MotoGP: VR46-Team ist nicht einverstanden

GASGAS: Das Luxusproblem mit Fernández und Acosta

Von Günther Wiesinger
Die Pierer-Manager möchten Augusto Fernández unbedingt ein 2. MotoGP-Jahr ermöglichen. Anderseits wird der Platz bei GASGAS für Acosta gebraucht. Könnte Fernández zum Beispiel bei Gresini-Ducati landen?

Natürlich begleitet uns seit dem Saisonstart die Frage, was bei der Pierer Mobility AG (sie besitzt die Marken KTM, GASGAS, Husqvarna und 25,1 Prozent an MV Agusta) passieren wird, wenn Pedro Acosta in seiner zweiten Moto2-Saison brilliert und ob dann womöglich Klassenneuling Augusto Fernández nach nur einer Saison seinen Platz bei GASGAS Factory Racing Tech3-Team räumen muss – wie die Rookies Gardner und Raúl Fernández nach der missglückten Saison 2022.

KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer erklärte bereits Ende April in Jerez gegenüber SPEEDWEEK.com: «Wir möchten Augusto unbedingt eine zweite MotoGP-Saison ermöglichen. Uns wäre am liebsten, wenn Pedro Acosta noch eine dritte Moto2-Saison bestreiten würde. Er ist gerade 19 Jahre alt geworden und hat alle Zeit der Welt. Dani Pedrosa hat in Jerez gezeigt, dass man auch mit 37 Jahren in der MotoGP noch unter die Top-6 fahren kann.»

Nach Augustos grandiosem vierten Platz in Le Mans und dem Sturz von Pedro Acosta in Frankreich verstummten die Diskussionen für ein paar Tage. In Mugello flammten sie wieder auf, denn Fernández kam am Sonntag über Platz 15 nicht hinaus, auch wenn er ein starkes Finish zeigte. Und Acosta glänzte beim sechsten Grand Prix mit seinem dritten Saisonsieg. Er verkürzte den Rückstand in der Moto2-WM auf Tony Arbolino auf 20 Punkte.

Während Pit Beirer seit Wochen versucht, das Therma Fernández/Acosta herunterzuspielen und es gern als Luxusproblem bezeichnet, gab sich Red Bull-KTM-Teammanager Francesco Guidotti kürzlich in einem Interview mit SPEEDWEEK.com-Mitarbeiter Manuel Pecino etwas redseliger und undiplomatischer.

«Was mit Acosta geplant ist, werde ich im nächsten Interview beantworten», stellte der Italiener fest. «Pedro muss uns bis Ende Juni eine Antwort geben.»

Denn die Pierer-Gruppe hat üblicherweise in den meisten Fahrerverträgen eine Option eingebaut, die bis 30. Juni eingelöst werden muss. Oder sie verfällt, wie bei Gardner 2022.

Bei Acosta wurde bisher erfolglos probiert, ihm eine weitere Moto2-Saison schmackhaft zu machen. Denn er macht kein Geheimnis daraus, dass dies nicht seine bevorzugte Variante für 2024 ist.

«Wir müssen gemeinsam eine Lösung finden», ergänzte Guidotti. «Wir wollen keine Situation wie in der Vergangenheit, wo wir einen Fahrer zwingen wollten, bei uns zu bleiben, obwohl das nicht seine Absicht war.»

Dabei handelte es sich um Rául Fernández, den Moto2-Vizeweltmeister von 2021, der vor zwei Jahren den Rookie-Siege-Rekord von Marc Márquez übertraf und acht Saisonsiege feierte.

Der problematische Spanier bekam im August 2022 nach langem Hin und Her für ca. 100.000 Euro die Freigabe und konnte zu RNF-Aprilia wechseln.

Guidotti liess noch durchblicken, die Pierer-Gruppe könne sich zu den aktuellen vier MotoGP-Plätzen (zwei bei Red Bull KTM, zwei bei GASGAS-Tech3) weitere Slots aneignen.

Das ist aber ein Irrtum, denn die Dorna wird auch 2024 nur elf Teams und 22 Fahrer aufbieten.

Die Pierer-Gruppe bekommt keine neuen MotoGP-Plätze

Die Gerüchte, die Pierer Mobility AG könnte die Marke Husqvarna nach der Moto3- und Moto2- auch die die MotoGP-WM bringen, wurden schon vor Monaten entkräftet, weil kein existierendes Kundenteam zwei Plätze anbietet und sich die Österreicher keine eigene Motoren-Entwicklung für eine Marke wie Husqvarna antun wollen. Denn so ein Projekt würde mehr als zehn Millionen pro Jahr zusätzlich kosten.

Deshalb fährt auch GASGAS mit identischen KTM-Bikes und wird mit dem Marketing-Budget der einst spanischen Marke finanziert.

Das heisst: GASGAS gilt nicht als eigener MotoGP-Hersteller, die Marke kann auch in der Marken-WM nicht punkten.

Deshalb bekam Pierer die zwei Slots von Suzuki Ecstar nicht, die stillgelegt wurden, bis sich ein Neueinsteiger mit einem eigenen Fabrikat und eigener Entwicklung meldet.

BMW hätte zum Beispiel 2023 oder 2024 einsteigen können – notfalls mit der Basis der Suzuki GSX-RR-Reihenvierzylinder- Motoren.

Augusto Fernández zu Gresini: Bisher nur eine Idee

In Mugello war aber ein interessanter Vorschlag zu hören: Dem Pierer-Mobility-Management wurde die Idee unterbreitet, dem zweifellos talentierten und vielversprechenden Augusto Fernández einen Transfer zu einem Privatteam wie Gresini Racing nahezulegen, notfalls mit einer Mitgift von Pierer und Red Bull, denn bei den Italienern könnte der Platz von Fabio Di Giannantonio frei werden.

Eines ist klar: Bei Red Bull-KTM werden auch 2024 Brad Binder und Jack Miller fahren.

GASGAS-Tech3-Pilot Augusto Fernández hat nur einen Ein-Jahres-Vertrag. Sein Teamkollege Pol Espargaró gilt für 2024 als Fixstarter, auch wegen seiner Verdienste um das KTM-Projekt von 2017 bis Ende 2020. Er hat für die Österreicher bereits zwei Pole-Positions erobert und sechs Podestplätze.

Die Augusto/Pedro-Problematik wird die Pierer-Gruppe noch eine Weile beschäftigen.

Denn allen Beteiligten inklusive Red Bull-KTM-Moto2-Teamchef Aki Ajo ist klar: Pedro Acosta ist ein Riesentalent, den sich kein Hersteller durch die Lappen gehen lässt, schon gar nicht KTM, denn die Österreicher haben ihn behutsam über die Moto3-WM aufgebaut, die er 2021 gewonnen hat.

Es sind ja alle Werke seit Jahren auf der Suche nach dem neuen Marc Márquez. Der 19-jährige Acosta hat das Zeug, die nötige Intelligenz und sonstige Rüstzeug für eine erfolgreiche MotoGP-Karriere – plus den bedingungslosen Rückhalt von KTM und Red Bull.

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