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Sieger Miguel Oliveira: «Habe absolut nichts gesehen»

Von Günther Wiesinger
Red Bull-KTM-Star Miguel Oliveira schildert seine Erlebnisse auf dem Weg zum MotoGP-Sieg auf dem nassen Mandalika Circuit.

Dem 27-jährigen Miguel Oliveira fiel ein riesiger Stein vom Herzen, als er nach dem siebten Startplatz beim Indonesien-GP nach 20 nassen Runden als klarer Sieger über den Zielstrich flitzte und Red Bull KTM den insgesamt sechsten MotoGP-Erfolg (2x Binder, 4x Oliveira) bescherte. Dazu führt Red Bull KTM jetzt in der Team-WM, Binder und Oliveira halten sich in der Fahrer-WM auf den Plätzen 2 und 4, die Marken-WM führt KTM ebenfalls an – zum ersten Mal!

Kein Wunder, wenn bei Red Bull KTM auf der Ferieninsel Lombok überschäumende Freude herrschte. Auch Ing. Sebastian Risse, genannt «Clever Seb», freute sich still mit Oliveira mit. Der deutsche MotoGP Technical Manager durfte an seinem 39. Geburtstag in Indonesien mit dem Sieger auf das GP-Podest steigen!

«Sebastian Risse war der erste Techniker bei KTM, der mir im Road Racing vertraut hat», blickt Motorsport-Direktor Pit Beirer zurück, der aus dem Motocross kommt. «Er hat sich schon 2012 im Red Bull-KTM-Ajo-Team in der Moto3 seine Verdienste erworben.»

«Es war heute sehr wichtig, gleich von Beginn an das richtige Gefühl für die Regenreifen zu finden», attestierte Oliveira. «Ohne den Superstart, der mir gelungen ist, hätte ich nie so weit vorne landen können. Denn die Sicht war wegen der starken Gischt erbärmlich schlecht. Ich habe nichts gesehen, nicht einmal, als ich dann allein unterwegs war, ich hätte dringend einen Scheibenwischer gebraucht. Ich habe absolut nichts gesehen. Ich konnte nur ahnen, wo ich das Bike hin manövrieren sollte. Die Hecklichter der anderen Motorräder haben nur vage angedeutet, wo wir uns befanden. Mit einem oder zwei gegnerischen Bikes war es einigermaßen machbar. Ich war froh, als ich dann an Jack vorbei fahren und die Spitze übernehmen konnte. Beim Hinterherfahren hat man die Strecke nur schemenhaft erkennen können.»

«Ja, der Start war ausschlaggebend. Und dann musste man erspüren, wo das Limit war. Ich habe mich bemüht, konstant dieselben Zeiten und dieselben Linien zu fahren», ergänzte der KTM-Star. «Das war der Schlüssel für ein gutes Rennen, und so konnte ich auch die Pace bis zum Ende durchziehen. Ich hatte Angst, dass meine Reifen überhitzen und ich im Finish keinen Spielraum mehr für schnelle Zeiten habe. Ich wusste, ich muss bis zur letzten Runde pushen können.»

Oliveira weiter: «Zum Glück hatte ich in der Endphase genug Vorsprung auf Fabio. Und ganz ehrlich, es war angenehm, in den ersten Runden Jack als Referenz vor mir zu haben. Besonders beim Bremsen konnte ich mich an ihm orientieren. Er hat anfangs etwas später gebremst als ich. So habe ich rasch verstanden, wie weit ich gehen konnte, ohne ein unnötiges Risiko einzugehen oder in den Kurven rausgetragen zu werden. Dann gig es nur noch dar uk,, den Hinterreifen zu managen. Das Bike war ideal für diese Verhältnisse abgestimmt.»

«Ich habe mich schon im FP1 und FP3 auf dem Motorrad sehr wohl gefühlt, als wir auf halbnasser Piste gefahren bin», schilderte Miguel. «Das Team hat beim Regen-Set-up einen unfassbar guten Job gemacht. Die KTM hat heute erstklassig funktioniert. Ich habe mich auch im Trockenen stark gefühlt. Aber auf trockener Fahrbahn wäre das Rennen ein unbekanntes Terrain für alle gewesen. Denn es wäre sehr anstrengend gewesen, die Reifen hätten stärker gelitten. Trotzdem: Ich habe mich bei allen Verhältnissen gut gefühlt.»

Oliveira hatte nach den schwierigen letzten Monaten am Donnerstag in Lombok erklärt, er müsse einfach mal punkten. «Ich muss lernen, auch ein durchschnittliches Ergebnis zu akzeptieren», hatte er nach der Winterpause angekündigt. 

«Ich brauchte ein Resultat. Ich wollte in die Top-Ten fahren. Das war schon in Katar mein Ziel», stellte der Portugiese fest. «In Doha war mir klar, dass ich vom 14. Startplatz kein Wunder vollbringen kann. Ich wollte die Saison mit einem anständigen Ergebnis beginnen. Aber ich war so nahe an der Spitze. Deshalb habe ich meine Zurückhaltung über Bord geworfen. Ich wollte nicht zu defensiv fahren. Das entspricht nicht meiner Mentalität.»

«Jetzt freuen wir uns über dieses hervorragende Teamergebnis», seufzte der aktuelle WM-Vierte Oliveira, dessen Teamkollege Brad Binder Platz 8 sicherstellte. «Wir können jetzt Kapital daraus schlagen, dass bei den ersten zwei Rennen alle Fahrer Höhen und Tiefen erlebt haben. Jetzt möchte ich mich für den Rest der Saison in eine gute Position bringen.»

Es spricht zwar niemand aus: KTM hat zwar bereits 327 WM-Titel gewonnen. Nur der MotoGP-WM-Titel fehlt noch in der kostbaren Sammlung der Innviertler. 

Ergebnisse MotoGP Mandalika/IND:

1. Miguel Oliveira, KTM, 20 Runden in 33:27,223 min
2. Fabio Quartararo, Yamaha, +2,205 sec
3. Johann Zarco, Ducati, +3,158
4. Jack Miller, Ducati, +5,663
5. Alex Rins, Suzuki, +7,044
6. Joan Mir, Suzuki, +7,832
7. Franco Morbidelli, Yamaha, +21,115
8. Brad Binder, KTM, +32,413
9. Aleix Espargaró, Aprilia, +32,586
10. Darryn Binder, Yamaha, +32,901
11. Enea Bastianini, Ducati, +33,116
12. Pol Espargaró, Honda, +33,599
13. Alex Márquez, Honda, +33,735
14. Luca Marini, Ducati, +34,991
15. Pecco Bagnaia, Ducati, +35,763
16. Maverick Viñales, Aprilia, +37,397
17. Raúl Fernández, KTM, +41,975
18. Fabio Di Giannantonio, Ducati, +47,915
19. Takaaki Nakagami, Honda, +49,471
20. Marco Bezzecchi, Ducati, +49,473
21. Remy Gardner, KTM, +55,964
– Jorge Martin, Ducati
– Andrea Dovizioso, Yamaha

WM-Stand nach 2 von 21 Grands Prix:

1. Bastianini, 30 Punkte. 2. Brad Binder 28. 3. Quartararo 27. 4. Oliveira 25. 5. Zarco 24. 6. Pol Espargaró 20. 7. Aleix Espargaró 20. 8. Rins 20. 9. Mir 20. 10. Morbidelli 14. 11. Miller 13. 12. Marc Márquez 11. 13. Darryn Binder 6. 14. Nakagami 6. 15. Marini 5. 16. Viñales 4. 17. Alex Márquez 3. 18. Dovizioso 2. 19. Gardner 1. 20. Bagnaia 1.

Konstrukteurs-WM:

1. KTM 45 Punkte. 2. Ducati 41. 3. Yamaha 27. 4. Suzuki 21. 5. Honda 20. 6. Aprilia 20.

Team-WM:

1. Red Bull KTM Factory 53 Punkte. 2. Monster Energy Yamaha 41. 3. Suzuki Ecstar 40. 4. Repsol Honda 31. 5. Gresini Racing 30. 6. Pramac Racing 24. 7. Aprilia Racing 24. 8. Ducati Lenovo 14. 9. LCR Honda 9. 10. WithU Yamaha RNF 8. 11. Mooney VR46 Racing 5. 12. Tech3 KTM Factory, 1.

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