MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Stefan Pierer (KTM): «Die E-Mobility ist Schwachsinn»

Von Günther Wiesinger
KTM-Firmenchef Stefan Pierer nennt triftige Gründe, warum die Verbrenner in der MotoGP noch «ewig» weiterbestehen werden. «Zumindest bis 2035», versichert der Österreicher.

Die sechs MotoGP-Hersteller (Honda, Yamaha, Suzuki, Ducati, KTM und Aprilia) haben im Laufe des Jahres 2021 neue Fünf-Jahres-Verträge mit GP-Promoter Dorna Sports S.L. unterzeichnet, die bis Ende 2026 ihre Gültigkeit haben werden. Bis dahin wird sich technisch an den 1000-ccm-Vierzylinder-Motoren nichts Grundlegendes ändern. Denn aus Kostengründen wurde technische Stabilität vereinbart.

Aber natürlich beschäftigt alle Werke die Frage, wie lange die heute üblichen Verbrennungsmotoren in der Weltmeisterschaft noch eingesetzt werden können. Denn mit der Änderung des Klimaschutzgesetzes hat zum Beispiel die deutsche Bundesregierung die Klimaschutzvorgaben verschärft und das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 verankert. Bereits bis 2030 sollen die Emissionen gegenüber 1990 um 65 Prozent sinken. Überall stehen die Zeichen auf Elektro-Mobilität. Auch die Dorna pusht die Aktivitäten im MotoE-Weltcup, der in der Saison 2022 gleich 14 Rennen erleben wird, außerdem entwickelt Ducati für 2023 ein modernes, neues Einheits-Motorrad für diese Rennserie.

Stefan Pierer, der Vorstandsvorsitzende der Pierer Mobility-AG mit den Motorradmarken KTM, Husqvarna Motorcycles und GASGAS längst die Nummer 1 in Europa (mit 332.881 verkauften Motorrädern im Geschäftsjahr 2021), hat inzwischen auch mit seiner neuen Sparte mit den Elektro-Bicycles der Marken Husqvarna, R Raymon und GASGAS neue Verkaufserfolge gemeldet (2011 ein Plus von 40% auf 102.753 Fahrräder).

Der Österreicher ist auch Präsident der ACEM – der European Association of Motorcycle Manufacturers, der europäischen Vereinigung der Motorradhersteller. Dazu ist Pierer Präsident des Sportmotorrad-Hersteller-Bündnisses MSMA, das maßgeblich die technischen Vorschriften für die MotoGP- und Superbike-WM gestaltet.

In diesen Funktionen sitzt er an der Schaltstelle der Verbände, die sich über die Zukunft des Motorradmarkts- und Zweiradsports Gedanken machen.

«Als Präsident der ACEM kann ich sagen, dass wir im Gegensatz zur Automobil-Industrie global eine klare Vorstellung davon haben, wo die Reise hingeht. Wir gehen davon aus, dass mit der 48-Volt-Elektrik bis zur A1-Klasse, das sind 11 Kilowatt oder 15 PS in den nächsten zehn Jahren vor allem in Europa sehr viel elektrisch werden wird», sagt Pierer im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Das betrifft die Roller, Mopeds und Mofas. Die ganzen Zweitakter werden verschwinden. Alles was die motorisierten Zweiräder über 48 Volt betrifft, geht Richtung E-Fuels. Da gibt es ganz klare Entwicklungspläne zwischen den Herstellern.»

«Und so sehen wir das auch in der MotoGP-Weltmeisterschaft», ergänzte Pierer. «In absehbarer Zeit werden wir in der MotoGP mit E-Fuels fahren. Meine Idee war, und darüber habe ich 2021 mit den Beteiligten gesprochen, in der Moto3 und Moto2 früher zu  beginnen, um Erfahrungen zu sammeln.»

Ende November legten Dorna und FIM einen konkreten Zeitplan vor:

Ab 2024 wird der Treibstoff in allen Klassen der FIM Grand Prix World Championship zu mindestens 40 Prozent nicht-fossilen Ursprungs sein.

Ab 2027 soll der Kraftstoff sogar zu 100 % aus nicht-fossilen Rohstoffen bestehen.

Stefan Pierer sieht vorläufig kein Ablaufdatum für die Verbrennungsmotoren im GP-Sport. Auch wenn zum Beispiel Autofirmen wie Audi ab 2033 keine Verbrenner mehr herstellen wollen.

«Wir können noch ewig mit Verbrennern fahren», ist der einflussreiche Firmenchef von KTM, Husqvarna und GASGAS überzeugt. «Elektro-Mobilität ist ein Schwachsinn, der von wissenschaftlich ungebildeten Politikern gepusht wird. Ein aufgelegter Schwachsinn», ereifert sich der Steirer. «Für ein MotoGP-Motorrad, das heute mit 20 Liter Treibstoff eine Renndistanz fährt, würde man eine 500 kg schwere Batterie brauchen, um eine vergleichbare Leistung und Reichweite zu erreichen und die gleiche Energiedichte zu schaffen. So etwas Dummes muss dir zuerst einmal einfallen. Wir haben heute 100.000 Zuschauer bei den MotoGP-Events, die wegen den Verbrenner-Motoren kommen.»

Pierer erkennt auch bei den MotoE-Rennen wenig Nachhaltigkeit. «Da werden die Batterien im Paddock mit Diesel-Generatoren geladen, die CO2-Emissionen in die Atmosphäre dampfen, dass dir schlecht wird», wundert er sich.

Aber der steirische Unternehmer weiß natürlich, das sein Begriff «ewig» nicht ganz wörtlich zu nehmen sein wird. Deshalb schränkt er auf Nachfrage ein: «Bis 2035 sehe ich im GP-Sport keinen Ersatz für die Verbrenner. Und was geschieht mit den Millionen bestehenden Verbrennungstakt-Maschinen? Der synthetische Kraftstoff ist die Lösung, nicht der Elektro-Antrieb. Denn dieser Kraftstoff ist CO2-frei. Man muss sich auch einmal anschauen, wie viele kostbare Rohstoffe für die Herstellung eines Elektro-Autos im Vergleich zu einem herkömmlichen Auto benötigt werden.»

Aber die Frage bleibt: Wird letztlich die Politik über die Zukunft der Verbrenner entscheiden oder der Markt und der Kunde? Auf dem Heimmarkt in Österreicher ist Stefan Pierer momentan mit einer grünen Verkehrs-Ministerin namens Gewessler konfrontiert...


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