Fix: MotoGP-Finale nicht in Valencia

Schnelle Rennfahrer-Familien: Gardner, Roberts & Co.

Von Günther Wiesinger
Dank Remy Gardners Moto2-Titelgewinn gibt es nun zwei Familien, wo Vater und Sohn im GP-Sport Weltmeister waren. Beispiele erfolgreicher Sprösslinge von Zweirad-Stars gibt es aber noch mehr, wir fanden zwölf.

Im Motorsport sind gar einige erfolgreichere Vater-Sohn-Beziehungen bekannt. So gewannen Graziano und Valentino Rossi gemeinsam 118 Grands Prix! Vor dem Moto2-Titelgewinn von Remy Gardner, der sich 34 Jahre nach dem 500-ccm-Triumph von Papa Wayne Gardner zum Weltmeister krönte, gab es im GP-Sport allerdings nur ein weiteres Beispiel, wo sich Vater und Sohn die WM-Krone aufsetzten – Kenny jr. und Kenny Roberts sr.

In der Formel 1 wurden Graham Hill und Sohn Damon Weltmeister, danach gelang dasselbe Kunststück Keke Rosberg 1982 und seinem Sohn Nico 2016. Auch bei Gilles Villeneuve war Sohn Jacques überaus erfolgreich. Beim neuen Formel-1-Weltmeister Max Verstappen war Papa Jos ebenfalls Formel-1-Pilot, auch wenn ihm die großen Erfolge versagt blieben. Bei Carlos Sainz fanden die Erfolge des gleichnamigen Papas, Ex-Rallye-Weltmeisters und Dakar-Siegers auf einem anderen Terrain statt.

Eines lässt sich sagen: Geht es um Familien, in denen Vater und Sohn im Motorradsport erfolgreich, dann sind es mehr als man glaubt.

Wir fanden auf Anhieb immerhin zwölf Familien in verschiedenen Motorradserien, in denen Vater und Sohn Siege, Titel oder andere Erfolge ergatterten.

Aber es existieren natürlich auch Beispiele, wo die Väter erfolgreiche Rennfahrer waren wie der zweifache 250-ccm-Weltmeister Sito Pons – und die Söhne Axel und Edgar international einiges schuldig blieben. Auch beim 13-fachen GP-Sieger Randy Mamola war es ähnlich. Sohn Dakota konnte im GP-Sport nie Fuß fassen.

Nello und Alberto Pagani

Nello Pagani war Weltmeister in der Klasse bis 125 ccm 1949, es war das erste Jahr der GP-Geschichte; er gewann die 125-ccm-GP in Ulster und Monza 1959 und 1962 auf Ducati und Honda. Dazu feierte er zwei GP-Siege in der 500-ccm-Klasse 1949 auf Gilera in Assen und Monza, er beendete die 500er-WM 1949 auf dem zweiten Platz und fuhr dann bis 1955 auf Gilera (bis 1953), er landete auf den WM-Rängen 4, 5, 8 und 15, ehe er auf der MV Agusta (1954 und 1955) die WM-Ränge 13 und 20 herausfuhr.

Sohn Alberto Pagani glänzte später bei MV Agusta als Teamkollege von Giacomo Agostini und eroberte drei 500-ccm-Siege. Er wurde 1972 hinter Ago 500-ccm-Vizeweltmeister. Gilera-Werkspilot Nello Pagani verpasste 1949 den 500-ccm-Titelgewinn gegen Leslie Graham um einen einzigen Punkt. Am Saisonende stand es 30 zu 29. Es gab damals nur sechs Grand Prix.

Lesley Graham und Stuart Graham

Les Graham schaffte auf der britischen AJS immerhin GP-Siege in drei Klassen (1x 125 ccm, 2x 350 ccm und 5 x 500 ccm). Sohn Stewart gewann einen 50-ccm-WM-Lauf und feierte einen Triumph in der Achtelliter-WM. Les Graham durfte sich rühmen, sich 1949 zum ersten 500-ccm-Weltmeister der Geschichte gekrönt zu haben. Er starb später bei den TT-Rennen auf der Insel Man 1953. Stuart Graham feierte beide GP-Siege im Jahr 1967, als er auf der Werks-Suzuki Dritter in den WM-Klassen 50 und 125 ccm wurde.

Helmut und Stefan Bradl

Der Bayer Helmut Bradl bestritt von 1986 bis 1993 insgesamt 84 WM-Läufe und gewann fünf Grand Prix in der 250-ccm-Klasse, verlor die 250er-WM 1991 nur um 17 Punkte gegen Luca Cadalora. Sohn Stefan Bradl kam 2006 als Red Bull-KTM-Werksfahrer fix in die 125er-WM, siegte 2008 in Brünn und Motegi auf der Kiefer-Aprilia und gewann die Moto2-WM 2011 auf Kalex, nachdem er 2010 in Estoril seinen ersten Moto2-WM-Lauf auf Suter gewonnen hatte. 2012 trat Bradl auf LCR-Honda in der MotoGP-WM an, er beendete sie bis 2014 dreimal in Serie in den Top-Ten der Gesamtwertung. Er fuhr dann mit Forward-Yamaha (erste Saisonhälfte 2015) und im Aprilia-Werksteam (August 2015 bis November 2016) und erkämpfte in der Königsklasse bisher immerhin 53 Top-Ten-Plätze, das ist deutscher Rekord.

«Ich möchte in der WM um einen Platz besser abschneiden als mein Papa», sagte Stefan Bradl bei seinem GP-Debüt 2005 in Barcelona. Der Junior übertraf dann den Senior bei der Anzahl der GP-Siege (7 gegen 5) und in der WM-Gesamtwertung, bei der Anzahl der GP-Podestplätze führt aber immer noch Helmut Bradl – mit 21 zu 19.

Graziano und Valentino Rossi

Die erfolgreichste Familie in punkto Motorrad-GP-Siegen kommt aus Tavullia in Italien: Valentino hat in seiner im November 2021 zu Ende gegangenen Zweirad-Karriere 115 Siege erbeutet, Graziano 1979 drei (in der 250-ccm-Klasse auf der Werks-Morbidelli). Valentino hat in der 125er-WM 12 Siege abgeräumt, 14 in der 250er-Klasse, 89 in der «premier class» (500 ccm/MotoGP). Der «Dottore» hat total 432 Grand Prix absolviert, dabei 235 Podestplätze davongetragen und neun WM-Titel in vier Klassen: 1x 125 ccm, 1 x 250 ccm, 1x 500 ccm und zuletzt 6x MotoGP (2002, 2003, 2004, 2005, 2008 und 2009).

Übrigens: Auch Graziano Rossi hat Podestplätze in der Königsklasse vorzuweisen: Er war 1980 in Assen Zweiter und im selben Jahr in Misano Dritter auf einer Suzuki 500.

Kenny Roberts sen. und Kenny Roberts jun.

Vater und Sohn Kenny Roberts kommen für die Bezeichnung als erfolgreichste GP-Familie nicht in Frage. «King Kenny» gewann zwar die 500er-WM 1978, 1979 und 1980 auf Yamaha, sein Sohn «Little Kenny» im Jahr 2000 auf Suzuki. Genau 20 Jahre später trat also der Junior in die Fußstapfen. Aber mit insgesamt vier WM-Titeln steht das kalifornische Duo weit abgeschlagen in der Hitliste – im Vergleich zu den Nietos und Rossis, beispielsweise. Aber die Roberts-Family ist noch immer die einzige, die einen WM-Titel für Vater und Sohn in der «premier class» aufweisen kann.

«King Kenny», seit 31. Dezember 70 Jahre alt, gewann zwei 250-ccm-GP 1978 und insgesamt 22 Halbliter-GP. Er machte dann als Yamaha-Teambesitzer noch John Kocinski (250 ccm 1990) sowie Eddie Lawson und Wayne Rainey zu Weltmeisters, die beiden letzteren gewannen je drei 500-ccm-WM-Titel. Gleichzeitig war Kenny, der Ältere, der erste Amerikaner, der einen 500er-Titel gewann. Ihm folgten Lawson, Rainey, Schwantz und Hayden nach. Der Junior war in der 500er-WM immerhin bei acht Rennen siegreich.

Wayne und Remy Gardner

Die Gardner-Familie tat es den Roberts gleich: Wayne Gardner kürte sich 1987 auf Honda zum ersten australischen Weltmeister in der Königsklasse. Sieben GP-Siege sammelte er allein auf dem Weg zum Titel, insgesamt brachte es der heute 62-Jährige auf 18 Siege. Der neue Moto2-Weltmeister Remy Gardner (23), der in diesem Jahr auf der Tech3-KTM sein MotoGP-Debüt gibt, hält bei sechs Moto2-Siegen.

Ángel Nieto und Pablo Nieto

Auch die spanische Nieto-Dynastie kann eine erfolgreiche Vater-Sohn-Bilanz vorweisen. Der im August 2017 tödlich verunglückte Ángel Nieto senior hat gemeinsam mit Sohn Pablo 91 Grand Prix gewonnen, allerdings sind die Erfolge ungleich verteilt. Ángel hat stolze 90 GP-Siege erbeutet, Pablo einen, Neffe Fonsi fünf, also insgesamt 96. Nur Sohn Angel «Gelete» gewann in der WM nicht, Papa Ángel Nieto hat auch 13 WM-Titel (50, 80 und 125 ccm) vorzuweisen sowie 139 Podestplätze. Er siegte 27x mit der 50er, 1 x mit der 80er und 62x mit der 125er. Pablo Nieto brachte es neben dem einzelnen GP-Sieg (2002 in Portugal) auf total acht Podestplätze. Der verstorbene Ángel ist der zweiterfolgreichste GP-Pilot aller Zeit, was die WM-Titel betrifft – hinter Agostini mit 15 Titelgewinnen.

Peter und Philipp Öttl

Der Bayer Peter Öttl kämpfte 1989 auf der Krauser um die 80-ccm-Weltmeisterschaft und verlor den Titelfight gegen Manuel Herreros damals in Brünn in der vorletzten Kurve durch einen Sturz. Peter Öttl gewann drei 80 ccm-WM-Läufe und zwei 125-ccm-WM-Rennen, das letzte 1996 in Mugello. Sohn Philipp bestritt in der Motorrad-WM sechs Moto3-Jahre und eine Moto2-Saison, er erkämpfte 2014 in Indy Platz 3, wurde 2017 in Spielberg Zweiter – und gewann im Mai 2018 souverän das Moto3-Rennen in Jerez im Südmetall Schedl Team von Papa Peter. 2020 wechselte er in die Supersport-WM, sammelte dort in zwei Jahren elf Podestplätze und gibt 2022 auf der Go Eleven-Ducati sein Debüt in der Superbike-WM.

Donnie and Josh Hansen

Wir haben uns auch neben der Weltmeisterschaft umgeschaut. Der Amerikaner Josh Hansen hat nie einen AMA-Titel gewonnen, aber er kam dem Sieg in der «125 East Supercross Championship» 2005 sehr nahe, als er punktgleich mit Grant Langston Championship-Zweiter wurde. Aber der Name Hansen wird mit vielfachen AMA-Meisterschaftsgewinnen in Verbindung gebracht. Joshs Vater Donnie «Holeshot» Hansen räumte 1982 die AMA-Motocross and Supercross- Titel in der 250-Klasse ab

Harry, Stefan und Liam Everts

Als größter Motocross-GP-Fahrer aller Zeiten gilt Stefan Everts, der bis Ende 2017 die Cross-WM-Aktivitäten von Suzuki leitete. Der Belgier wusste schon ein bisschen Bescheid über die Weltmeisterschaft, als er seine Karriere begann. Denn sein Vater Harry Everts hat sich ebenfalls als Cross-Legende etabliert. Er fuhr eine Werks-Puch, dann für Suzuki und lebte jahrelang in Österreich. Harry gewann insgesamt vier WM-Titel, den ersten 1975 auf der Puch 250, drei in der 125-ccm-Klasse auf Suzuki. Harry und Stefan Everts haben auch für das Land Belgien beim Cross der Nationen zahlreiche Erfolge errungen. Sie bilden das einzige Vater-Sohn-Gespann, das sowohl in der Cross-WM als auch beim Motocross der Nationen (MXoN) Triumphe errungen hat.

Mittlerweile sind die Everts in der dritten Generation erfolgreich: Stefans Sohn Liam bestreitet 2022 nach guten Leistungen in der Europameisterschaft (unter anderem Auftaktsieg in der EMX125-Serie 2020 in Matterley Basin) seine erste volle MX2-Saison auf der DIGA Procross-KTM. 

Robert, Joey und Michael Dunlop

Der Name Dunlop ist ikonisch im Motorradrennsport, und das liegt nicht nur an den Reifen. Joey und Robert Dunlop waren zwei Brüder, die sich in Großbritannien und auf der internationalen Bühne im Straßenrennsport einen Namen machten. Der verstorbene «Joey» Dunlop ist eine TT-Legende, er hat bei der Tourist Trophy auf der Insel Man 26 Rennen gewonnen; er war fünfmal TT-Formel-1-Weltmeister. Dazu feierte er 13 Siege beim legendären Straßenrennen North West 200. Am 2. Juli 2000 verunglückte «The King of the Roads» bei einem Straßenrennen in Tallin (Estland) tödlich. Inzwischen ist sein Neffe Michael auf dem besten Weg, ein unvergesslicher TT-Held zu werden. Michael hat den Rundenrekord auf dem 60 km langen Mountain Course als erster Fahrer der Geschichte auf unter 17 Minuten gedrückt. 2016 blieb die Stoppuhr bei der Senior-TT nach der zweiten Runde bei 16:53,929 min (Schnitt 133,962 mph oder 215,591 km/h) stehen und das, obwohl er zum Tanken und Reifenwechsel die Box ansteuerte. Damit verbesserte er den 2015 vom 23-fachen TT-Sieger John McGuinness aufgestellten Rundenrekord um rund zehn Sekunden.

John und Eli Tomac

Obwohl Eli Tomacs Vater John im professionellen Motorradsport nie einen Titel gewonnen hat, wurde er zur Legende in der Mountain-Bike-Welt. John ist ein vielfacher Weltmeister in der Disziplin Cross-Country, er gewann mehrere WM-Medaillen im Downhill. Inzwischen agiert John als rechte Hand seines Sohnes. Er hat ihn zu einer Reihe von AMA-250 Supercross und Motocross-Titel geführt. Gleichzeitig gewann John den Veteranen-Klasse-Titel in der «Amateur National Motocross Championship» in Loretta Lynn’s, wo er und Eli als erstes Vater-Sohn-Duo im US-Motocross-Sport Titelgewinne gelangen. Die 450-Outdoor-Krone sicherte sich Eli 2019 zum dritten Mal in Folge, 2020 klappte es endlich auch mit dem Supercross-WM-Titel. Am vergangenen Samstag bestritt Tomac in Anaheim sein erstes Supercross-Rennen als Yamaha-Werksfahrer, blieb als Sechster aber hinter den Erwartungen zurück.

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