Aleix Espargaró erklärt das Überholmanöver des Jahres
Hinter dem drittplatzierten Viñales schnappte sich Aleix Espargaró auf den letzten Metern noch Binder und Miller
Auch wenn ihm Enea Bastianini den dritten WM-Rang im Saisonfinale noch abspenstig machte, erlebte Aleix Espargaró doch eine denkwürdige Saison: In Las Termas feierte er bei seinem 200. Antreten in der Königsklasse seinen ersten GP-Sieg überhaupt. Kein Sieger vor ihm hatte länger warten müssen. Der Spanier war zu diesem Zeitpunkt 32 Jahre und 247 Tage alt, nur Troy Bayliss war 2006 in Valencia als MotoGP-Premierensieger mit 37 Jahren und 213 Tagen noch älter.
Aleix Espargaró stand dann von Portimão bis Mugello vier Mal in Serie als Dritter auf dem Podium. Den sechsten Podestplatz in Folge verschenkte der Familienvater ausgerechnet mit einem Blackout bei seinem Heim-GP in Montmeló (wohl der Fauxpas des Jahres).
Bei der Dutch TT betrieb der Routinier nach der Kollision mit Fabio Quartararo aber Wiedergutmachung und begeisterte mit einer spektakulären Aufholjagd von P15 bis auf den vierten Rang.
Den neuen «Agostini Fan Award» für das beste Überholmanöver des Jahres bekam bei den offiziellen MotoGP Awards zwar Quartararo ausgehändigt (für sein Manöver gegen Jack Miller in den neuen Münzer-Schikane des Red Bull Rings), viele Beobachter aber sind sich einig: Der doppelte Überholvorgang in der finalen Schikane des 26-Runden-Rennens in der Kathedrale des Speeds von Assen, als Aleix Espargaró Jack Miller und Brad Binder praktisch zeitgleich überrumpelte, hätte diese Auszeichnung mindestens genauso verdient.
«Zwei Runden vor Schluss wechselte ich ins Mapping 3, was gar nicht einfach war. Ich sagte mir: ‚Du musst in der schnellen Kurve mehr Speed mitnehmen als sie – und es hat sich bezahlt gemacht. Überholt habe ich am letzten Bremspunkt, aber in Wahrheit war die Linkskurve ausschlaggebend: Ich war 20 km/h schneller als sie, der Speed war unglaublich», beschrieb Espargaró das viel beachtete Überholmanöver. «Ich sah, dass Brad dort auf der Bremse nicht super gut war und sagte mir: ‚Okay, jetzt probiere ich es.‘ Und das Gute war, dass ich das Motorrad auch noch stoppen konnte.»
«Ich habe dort mindestens 20 Fahrer überholt», wurde Espargaró überschwänglich. «Ich glaube, ich habe an gar keiner anderen Stelle überholt. Jedes Überholmanöver im Rennen setzte ich dort – jede Runde holte ich dort einen Kerl.»
Den hohen Speed in den schnellen Kurven erklärte sich der Aprilia-Star übrigens auch dank der radikalen Aprilia-Verkleidung mit der deutlich sichtbaren Kante an der Seite: Erstmals wurde diese neue Variante beim Catalunya-Test an der RS-GP gesichtet, in Assen kam sie dann zum ersten Mal im Rennen zum Einsatz.
«Das spürte man in Assen sehr deutlich. Von Freitag an hatte ich das Gefühl: Wenn ich die Vorderbremse in den sehr schnellen Passagen löse, war ich viel schneller als der Rest. Ich verliere an ein paar Stellen, in den schnellen Sektionen war mein Motorrad aber viel besser», bestätigte Aleix Espargaró.
Tipp: Das Manöver ist im Highlight-Video bei 1:20 min zu sehen.
MotoGP-Ergebnis, Assen (26. Juni):
1. Bagnaia, Ducati, 26 Rdn. in 40:25,205 min
2. Bezzecchi, Ducati, + 0,444 sec
3. Viñales, Aprilia, + 1,209
4. Aleix Espargaró, Aprilia, + 2,585
5. Brad Binder, KTM, + 2,721
6. Miller, Ducati, + 3,045
7. Martin, Ducati, + 4,340
8. Mir, Suzuki, + 8,185
9. Oliveira, KTM, + 8,325
10. Rins, Suzuki, + 8,596
11. Bastianini, Ducati, + 9,783
12. Nakagami, Honda, + 10,617
13. Zarco, Ducati, + 14,405
14. Di Giannantonio, Ducati, + 17,681
15. Alex Márquez, Honda, + 25,866
16. Dovizioso, Yamaha, + 29,711
17. Marini, Ducati, + 30,296
18. Bradl, Honda, + 32,225
19. Gardner, KTM, + 34,947
20. Savadori, Aprilia, + 35,798
– Fernández, KTM, 8 Runden zurück
– Quartararo, Yamaha, 15 Runden zurück
– Darryn Binder, Yamaha, 18 Runden zurück
– Morbidelli, Yamaha, 18 Runden zurück