM-Box über das mangelhafte Chassis und die Kraftentfaltung. Wörtlich stellte Zarco Werks-KTM RC16 nach dem FP1 in Jerez ein schlimmes Zeugnis aus. Er sprach von einem «shit chassis» und einer «shit power delivery». Leider war eine TV-Kamera samt Mikrofon in Reichweite.

Diese Kommentare brachten dem Werksfahrer eine Verwarnung ein. Nach ähnlichen Aussagen beim Misano-GP im September wurde Zarco von KTM für den Rest der Saison beurlaubt.

Bei Viñales ging das Zerwürfnis ebenfalls mit einer seltsamen Bemerkung los. Er bemerkte in Assen, die Yamaha M1 sei nur viermal im Jahr konkurrenzfähig, denn ein paar Tage zuvor hatte er in Sachsen nur den letzten Platz zustande gebracht. Glaubwürdig war die Kritik nicht, denn Yamaha hatte in den 13 Monaten davor zwölf GP-Siege errungen, auf allen möglichen Strecken, in Doha 2021 sogar mit Viñales.

Kaum hatte Viñales diese Bemerkung in die Welt gesetzt, trumpfte er Ende Juni 2021 bei der Dutch-TT in Assen in jeder Session mit der Bestzeit auf, im Rennen gelang ihm Platz 2 hinter seinem Yamaha-Teamkollegen Fabio Quartararo.

Doch inzwischen war das Tischtuch zwischen dem Yamaha-Management und Viñales bereits weitgehend durchschnitten. Da spielte auch ein Vorfall vom Mai 2021 eine Rolle, der zu ersten Unstimmigkeiten führte. Er werde sich künftig gewisse Entscheidungen bei Vertragsunterzeichnungen besser überlegen müssen, hatte Maverick da posaunt. Dabei handelte es sich offenbar um eine Anspielungen auf die Yamaha-Verträge. Der erste Deal galt für 2017/2018, dann folgten neue Vereinbarungen für 2019 und 2020, und bereits im Januar 2020 wurde zu einem sehr frühen Zeitpunkt ein neuer Zwei-Jahres-Vertrag für 2021 und 2022 besiegelt.

Nach diesen kryptischen Aussagen bekam Viñales von Yamaha eine deutliche Zurechtweisung – die erste gelbe Karte.

Denn er ruderte dann zurück und versucht es so darzustellen, als habe sich diese Bemerkung auf die Jahre in der 125er- und Moto3-WM bezogen.

Aber Viñales legte es offenbar darauf an, die Yamaha-Verantwortlichen zu verärgern, obwohl ihm eine Jahresgage von 6,5 Millionen Euro zustande.

Nach diesen Vorkommnissen fuhr Viñales beim Steiermark-GP am 8. August 2021 wieder hoffnungslos und würdelos hinterher, während sich WM-Spitzenreiter Quartararo nach dem dritten Startplatz auch im Rennen kampfstark zeigte und Platz 3 sicherstellte.

Viñales hingegen fiel nichts Besseres ein, als während des Rennens gewaltsam zu versuchen, dem M1-Motor den Garaus zu machen, indem er ihn immer wieder gewaltsam bis an den Begrenzer überdrehte und dieses Manöver auch noch in der Boxengasse vorexerzierte, als er kurz vor dem Ende aufgab.

Yamaha suspendierte den Spanier danach für den folgenden Österreich-GP, vor dem Silverstone-GP wurde er für den Rest der Saison freigestellt – und Aprilia überlassen. Viñales übernahm dort in Aragón den Platz von Lorenzo Savadori und heimste dann in fünf WM-Rennen einen 13. und einen achten Platz ein.

Übrigens: Viñales kassierte bei Yamaha eine Jahresgage von ca. 6,5 Millionen Euro. Die Hälfte davon musste er 2021 nach dem unwürdigen Abgang verzichten, also verliert er ca. 10 Millionen, bei Aprilia muss er sich mit ca. 1,5 Mio im Jahr zufrieden geben. Auch den lukrativen Monster-Vertrag hat der Spanier verloren. 

Im Herbst zeichnete sich ab, dass Trainings-Weltmeister Viñales gegen Aleix Espargaró bei Aprilia genauso untergehen wird wie im Yamaha-Werksteam gegen Quartararo

Die Frage ist nur, ob der nächste Knall bei Viñales vor, während oder nach der Saison 2022 passieren wird.


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