MotoGP: So lief der erste Wintertest

Marc Márquez (Honda/6.): «Die Probleme bleiben»

Von Günther Wiesinger
Marc Márquez brauchte in Misano den Windschatten von Dani Pedrosa (37) und KTM, um sich für das Q2 zu qualifizieren. Er war dann voll des Lobes über seinen einstigen Teamkollegen.

Nach dem ersten MotoGP-Zeittraining beim «Gran Premio Red Bull di San Marino e della Riviera di Rimini» liegt Marc Márquez an der respektablen sechsten Position. Er verfolgt ja seit dem Britischen Grand Prix das Rezept, sich nur dann mächtig ins Zeug zu legen, wenn es um die Wurst geht, also im Practice 1 und im Qualifying zum Beispiel. «Es ist so, dass ich einen Schritt zurück gemacht habe und nur dann ins Risiko gehe, wenn ich das nötige Gefühl dafür habe. Wenn dieses Gefühl fehlt, dann riskiere ich nicht mehr so viel wie im ersten Teil der Saison.»

«Aber ich habe schon in Catalunya ein paar Runden an diesen drei Tagen in recht guter Form gedreht», berichtete Marc. «In Österreich habe ich mich zum Beispiel im Quali nicht wohl gefühlt, aber über die Renndistanz war ich schnell und konstant. Ich bin mir bewusst, dass sich meine Mentalität ändert, aber ich kämpfe dagegen an. Ich bemühe mich, dieselbe Arbeitsroutine beizubehalten wie in den Jahren 2018 und 2019 oder im letzten Jahr. Ich will bereit sein, wenn es darum geht, um bessere Positionen zu kämpfen.»

Marc Márquez stellte aber schon am Donnerstag klar: «Wenn ich nicht um die Top5 oder Top-7 kämpfen kann, macht es mir als Fahrer keinen Spaß. Immerhin ist kein Honda-Fahrer schneller als ich. Daraus ziehe ich momentan meine Motivation. So kann ich konkurrenzfähig sein.»

Taka Nakagami ging am Freitag mit zwei unterschiedlichen Set-ups ins Training. Mit einem, das Stefan Bradl bei den HRC-Tests hier ausgetüftelt hat, dazu mit einem LCR-Set-up. Márquez kopierte dieses System heute in Misano. «Ich habe das schon in Montmeló und Österreich so gehandhabt», ergänzte er. «Bei Spielberg Grand Prix habe ich dann mein eigenes Set-up ausgewählt. In Barcelona habe ich das Test-Team-Abstimmung genommen. Hier habe ich heute in der Früh und am Nachmittag wieder zwei unterschiedliche Set-ups ausprobiert. jetzt werde ich gemeinsam mit meinem Te am beratschlagen, was wir für den Samstag auswählen. Da geht es um zwei unterschiedliche Richtungen, die zwei unterschiedliche Fahrstile verlangen. Aber es ist merkwürdig, denn bei der Zeitenjagd heute im Zeittraining mit ich noch einmal mit einem ganz anderen Set-up gefahren. Aber im Grunde bleiben unsere Probleme immer gleich. Es liegt also nicht am Set-up.»

Bei der Aerodynamik vertraut Marc Márquez auf die alte, bewährte Aerodynamik. «Weil wir glauben, dass die großen Flügel hier besser funktionieren. Ich kümmere mich beim Set-up nicht um mein Gespür, ich lasse nur die Rundenzeit entscheiden.»

Marc Márquez gelang seine beste Freitag-Zeit am Nachmittag im Windschatten von Dani Pedrosa. «Es ist so, dass ich zum Beisel vor einer Woche in Montmeló am Freitagnachmittag keinen Windschatten gesucht habe, weil ich wusste, die Chance auf einen direkten Platz im Q2 war super gering. Deshalb habe ich es nicht versucht. Heute habe ich erkannt, dass eine gewisse Chance auf das Q2 besteht. Aber es lässt sich nicht leugnen: Ich kann das momentan nur mit einem Windschatten schaffen. Nur so kann ich die Beschleunigung und den Grip verbessern oder zumindest den Drive aus den Kurven raus. Ich habe dann den besten Fahrer ausgewählt, nämlich Dani. Er fährt so ein MotoGP-Bike auf die bestmögliche Art und Weise. Eigentlich hatte ich es mit dem ersten Reifen nicht auf den Windschatten von Dani abgesehen. Aber ich habe dann einen Fehler in Kurve 1 gemacht, er hat zu mir aufgeschlossen, also habe ich ihn verfolgt und festgestellt: ‘Okay, er ist die beste Wahl für meinen zweiten Reifen.’»

«Tatsächlich ist Dani dann vor mir sehr gut gefahren, und ich bin jetzt im Q2. Aber ich bin mit meinem Gefühl vom Freitag nicht sehr glücklich. Denn ich hatte ein sehr seltsames Feeling. es war schwer zu verstehe, wo ich attackieren konnte. Morgen muss ich mich verbessern», ist sich der Repsol-Honda-Star bewusst, der wohl für zwei Jahre ins Gresini-Team wechselt.»

Ärgert sich Marc Márquez heute, weil es Honda nach 2028 versäum hat, Dani Pedrosa als MotoGP-Testfahrer zu engagieren, als er dort seine Rennkarriere als Stammfahrer beendete? Denn er ging für 2019 zu KTM und hat dort wertvolle Beiträge zur Weitentwicklung der RC16 geleistet. Márquez: «Ja, es ist richtig, der Testfahrer ist wichtig. Und Dani ist der bestmögliche Testfahrer, den du bekommen kannst. Er weiß, wie man ein Motorrad am Limit bewegt und gibt die nötigen Kommentare für die Ingenieure ab. Aber für mich sind bei einem Testteam die wichtigsten Personen hinter dem Testfahrer die Ingenieure. Denn Aprilia und Ducati haben ‘normale’ Testfahrer, keinen Dani Pedrosa. Trotzdem haben sie sich eklatant verbessert. Am Ende sind die Ingenieure die entscheidenden Personen, sie müssen die Entwicklung vorantreiben.»

Marc Márquez erzählte, er sehe viele neue Gesichter in der Honda-Box. «Und Bradl testete neue Komponenten. Ja, in Japan wird reagiert. Das ist gut.»

Aber leider kommt diese Reaktion zwei Jahre zu spät. Und ohne Windschatten kann auch heute kein Marc Márquez in einer «time attack» in die Top-Ten fahren.

MotoGP-Ergebnisse Misano, Zeittraining (8. September):

1. Bezzecchi, Ducati, 1:30,842 min
2. Viñales, Aprilia, + 0,126 sec
3. Pedrosa, KTM, + 0,255
4. Martin, Ducati, + 0,331
5. Marini, Ducati, + 0,341
6. Marc Márquez, Honda, + 0,371
7. Bagnaia, Ducati, + 0,374
8. Alex Márquez, Ducati, + 0,401
9. Binder, KTM, + 0,410
10. Raul Fernández, Aprilia, + 0,690
11. Pol Espargaró, KTM, + 0,714
12. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,773
13. Quartararo, Yamaha, + 0,798
14. Morbidelli, Yamaha, + 0,864
15. Bradl, Honda, + 0,869
16. Pirro, Ducati, + 0,897
17. Miller, KTM, + 0,935
18. Zarco, Ducati, + 0,939
19. Di Giannantonio, Ducati, + 0,975
20. Nakagami, Honda, + 1,261
21. Mir, Honda, + 1,295
22. Oliveira, Aprilia, + 1,508
23. Augusto Fernández, KTM, + 1,767
24. Takumi Takahashi, Honda, + 5,040

MotoGP-Ergebnisse FP1, Misano (8. September):

1. Pirro, Ducati, 1:31,909 min
2. Marini, Ducati, + 0,115 sec
3. Martin, Ducati, + 0,157
4. Bezzecchi, Ducati, + 0,181
5. Raúl Fernández, Aprilia, + 0,318
6. Pedrosa, KTM, + 0,341
7. Viñales, Aprilia, + 0,366
8. Zarco, Ducati, + 0,392
9. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,418
10. Alex Márquez, Ducati, + 0,440
11. Binder, KTM, + 0,481
12. Morbidelli, Yamaha, + 0,486
13. Pol Espargaró, KTM, + 0,495
14. Miller, KTM, + 0,600
15. Quartararo, Yamaha, + 0,601
16. Bradl, Honda, + 0,629
17. Di Giannantonio, Ducati, + 0,645
18. Oliveira, Aprilia, + 0,650
19. Nakagami, Honda, + 0,662
20. Bagnaia, Ducati, + 0,690
21. Marc Márquez, Honda, + 0,765
22. Augusto Fernández, KTM, + 1,291
23. Mir, Honda, + 1,319
24. Takumi Takahashi, Honda, + 5,985


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