Auf Rossis Spuren? Überraschung Bez, Professor Marini
Marco Bezzecchi präsentierte sich in seiner Debüt-Saison in der MotoGP-WM auf und neben der Strecke als potenzieller Star der Zukunft. Er heimste in Assen den ersten MotoGP-Podestplatz für das Mooney VR46 Racing Team ein, in Buriram stand er auf der Pole-Position. Zu keinem Zeitpunkt der Saison kam ein Zweifel daran auf, dass er der beste Rookie des Jahres 2022 war.
«Ich hatte gehofft, dass er sehr stark sein würde. Aber vielleicht hätte ich ihn nicht so stark erwartet», räumte Alessio «Uccio» Salucci, Direktor des VR46-Teams und der VR46 Riders Academy, im Gespräch mit SPEEDWEEK.com ein.
Salucci setzte die Leistung seines Schützlings aber auch in Relation: «Wenn man sich die anderen Aufsteiger der Saison 2022 anschaut: Raúl Fernández ist aus meiner Sicht ein außergewöhnliches Talent, aber die KTM war nicht einfach zu fahren. Gardner saß genauso auf der KTM, Di Giannantonio hatte ein bisschen Mühe… Wir hatten also den ein oder anderen Vorteil im Kampf um den Rookie-Titel. Das verberge ich nicht. Ich sage immer, was ich denke. Das gehört sich so.»
«Bez hat aber einen Podestplatz und eine Pole-Position geschafft. Er ist sehr stark, ich war schon überrascht – auch wenn ich es gehofft hatte», konnte sich Uccio ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Dazu kommt die erfrischende Art des 24-jährigen Italieners, die gar einige Beobachter an Mentor Valentino Rossi erinnert. «Bez» hat die Lacher immer wieder auf seiner Seite und bringt die Kommunikations-Abteilung von VR46 mit seinen manchmal doch etwas zu direkten Kommentaren ins Schwitzen.
«Er ist ein Charakterkopf, das können alle im Team bestätigen», lachte Salucci. «Bez ist großartig, er kann mit Sicherheit eine richtige Persönlichkeit werden. Das hängt aber immer auch mit den Ergebnissen zusammen. Aber er ist auf jeden Fall unverfälscht, instinktiv und einer, der immer sagt, was Sache ist. Das nehmen die Leute auch zu Hause wahr. Deshalb ja, er hat das Potenzial, auch abseits der Strecke zum Aushängeschild zu werden», befand die langjährige rechte Hand von MotoGP-Superstar Valentino Rossi.
Luca Marinis Einstieg in die Königsklasse verlief dagegen unauffälliger. Der Moto2-Vizeweltmeister von 2020 schob sich in der abgelaufenen Saison aber kontinuierlich nach vorne, auch wenn ihm der Podestplatz noch nicht gelang. Immerhin landete der Rossi-Bruder 2022 zehnmal in den Top-10, darunter zweimal auf Rang 4. «Er ist beeindruckend», meinte Uccio.
Marini geht analytisch vor und ist nicht nur technisch versiert, sondern auch gesprächig – zur Freude der Medienvertreter. Denn gerade nach dem Rücktritt von Andrea Dovizioso ist ein «Professor» im Fahrerlager sehr willkommen. «Das wäre doch was! Wenn er dann auch noch die Ergebnisse bringt, die Dovizioso erreicht hat, unterschreibe ich sofort», lachte der VR46-Teamdirektor.
«Wir versuchen, ihnen diese Dinge beizubringen – dass sie ihre Ansichten teilen und auch mit dem Teamkollegen zusammenarbeiten, um das Team voranzubringen», erklärte Salucci. «Wir hoffen, dass sie sich dann auch gegenseitig mitziehen und anstacheln. Dafür braucht es aber noch ein bisschen Zeit.»
Dass beide VR46-Fahrer in der anstehenden Saison auf GP22-Maschinen sitzen, soll die Zusammenarbeit zusätzlich erleichtern.
MotoGP-Test, Valencia (08.11.2022):
1. Marini, Ducati, 1:30,032 min
2. Viñales, Aprilia, + 0,225 sec
3. Bezzecchi, Ducati, + 0,230
4. Oliveira, Aprilia, + 0,335
5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,366
6. Di Giannantonio, Ducati, + 0,451
7. Brad Binder, KTM, + 0,464
8. Martin, Ducati, + 0,544
9. Quartararo, Yamaha, + 0,546
10. Bastianini, Ducati, + 0,560
11. Zarco, Ducati, + 0,594
12. Bagnaia, Ducati, + 0,623
13. Marc Márquez, Honda, + 0,644
14. Morbidelli, Yamaha, + 0,659
15. Álex Márquez, Ducati, + 0,680
16. Pol Espargaró, GASGAS, + 0,725
17. Miller, KTM, + 0,755
18. Mir, Honda, +0,882
19. Nakagami, Honda, + 1,049
20. Rins, Honda, +1,196
21. Raúl Fernández, Aprilia, +1,308
22. Augusto Fernández, GASGAS, + 1,698
23. Pirro, Ducati, + 2,773