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Pol Espargaró (GASGAS): Comeback beim Mugello-GP?

Von Günther Wiesinger
Motorsport-Direktor Pit Beirer rechnet damit, dass Pol Espargaró in Mugello (11. Juni) wieder auf der GASGAS sitzen könnte. «Bis dahin sollte der Wirbelbruch verheilt sein. Die Entscheidung treffen die Ärzte», sagt er.

Das Red Bull KTM Factory Racing Team erlebte beim GP von Spanien am vergangenen Wochenende mit Brad Binder, Jack Miller und Dani Pedrosa drei famose Tage, das Trio kam in allen wichtigen Sessions unter die Top-6 oder -8, dazu landeten Binder und Miller in beiden Tagen auf dem Podest. Sie verbesserten sich dadurch in der WM von neunten auf den dritten beziehungsweise vom elften auf den vierten Rang.

Doch die Pierer Mobility AG vergass auch an diesen erfolgreichen Tagen nicht auf den schwer verletzten Pol Espargaró, der beim Saisonstart am letzten März-Wochenende bereits am Freitag im FP2 schwer gestürzt war, sich acht Brüche zuzog und inzwischen 9 kg verloren hat, nicht zuletzt wegen seines Kieferbruchs.

Während GASGAS-Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal beim Texas-GP Mitte April noch hoffte, dass Pol in Le Mans zurückkehren und sich wieder auf sein Rennmotorrad schwingen kann, ist diese Illusion von den Ärzten längst widerlegt worden.

«Der arme Kerl», bedauert Pit Beirer, der Motorsport-Direktor der Pierer Mobility AG mit den Marken KTM, GASGAS und Husqvarna. «Am vorletzten Montag konnte ich erstmals normal mit Pol telefonieren. Während die Kollegen in Argentinien und Texas um Punkte gekämpft haben, hat Pol ein zugeschraubtes Kiefer gehabt, er konnte nicht essen und nicht sprechen. Er hat in dieser Zeit gewaltig gelitten. Aber ich bewundere, wie voller Energie er steckt. Seine erste Frage war: ‘Kann ich in Le Mans fahren?’ Er wollte das, nicht wir. Es gab aber inzwischen ärztliche Untersuchungen, deshalb steht fest: Pol wird keine medizinische Freigabe für Le Mans erhalten. Aber Mugello haben wir alles andere als abgehakt.»

«Pol wird jetzt unter ärztlicher Aufsicht ein strenges Trainings- und Reha-Programm abspulen. Wenn er bis Mugello schmerzfrei und körperlich wieder hergestellt ist, dann macht die Teilnahme am Italien-GP für uns einen Sinn», stellt Beirer klar.

«Das größte Problem war, dass Pol soviel Gewicht verloren hat, weil er keine feste Nahrung zu sich nehmen konnte», schildert Pit Beirer. «Ursprünglich dachten wir, der kleine Riss im Kiefer sei nach ein zwei, drei Tagen erledigt. Wir meinten, das sei das kleinste Problem. Aber diese Verletzung war jetzt richtig lästig. Es mussten auch einige Zähne gerade gerückt werden, die am falschen Platz waren. Es hat mehr als vier Wochen gedauert, bis Pol wieder essen und sprechen konnte.»

Wie sieht es mit den angebrochenen Wirbeln und der Lungenquetschung aus?

Beirer: «Es sind seit dem Crash am 24. März einige Wochen ins Land gezogen. Man sieht bei der Wirbelverletzung auf dem Röntgenbild, dass sie verheilt ist. Aber sie ist sicher nicht so stabil wie vor dem Crash. Die richtige Knochenfestigkeit bei einem Bruch hast du nach acht oder zehn Wochen. Diese Zeit müssen wir abwarten. Pol hat keine Schmerzen in der Lunge und an den Rippen; es normalisiert sich alles. Er muss jetzt wieder Gewicht und Muskeln aufbauen. Und wir müssen dem Knochen Zeit geben, bis er zu 100 Prozent durchwachsen ist, damit er bei einem etwaigen weiteren Sturz zumindest so stabil ist wie jeder gesunde Knochen. Das erreichst du frühestens nach zehn Wochen und nicht nach sechs oder sieben.»

Der erste Trainingstag in Mugello (9. Juni) findet genau elf Wochen nach dem Portimão-Sturz des GASGAS-Werkspiloten statt, der 2020 auf der Red Bull-KTM fünf Podestplätze erzielte und WM-Fünfter wurde.

«Trotzdem werden wir Pol nicht auf ein Motorrad sitzen lassen, bevor es nicht ein MRI-Scan gibt, mit dem uns die Ärzte bescheinigen, dass der Knochen von der Kallusbildung her zu 100 Prozent durchwachsen und verheilt ist. Wenn das nicht der Fall ist, werden wir Pol sicher nicht auf das Bike steigen lassen», betont Pit Beirer. «Wir lassen uns das Comeback von Pol nicht vom Rennkalender diktieren, sondern von der Freigabe der Ärzte.»

Die Pierer Mobility AG kämpft bei rund 60 Werkspiloten an jedem Wochenende in irgendeiner Serie von der MotoGP über Motocross bis zur Rallye-Raid-WM mit verletzten Stars – und hat in der Vergangenheit einiges dazu gelernt.

«Wir haben früher oft mit Härte versucht, viele Fahrer frühzeitig wieder an die Startlinie zu bringen», räumt der KTM-Stratege ein. «Aber wir und die Fahrer haben sehr oft Lehrgeld dafür bezahlt, die Fahrer haben Schmerzen gelitten. Jetzt wollen wir, dass uns ein Arzt sagt: Erst wenn der Knochen verheilt ist, gehört der Fahrer zurück an die Rennstrecke.»


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