MotoGP: VR46-Team ist nicht einverstanden

Luca Marini (11.): Warum in Kurve 1 riskiert wird

Von Nora Lantschner
Startkurve: Luca Marini innen hinter Marc Márquez, außen kommt es zum Massencrash

Startkurve: Luca Marini innen hinter Marc Márquez, außen kommt es zum Massencrash

Luca Marini äußert sich zu den turbulenten Szenen in der Anfangsphase des Catalunya-GP und einer grundlegenden Problematik in der heutigen MotoGP: «Die erste Kurve ist der Schlüsselmoment für das Rennen.»

Die schweren Stürze in der Startphase des MotoGP-Rennens überschatteten den Renntag in Montmeló unweit von Barcelona. Besonders der angsteinflößende Unfall von WM-Leader Pecco Bagnaia, der in Führung liegend im Ausgang der zweiten Kurve per Highsider abflog und vom nachfolgenden Brad Binder an den Beinen getroffen wurde, ließ Zuschauern und Beteiligten den Atem stocken.

Das galt natürlich umso mehr bei seinen Trainingskollegen aus der VR46 Riders Academy, die sich kurz darauf wieder auf den Re-Start konzentrieren mussten. «Es war ziemlich schwierig, besonders weil Pecco involviert war», räumte Luca Marini ein. «Uns verbindet ja eine Freundschaft. Es war ein ziemlich schockierender Unfall, als wir die Wiederholung im TV gesehen haben. Zum Glück ist er aber okay, es ist nichts Schwerwiegendes, das ist das Wichtigste.»

«Abgesehen davon sind wir auch Profis», fügte der 26-jährige Italiener an. «Wir sind dazu in der Lage, im Kopf umzuschalten und wieder ein gutes Mindset zu finden, um einen weiteren Start unter diesen Bedingungen in Angriff zu nehmen. Das ist in unserer Karriere auch schon öfter passiert, wir sind also darauf vorbereitet – und zum Glück ist beim zweiten Start alles glattgelaufen.»

Mit einer Erklärung für den wilden Abflug von Bagnaia tut sich auch Marini schwer. «Es war ziemlich merkwürdig. Ich weiß nicht, was passiert ist. Vielleicht hat er den Reifen in der Aufwärmrunde nicht genug aufgewärmt. Das kann passieren, aber Pecco ist clever und erfahren, deshalb würde ich das von ihm nicht erwarten. Vielleicht ist etwas anderes passiert.»

Zum Startunfall in der ersten Kurve, wo Enea Bastianini mit Johann Zarco, Alex Márquez, Fabio Di Giannantonio und Marco Bezzecchi gleich vier Ducati-Markenkollegen mit ins Kiesbett riss, meinte der Mooney-VR46-Fahrer: «Das Anbremsen vor Kurve 1 ist hier sehr schwierig, dazu kam am Sonntag viel Rückenwind. Diese erste Kurve ist knifflig. Du kommst mit sehr hohem Speed an und musst stark abbremsen. Auch im Vorjahr ist ein großer Crash passiert. Das kann passieren.»

Die Startaufstellung auf dem «Circuit de Barcelona-Catalunya» näher zur Kurve 1 zu verlegen, sei laut Marini keine Lösung. «Nein, dann wäre nur die Geschwindigkeit geringer, aber die erste Kurve bleibt immer dieselbe. Das sieht man ja auch in Österreich, dort ist der Speed geringer, aber die Kurve ist so gemacht, dass man stark abbremsen muss. Hier ist es dasselbe. Du musst das Motorrad stark abbremsen, um auch die zweite Kurve vorzubereiten. Das weiß jeder Fahrer. Gleichzeitig weiß aber auch jeder, dass die erste Kurve der Schlüsselmoment für das Rennen ist. Mein zweiter Start war sehr schlecht und mein Rennen war von der ersten Runde an gelaufen.»

«Ich habe den vielleicht schlechtesten Start meiner Saison gezeigt», übte sich Marini in Selbstkritik. «Ich habe dann mit den anderen Fahrern gekämpft, ich war aber in der Beschleunigung ziemlich langsam. Mit diesen Flügeln und allem verlierst du sehr viel, wenn du im Windschatten fährst – vor allem in der ersten Phase der Beschleunigung, besonders im Ausgang von Kurve 9 und im Ausgang der letzten Kurve. Denn dir fehlt die Downforce, wenn du das Motorrad aufrichtest.»

«Ich bin dazu auf den Geraden nicht so schnell», brachte der relativ großgewachsene Italiener einen weiteren Aspekt ins Spiel. «Das hat es für mich zu einem komplizierten Rennen gemacht. Es war unmöglich zu überholen. Und wenn du das gesamte Rennen hinter anderen herfährst, schießt auch dein Reifendruck vorne in den Himmel. Es wird dadurch schwierig, richtig abzubremsen und in die Kurven einzulenken.»

«Das alles zusammen führt zu einem desaströsen Rennen», fasste Marini zusammen. «Wenn ich dagegen Sechster gestartet wäre, wäre ich vielleicht mit derselben Pace auf Platz 6 angekommen. So ist die MotoGP heute und das ist einer der Gründe dafür, dass jeder in der ersten Kurve so viel riskiert. Denn danach ist es unmöglich aufzuholen.»

MotoGP-Ergebnisse, Montmeló (3. September):

1. Aleix Espargaró, Aprilia, 23 Rdn in 38:56,159 min
2. Viñales, Aprilia, + 0,377 sec
3. Martin, Ducati, + 2,831
4. Zarco, Ducati, + 4,867
5. Oliveira, Aprilia, + 7,529
6. Alex Márquez, Ducati, + 10,590
7. Quartararo, Yamaha, + 10,821
8. Miller, KTM, + 10,880
9. Augusto Fernández, KTM, + 12,889
10. Di Giannantonio, Ducati, + 13,280
11. Marini, Ducati, + 16,491
12. Bezzecchi, Ducati, + 16,561
13. Marc Márquez, Honda, + 21,616
14. Morbidelli, Yamaha, + 23,108
15. Nakagami, Honda, + 26,740
16. Lecuona, Honda, + 28,860
17. Mir, Honda, + 33,929
– Raul Fernández, Aprilia, 13 Runden zurück
– Brad Binder, KTM, 20 Runden zurück
– Pol Espargaró, KTM, 22 Runden zurück
– Bagnaia, Ducati, DNS
– Bastianini, Ducati, DNS

Ergebnisse MotoGP-Sprint, Montmeló (2. September):

1. Aleix Espargaró, Aprilia, 12 Rdn in 20:02,744 min
2. Bagnaia, Ducati, + 1,989 sec
3. Viñales, Aprilia, + 2,040
4. Binder, KTM, + 2,857
5. Martin, Ducati, + 4,341
6. Oliveira, Aprilia, + 4,940
7. Zarco, Ducati, + 6,746
8. Bezzecchi, Ducati, + 6,888
9. Bastianini, Ducati, + 8,068
10. Alex Márquez, Ducati, + 10,380
11. Marc Márquez, Honda, + 11,823
12. Marini, Ducati, + 11,900
13. Di Giannantonio, Ducati, + 12,018
14. Raúl Fernández, Aprilia, + 13,284
15. Morbidelli, Yamaha, + 16,207
16. Miller, KTM, + 16,404
17. Augusto Fernández, KTM, + 16,534
18. Quartararo, Yamaha, + 17,147
19. Lecuona, Honda, + 18,658
20. Nakagami, Honda, + 19,080
21. Mir, Honda, + 19,574
– Pol Espargaró, KTM, 9 Runden zurück

WM-Stand nach 22 von 40 Rennen:

1. Bagnaia, 260 Punkte. 2. Martin 210. 3. Bezzecchi 189. 4. Binder 166. 5. Aleix Espargaró 154. 6. Zarco 141. 7. Marini 125. 8. Viñales 113. 9. Miller 104. 10. Alex Márquez 102. 11. Quartararo 82. 12. Morbidelli 67. 13. Augusto Fernández 58. 14. Oliveira 55. 15. Rins 47. 16. Di Giannantonio 43. 17. Nakagami 35. 18. Bastianini 25. 19. Marc Márquez 22. 20. Raúl Fernández 14. 21. Pedrosa 13. 22. Savadori 9. 23. Folger 9. 24. Pol Espargaró 8. 25. Pirro 5. 26. Mir 5. 27. Petrucci 5. 28. Bradl 5.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 379 Punkte. 2. KTM 215. 3. Aprilia 203. 4. Yamaha 102. 5. Honda 96.

Team-WM:
1. Prima Pramac Racing, 351 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 314. 3. Ducati Lenovo Team 295. 4. Red Bull KTM Factory Racing 270. 5. Aprilia Racing 267. 6. Monster Energy Yamaha 149. 7. Gresini Racing 145. 8. LCR Honda 85. 9. GASGAS Factory Racing Tech3, 75. 10. CryptoDATA RNF 73. 11. Repsol Honda 27.

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