Giacomo Agostini zu MotoGP: «Sie müssen etwas ändern»
Giacomo Agostini schwenkte zuletzt beim MotoGP-Rennen in Le Mans die Zielflagge, als Ehrengast zur Feier des 1000. Grand Prix – auch wenn einige aufmerksame Beobachter Zweifel an der Zählweise der GP-Events anmerkten.
Außer Frage steht jedoch, dass der 80-jährige Italiener mit seinen 15 Titeln und 122 GP-Siegen nach wie vor der erfolgreichste Fahrer der seit 1949 bestehenden Motorrad-WM ist. Hinter Valentino Rossi (115) und Ángel Nieto (90) liegt in der Bestenliste nach GP-Siegen übrigens Marc Márquez mit 85 Erfolgen an vierter Stelle, vor Mike Hailwood mit 76.
Vor «Mike the Bike» hatte Rekordweltmeister Giacomo Agostini besonderen Respekt, wie er im zweiten Teil des Interviews mit SPEEDWEEK.com verrät (Teil 1 hier zum Nachlesen).
Wer war dein schärfster Rivale?
Ich bin in meiner Karriere mit vielen Weltmeistern gefahren. Barry Sheene, Jarno Saarinen, Kenny Roberts, Phil Read, Mike Hailwood. Für mich war Mike der Beste. Er nahm an drei, vier Klassen teil und gewann in allen Klassen. Deshalb war es für mich sehr aufregend, ihn zu schlagen. Denn ihn zu schlagen bedeutete, einen großartigen Champion zu schlagen.
Wir haben viele Duelle ausgetragen, vor allem 1967 auf der Isle of Man. Ich habe nicht gewonnen, weil meine Kette gerissen war, aber ich habe das Rennen angeführt. Nachher kam Mike zu mir und sagte: «Ago, du bist heute der Gewinner.» Ich sagte: «Danke, Mike, aber du stehst auf dem Podium!» Er war ein sehr netter Mensch und ein sehr, sehr guter Fahrer.
Du bist vor Jahren in Assen einmal mit der Yamaha M1 gefahren. Könnte ein 20- oder 25-jähriger «Ago» heute noch immer gewinnen?
Sicher! Warum nicht? Natürlich müsste man so einiges lernen. Allerdings beschwere ich mich heutzutage über die Elektronik. Davon gibt es zu viel. Die Ingenieure sagen: Ohne Elektronik kann der Fahrer nicht fahren. Das gefällt mir nicht, weil ich möchte, dass der Fahrer die Maschine fährt.
Ich hoffe, dass sie eines Tages die Leistung der Motorräder reduzieren werden, denn die Leistung erschwert vieles. Die Reifen, die Federung, die Bremsen... Es entsteht keine Show, nur weil man 300 PS hat, die Show wird von den Fahrern geschaffen. Als ich Rennen fuhr, oder Saarinen, Kenny Roberts, Valentino Rossi oder Biaggi... Wir hatten 120, 130 oder vielleicht 150 PS, aber die Show war geboten. Es war der Fahrer, der für die Show sorgte. Aufgrund der Leistung gibt es Probleme und derjenige, der seine Reifen am besten managt, gewinnt. Ich glauben, sie müssen etwas ändern.
Bist du deshalb froh, dass du damals Rennen gefahren bist?
Als meine rechte Hand noch die Arbeit erledigt hat…