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Portimão: Kiesbetten entschärft, aber nur kosmetisch?

Nach dem folgenschweren Sturz von Fabio Di Giannantonio werden jetzt in Portimão eilig die Kiesbetten entschärft und den Vorschriften angepasst. Oder sind das nur kosmetische Änderungen?

Fabio Di Giannantonio stürzte beim Portimão-Test vor einer Woche am Samstagnachmittag in Kurve 7 und wurde ins Krankenhaus gebracht, wo eine Gehirnerschütterung festgestellt wurde. Für den folgenden Testsonntag wurde «Diggia» von den behandelnden Ärzten für fahruntauglich («unfit to ride») erklärt. «Die Ärzte haben mir nach der Gehirnerschütterung 24 bis 48 Stunden Ruhe verordnet», schilderte er.

Di Giannantonio, der seine zweite MotoGP-Saison absolviert, wetterte nach der Rückkehr aus dem Spital am Samstagabend heftig über die Zustände in den Auslaufzonen des Autódromo Internacional do Algarve. Er prangerte die erstaunlich großen «Kieselsteine» an, die an der GP-Strecke in den «gravel beds» vorzufinden sind.

Portimão wude in der Corona-Saison 2020 erstmals als GP-Schauplatz auserkoren, als keine Übersee-GP stattfinden konnten. Seither beschweren sich die MotoGP-Piloten, weil die Kiesbetten in Portimão nicht den Vorschriften entsprechen: Statt Kieselsteinen mit 6 bis 15 mm Durchmesser lagen dort bisher teilweise faustgroße Brocken. Außerdem: Die Kieselsteinschicht muss 25 cm hoch sein.

Ob diese Vorschrift in allen «gravel beds» eingehalten wird, darf beim Anblick der ersten Bilder bezweifelt werden. Aber die GP-Piloten werden die Baufortschritte am Mittwoch oder Donnerstag gewiss genau unter die Lupe nehmen. 

«Die Beschaffenheit des Kiesbetts in Portimão in Turn 7 war irre. Wir beklagen uns jedes Jahr, weil es richtig große Steine sind», schilderte «Diggia» vor einer Woche. «Wenn du auf solche Steine prallst, ist das schmerzhafter, als auf dem Asphalt aufzuprallen. Ich bin auf dem Asphalt liegend dahin gerutscht, aber sobald ich das Kiesbett erreicht habe, war es wie eine Explosion. Als mein Kopf den Kies berührt hat, wurde ich bewusstlos. Wenn man den ruinierten Helm sieht, ist es unglaublich. So etwas habe ich noch nie gesehen.»

Die Verantwortlichen des Autódromo Internacional do Algarve versicherten bereits am vergangenen Sonntag, bis zum WM-Auftakt am Wochenende 24. bis 26. März für regelkonforme Bedingungen zu sorgen. Es mussten also innerhalb weniger Tage Tausende Tonnen Kies besorgt werden, auch die nicht im Budget vorgesehene Finanzierung musste sichergestellt werden.

Seit Freitag findet in Portimão der IRTA-Test für die WM-Klassen Moto3 und Moto2 statt. Bei dieser Gelegenheit überzeugten sich die SPEEDWEEK.com-Fotografen Ronny Lekl und Steve Wobser von den aufwändigen Bauarbeiten in den Kiesbetten, zum Beispiel in Turn 1 und Turn 7.

Dutzende Lkw-Ladungen mit dem vorgeschrieben Kies-Qualität wurden heran gekarrt und jeweils nach den Sessions nach 18 Uhr Ortszeit in den Auslaufzonen verteilt.

Der neue FIM Safety Officer Tomé Alonso wird die Baufortschritte Mitte der kommenden Woche inspizieren, um sicherzustellen, dass die Sicherheit der Fahrer gewährleistet wird.

«Wir achten sehr auf die Ausrüstung der Fahrer, auf die Bemalung der Bordsteine und alles… Es muss also auch darauf geachtet werden, dass bei der Errichtung der Kiesbetten die Vorschriften eingehalten werden», forderte Di Giannantonio. «Bei den großen Steinen hast du bei einem Sturz das Gefühl, gegen eine Wand zu prallen. Wir fordern seit Jahren einen Austausch der Kieselsteine.»

Als «Diggias» neue Gresini-Teamkollege Alex Marquez stürzte, sah seine Ducati wegen der großen scharfkantigen Steine in der Auslaufzone anschließend aus, als sei sie geschreddert worden.
Weltmeister Pecco Bagnaia brachte schon beim ersten MotoGP-Auftritt in Portimão 2020 nach einem denkwürdigen Abflug zwei Handvoll klobige Steine in die Box und zeigte sie seinem Teammanager.

«Wir beklagen uns seit mehr als drei Jahren, aber bisher ist nichts passiert», hielt Aprilia-Star Aleix Espargaró vor einer Woche fest. «Sie hörten nicht auf uns.»

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Von Ivo Schützbach
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