Marco Bezzecchi: «Matteo sagte, 'vertrau mir'»
Marco Bezzecchi mit Crew-Chief Matteo Flamigni
Nach acht Rennen liegt Marco Bezzecchi an dritter Stelle des MotoGP-Klassements. Der 24-jährige Italiener gewann bereits die Grands Prix von Argentinien und Frankreich, siegte nach zweiten Plätzen zuletzt beim Sprint in Assen und erkämpfte sich auch noch zwei Podiumsplätze in Portugal und den Niederlanden. Bezzecchi stieg 2022 in die MotoGP auf, nachdem er in der Saison 2021 die Moto2-Meisterschaft hinter Remy Gardner und Raúl Fernández als Dritter beendete.
Im Mooney VR46 Racing Team von Teambesitzer Valentino Rossi wurde Rossis langjähriger Dataspezialist Matteo Flamigni Bezzecchis Crewchief. In seiner Rookie-Saison wurde Bezzecchi 14. und damit bester Neuling in der Gesamtwertung. Über die Tatsache, dass nur Darryn Binder öfter stürzte, macht er sich keine Gedanken. «Das gehört zum Lernprozess», meinte der Moto3-CEV-Meister von 2015.
Sein Teamkollege Luca Marini saß in der Saison 2022 auf einer neuen Ducati GP22, während Bezzecchi sich in seiner ersten Saison mit einer GP21 zufriedengeben musste. In diesem Jahr sind beide Schützlinge von Teamboss Uccio Salucci und Teammanager Pablo Nieto auf gleichem, ein Jahr altem, Material, unterwegs. Mit der GP22 ist Bezzecchi bisher erfolgreicher als Teamgefährte Marini, der in der Wertung aktuell den sechsten Rang belegt.
Bei der Dutch TT 2022 hast du mit einem zweiten Platz dein erstes Podium erreicht. Nach dem Rennen hast du erwähnt, dass du und dein Crewchef Matteo Flamigni vor der Saison eine Liste mit Dingen erstellt haben, die du in deinem ersten Jahr erreichen wolltest. Was stand auf dieser Liste?
Wir haben zwei Listen erstellt. Eine mit Dingen, die wir erreichen wollten und eine mit Dingen, die wir jedes Wochenende gelernt haben. Meine Ziele waren zuerst ein Punkt, dann ein Top-10-Ergebnis, von Q1 nach Q2 zu kommen, direkt ins Q2 zu kommen und dann natürlich ein Podium. Ich hatte in Assen ein gutes Rennen, aber insgesamt war es ein seltsames Wochenende. Ich habe das ganze Wochenende mit dem Medium-Reifen gearbeitet und war zu langsam. Aber als ich für das Qualifying einen weichen Hinterreifen nahm, war ich Vierter, nicht weit hinter Pecco Bagnaia auf der Pole.
Das fand ich seltsam. Ich verstand nicht, warum ich schnell sein konnte, ohne dass meine Pace gut war. Im Warm-Up sagten wir dann: «Lass es uns mal mit dem weichen Reifen versuchen», obwohl das auf einer schnellen Strecke wie Assen mit so vielen fließenden Kurven riskant sein könnte. Aber im Warm-up war ich schnell und Matteo versuchte mich auch für das Rennen davon zu überzeugen, den weichen Reifen zu wählen. Er sagte: «Mach dir keine Sorgen, vertrau mir.» Das Rennen war verrückt und irgendwann war ich sogar schneller als Pecco. Es war fantastisch.
Vor dem Rennen in Assen hattest du mit deiner Freundin besprochen, wo du den Pokal hinstellen würdest.
Ja, genau! Ich habe einen schönen Platz gefunden. Mein bester Freund hatte mir auch ein schönes Geschenk gemacht, eine Karte von Assen. Die habe ich an die Wand gehängt und die Trophäe steht jetzt darunter. Es ist wirklich komisch: Man denkt darüber nach, einen Pokal zu bekommen, und das gelingt dann auch.
Matteo sagte, du warst letztes Jahr schnell, aber zu instinktiv. Jetzt nimmst du die Informationen besser auf. Ist das der Unterschied zwischen einer Saison als Rookie und 2023?
Das ist ein Teil des Unterschieds. Mit zunehmender Erfahrung versteht man besser, was man von der Maschine erwarten kann und wie sie in bestimmten Situationen reagiert. Auch stärkt das das Selbstvertrauen. Wenn man Selbstvertrauen hat, traut man sich, mehr zu pushen und weiß besser, was zu tun ist, ohne sich zu sehr auf seine Instinkte zu verlassen. Fahrer kennen keine Angst und das bedeutet, dass man instinktiv eine schnelle Runde fahren kann. Aber manchmal ist es dann schwierig, so eine noch einmal zu wiederholen.