Paolo Ciabatti zu Bagnaia: «Jeder kann Fehler machen»
Ducati hat in diesem Jahr die MotoGP-WM auf eine Art und Weise dominiert wie keine andere Marke seit der Einführung der 990-ccm-Viertakter-Ära im Jahr 2002. Fast niemand im Paddock missgönnt den leidenschaftlichen Italienern diesen Erfolg. Denn Pecco Bagnaia führt jetzt vor dem Finale mit 23 Punkten Vorsprung auf Weltmeister und Yamaha-Star Fabio Quartararo.
Seit dem Ducati-Titelgewinn mit Casey Stoner sind 15 Jahre vergangen und seit der Verpflichtung von General Manager Gigi Dall’Igna genau neun Jahre. Er kam von der Piaggio Group (Aprilia, Gilera, Derbi) und nahm sich vor, bei den Roten aus Borgo Panigale sein Lebensziel zu verwirklichen, nämlich die MotoGP-WM zu gewinnen. In der 125er-, 250er- und Superbike-WM hatten die Fahrzeuge des genialen Konstrukteurs bereits etliche Weltmeisterschaften gewonnen und einige Ausnahmekönner wie Jorge Lorenzo (Aprilia 250) betreut.
Aber es dauerte etliche Jahre, bis aus der Desmosedici wieder ein Sieger-Motorrad wurde, genau genommen bis 2016, als Iannone in Spielberg und Dovizioso in Sepang triumphierten. Vor allem war die leistungsstarke Ducati auf manchen Strecken nicht konkurrenzfähig, sie verheizte die Reifen zu stark, außerdem schickte Repsol-Honda mit Marc Márquez von 2013 bis inklusive 2019 einen übermächtigen Gegner ins Gefecht.
Immerhin glänzte Ducati 2017, 2018 und 2019 sowie 2021 mit zweiten Rängen in der Fahrer-WM, dreimal durch Dovizioso, im Vorjahr durch Bagnaia.
«Als Pecco am Ende der Saison 2021 vier Rennen gewann und dann in Misano als Führender zwei Runden vor dem Ziel stürzte und dann im Finale noch auf Platz 3 landete, wussten wir, dass wir in die richtige Richtung marschieren», blickte Sportdirektor Paolo Ciabatti in Sepang im Gespräch mit SPEEDWEEK.com zurück. «Doch zu Beginn der Saison 2022 hatten wir noch ein paar Angelegenheiten mit dem Motorrad, die uns nicht erlaubten, die Saison so zu starten, wie wir uns das vorgestellt haben.»
«Beim Saisonstart in Doha hatte Pecco nicht das beste Gefühl für das Bike, er ist dann im Rennen gemeinsam mit Jorge Martin gestürzt, beim Kampf um Platz 5», hält Ciabatti fest. «Dabei ist der Losail Circuit normal eine Ducati-Strecke, auf der wir zuletzt immer um Podestplätze gekämpft haben. Die Probleme haben sich in Indonesien fortgesetzt, dann haben begonnen, wir die Probleme zu lösen. Pecco fand wieder das gute Gefühl, er hat sich gesteigert, die Ergebnisse sind sehr gut geworden. wenn man auf seine Ergebnisse schaut, dann lauteten sie entweder Sieg, Platz 2 und 3 – oder null Punkte! Aber wenn wir leer ausgegangen sind, hat Pecco immer um Podestplätze gekämpft. Das war der Beweis, dass wir besonders mit Pecco auf allen Rennstrecken konkurrenzfähig waren.»
Von Doha bis zum Sachsenring leistete sich Fabio Quartararo keinen einzigen Nuller. Bei diesen zehn Rennen stürzte jedoch Bagnaia viermal; diese Unzulänglichkeiten trugen ihm einen Rückstand von 91 Punkten auf den Franzosen ein.
«In einer normalen Situation wären wir im Sommer in der Fahrer-WM vielleicht schon mit einem enormen Vorteil dagestanden. Aber jeder kann Fehler machen», nimmt Ciabatti seinen überragenden WM-Leader und siebenfachen Saisonsieger in Schutz.
Doch die Gegner schrieben das starke Saisonende von Bagnaia 2021 der Tatsache zu, dass Quartararo (Yamaha) in der WM haushoch in Führung lag und nicht mehr viel riskieren musste.
«Vielleicht hat die Öffentlichkeit diese Erfolgsserie von Pecco Bagnaia im Vorjahr nicht so anerkannt, wie es angebracht gewesen wäre. Aber der Hinweis war nicht zu übersehen», meint der Ducati-Corse-Manager. «Wir haben in diesem Jahr durch die zwölf MotoGP-Siege von Pecco, Enea und Jack unsere Schlagkraft bewiesen. Wir freuen uns über die Statistiken, zum Beispiel hatten wir jetzt in Sepang zum 37. Mal hintereinander einen Fahrer in der ersten Startreihe.»
MotoGP-Ergebnis, Sepang (23.10.):
1. Bagnaia, Ducati, 20 Rdn in 40:14,332 min
2. Bastianini, Ducati, + 0,270 sec
3. Quartararo, Yamaha, + 2,773
4. Bezzecchi, Ducati, + 5,446
5. Rins, Suzuki, + 11,923
6. Miller, Ducati, + 13,472
7. Marc Márquez, Honda, + 14,304
8. Brad Binder, KTM, + 16,805
9. Zarco, Ducati, + 18,358
10. Aleix Espargaró, Aprilia, + 21,591
11. Morbidelli*, Yamaha, + 23,235
12. Crutchlow, Yamaha, + 24,641
13. Oliveira, KTM, + 24,918
14. Pol Espargaró, Honda, + 25,586
15. Fernández, KTM, + 27,039
16. Viñales, Aprilia, + 30,427
17. Alex Márquez, Honda, + 33,322
18. Gardner, KTM, + 33,691
19. Mir, Suzuki, + 41,838
– Darryn Binder, Yamaha, 10 Runden zurück
– Di Giannantonio, Ducati, 10 Runden zurück
– Martin, Ducati, 14 Runden zurück
– Nagashima, Honda, 16 Runden zurück
– Marini, Ducati, 19 Runden zurück
*= 3-Sekunden-Strafe («unverantwortliche Fahrweise»)
MotoGP-WM-Stand (nach 19 von 20 Rennen):
1. Bagnaia 258 Punkte. 2. Quartararo 235. 3. Aleix Espargaró 212. 4. Bastianini 211. 5. Miller 189. 6. Brad Binder 168. 7. Zarco 166. 8. Rins 148. 9. Oliveira 138. 10. Martin 136. 11. Viñales 122. 12. Marc Márquez 113. 13. Marini 111. 14. Bezzecchi 106. 15. Mir 77. 16. Pol Espargaró 56. 17. Alex Márquez 50. 18. Nakagami 46. 19. Morbidelli 36. 20. Di Giannantonio 23. 21. Dovizioso 15. 22. Darryn Binder 12. 23. Gardner 10. 24. Crutchlow 10. 25. Raúl Fernández 10. 26. Bradl 2.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 432 Punkte (Titelgewinner). 2. Aprilia 248. 3. Yamaha 243. 4. KTM 220. 5. Suzuki 174. 6. Honda 153.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team 447 Punkte (Titelgewinner). 2. Aprilia Racing 334. 3. Red Bull KTM Factory 306. 4. Prima Pramac Racing 302. 5. Monster Energy Yamaha 271. 6. Gresini Racing 234. 7. Suzuki Ecstar 225. 8. Mooney VR46 Racing 217. 9. Repsol Honda 171. 10. LCR Honda 96. 11. WithU Yamaha RNF 37. 12. Tech3 KTM Factory 20.