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Hervé Poncharal: Was ihm an Augusto Fernández gefällt

Von Günther Wiesinger
GASGAS-Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal will nach zwei enttäuschenden Jahren 2023 mit der neuen Marke und dem Fahrerduo Pol Espargaró und Augusto Fernández zurück an die Spitze. Der Sepang-Test läuft vielversprechend.

Für das Tech3-Team von Hervé Poncharal hat eine neue Ära begonnen. Denn nach 19 Jahren mit Yamaha und vier Jahren mit KTM tritt der renommierte französische MotoGP-Rennstall 2023 erstmals als GASGAS Factory Team an, die Motorräder sind allerdings baugleich mit der KTM RC16. Doch GASGAS tritt in der «premier class» als eigene Marke auf, wie auch in der Moto3-WM, also sind in der MotoGP auch nach dem Rückzug von Suzuki weiter sechs Fabrikate vertreten.

Nach der unliebsamen Saison mit den Rookies Remy Gardner und Raúl Fernández und der problematischen Saison 2021 mit Danilo Petrucci und Iker Lecuona herrscht bei Tech3 wieder Aufbruchsstimmung, denn mit Pol Espargaró und Moto2-Weltmeister Augusto Fernández steht ein aussichtsreiches Fahrerduo unter Vertrag. Beim dreitägigen Shakedown-Test in Sepang fährt nur Augusto mit; er darf sich als einziger Rookie der Saison unter die Testfahrer mischen.

Mit den Plätzen 2 und 4 an den ersten zwei Tagen zog sich der Klassenneuling auf der GASGAS bisher erstaunlich aus der Affäre. Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal macht im Interview mit SPEEDWEEK.com aus seiner Begeisterung kein Geheimnis.

Hervé, hat dich die Performance von Augusto Fernández an den ersten zwei Testtagen überrascht?

Ich bin angenehm überrascht. Denn Augusto hat vor Sepang nicht viel Zeit auf dem Motorrad verbracht, nur den einen Dienstag im November in Valencia, wo erst ab 11 Uhr gefahren wurde.

Anderseits bin ich nicht völlig überrascht, denn am Ende des Tages brauchst du Talent, und Augusto hat Talent. Er ist Moto2-Weltmeister!

Du musst aber neben dem Talent auch den Ehrgeiz haben, dich mit den Ingenieuren zusammenzusetzen und mit einer bescheidenen Haltung an die Arbeit zu gehen. Es spielt dabei keine Rolle, ob du Moto2-Weltmeister bist. Dieser Erfolg ist wichtig für die Karriere, weil du das Moto2-Kapitel mit dem bestmöglichen Erfolg abschließen kannst. Das ist fantastisch, Gratulation!

Aber jetzt öffnet sich für Augusto ein neues Kapitel. Er muss die Moto2 vergessen, die Trophäe steht jetzt in seinem Pokalzimmer. Wenn er Großvater ist, kann er seinen Enkelkindern davon erzählen.

Aber in der MotoGP beginnt er jetzt bei Null. Augusto versteht das, denn er ist smart, bescheiden und gut erzogen. Er weiß, dass die Arbeit ein Schlüsselelement für den Erfolg ist.

Aber wir stehen erst am Beginn, deshalb ist etwas Zurückhaltung geboten. Wir könnten sonst in drei Monaten dumm dastehen.

Wir dürfen nicht vergessen, dass die anderen Stammfahrer erst am Freitag auf die Strecke gehen. Mir gefällt aber, dass im Team wieder fröhliche und gut gelaunte Gesichter zu sehen sind.

Die Crew von Pol Espargaró mit Crew-Chief Paul Trevathan ist bereits in Sepang. Augusto hat also viele erfahrene Leute um sich, die ihm helfen, mit denen er reden und diskutieren kann.

Nach den ersten zwei Tagen sind wir happy mit dem, was erreicht wurde, obwohl uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Wir konnten nicht so viele trockene Runden abspulen, wie wir gerne gehabt hätten. Denn sie sind die einzigen Runden, die zählen.

Es ist erstaunlich, wie gut Augusto Fernández auf Anhieb auch im Regen zurechtkam.

Ja, sein Feeling im Regen ist gut. Montag früh war es richtig nass, Augusto war mit den Regenreifen schnell. Er hat einige Konkurrenten beeindruckt.

Das war eine wichtige Session, denn du findest bei den Wintertests nicht viele Gelegenheiten für Tests bei richtigem Regen vor. Deshalb sind wir happy.

Normalerweise haben die Moto2-Aufsteiger in Valencia bei den ersten MotoGP-Tests wegen der langsamen, engen Strecke wenig Mühe. Sie erschrecken erst, wenn sie auf den breiten Sepang Circuit mit seinen zwei langen Geraden und fast 170 km/h Schnitt kommen. Fernández scheint das nicht zu beeindrucken?

Ja, das freut uns. Er hat sich schnell angepasst. Ich will nicht behaupten, er fühle sich auf dem MotoGP-Bike schon wie zu Hause, denn das beansprucht sehr, sehr viel Zeit. Wir müssen den Test von 10. bis 12. Februar abwarten, wenn alle an Bord sind.

Bisher scheint Augusto die Belastung des 300-PS-Bikes auf dieser schnellen Piste in Sepang körperlich gut zu verkraften.

Wir müssen auch bedenken, dass das Fahren im Regen nicht so starke Ansprüche stellt wie im Trockenen.

Aber die Fitness von Augusto ist wirklich gut. Er war in Thalgau in Österreich im Red Bull Athlete Performance Center. Sie waren zufrieden mit seiner Fitness und gaben ihm hilfreiche Ratschläge.
Momentan sieht alles erfreulich aus.

Augusto Fernández ist 180 cm groß und 72 kg schwer. Mit dieser Statur ist er prädestiniert für die MotoGP. Aber er sagt, er müsse aufpassen beim Gewichtstraining, weil er rasch an Muskelmasse und Gewicht zulegt.

Er hat in der Moto2 sehr sorgfältig auf das Essen achten müssen, damit er kein Gewicht zunimmt. Augusto ist jetzt kräftig genug für die MotoGP, er ist körperlich sehr gut vorbereitet. Er hat eine gute Statur und passt gut auf, dass er nicht zunimmt, denn jedes Gramm zählt.

Er hat eine gute Herangehensweise und ist lernwillig.

Die Atmosphäre in der Box ist wirklich gut. Das hat mir Paul Trevathan bestätigt. Das ist ein wichtiger Bestandteil dieses Tests in Sepang.

Pol Espargaró und Paul waren in unserem Tech3-Hauptquartier in Südfrankreich, als sie von der Einschulung in Munderfing zurückkamen. Wir haben das seit sehr vielen Jahren nicht erlebt, dass uns ein Fahrer besucht hat.

Der letzte Fahrer, der uns zum Zweck des Teambuildings besucht hat, war Johann Zarco 2017, das war aber während der Saison, nicht vorher.

Es hat das ganze Team gefreut, als Pol und Paul vorbeigeschaut haben.

Tech3 hat mit KTM 2020 die ersten zwei MotoGP-Siege gefeiert – mit Oliveira in Spielberg und Portimão. Höchste Zeit, diese Erfolge zu bestätigen. 

Ich will in meinem Team jetzt die alte Schlagkraft wiederherstellen.

Denn die letzten zwei Jahre waren schwierig. Ich will darüber nicht mehr reden. Aber es ist wichtig, dass unsere Jungs jetzt wieder ein Lächeln im Gesicht haben. Jeder, der unsere Box besucht, kann die positive Atmosphäre spüren.

Ergebnisse Shakedown-Test Sepang, Tag 2 (6.2.):

1. Crutchlow, Yamaha Test 3, 2:02,079 min
2. Pirro, Ducati Bike 1, 2:02,598 min, + 0,519 sec
3. Augusto Fernández, GASGAS Bike 1, 2:02,770, + 0,691
4. Savadori, Aprilia Bike C, 2:02,948, + 0,869
5. Folger, KTM Bike 2, 2:04,125, + 2,046
6. Pirro, Ducati Bike 3, 2:06,884, + 4,805
7. Savadori, Aprilia Bike A, 2:07,457, + 5,378
8. Augusto Fernández, GASGAS Bike 2, 2:12,255, + 10,176
9. Bradl, Honda Bike 1, 2:13,419, + 11,340
10. Crutchlow, Yamaha Test 2, 2:13,745, + 11,666
11. Crutchlow, Yamaha Test 1, 2:14,017, + 11,938
12. Savadori, Aprilia Bike B, 2:19,951, + 17,872
13. Folger, KTM Bike 1, 2:26,188, + 24,188

Ergebnisse Shakedown-Test Sepang, Tag 1 (5.2.):

1. Crutchlow (Yamaha Test 2), 2:01,146 min
2. Augusto Fernández (GASGAS), + 0,185 sec
3. Yamaha Test 1, + 0,427
4. Bradl (Honda Bike 2), + 0,459
5. Savadori (Aprilia Bike D), + 0,500
6. Yamaha Test 3, + 0,801
7. Pirro, Ducati, + 0,969
8. Bradl (Honda Bike 1), + 1,069
9. Augusto Fernández (GASGAS Bike 2), + 1,331
10. Savadori (Aprilia Bike C), + 1,700
11. Savadori (Aprilia Bike G), + 1,793
12. Folger (KTM, Bike 2), + 2,540
13. Folger (KTM Bike 1), + 3,509

Ohne Zeitnahme-Transponder:
Dani Pedrosa (KTM), inoffiziell gestoppt: 2:00,4 min

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