MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Marc Márquez (Honda/7.): «Ich habe das Risiko erhöht»

Von Günther Wiesinger
Repsol-Honda-Star Marc Márquez stellte seine HRC-Kollegen in Valencia wieder klar in den Schatten. Und wenn ihm ein starkes Quali gelingt, will er hier zweimal um Podestplätze kämpfen.

Marc Márquez erlebte auf dem 4,005 km langen Circuit Ricardo Tormo in Valencia einen starken Freitag, denn er sicherte sich mit nur 0,317 sec Rückstand den siebten Platz und zog damit problemlos direkte ins wichtige Qualifying-2 ein. Das Geplänkel zwischen Jorge Martin und Pecco Bagnaia, bei dem der WM-Zweite dem Weltmeister und WM-Leader so auf die Nerven ging, dass er den wichtigen Top-Ten-Platz verpasste.

«Ich habe nicht gesehen, was zwischen Jorge und Pecco vorgefallen ist», erklärte Marc Márquez. Dann ließ er sich beim Media Debrief erzählen, dass Martin pausenlos hinter Bagnaia hergefahren war, bis gelbe Flaggen rauskamen und der Lenovo-Ducati-Star seine Zeit nicht mehr verbessern konnte und das Q2 vorläufig verpasste. Jetzt muss er sich am Samstag im Q1 den ersten oder zweiten Platz sichern, wenn er noch aufsteigen will.

«Ich habe heute schon im FP1 gesehen, dass ich hier auf eigene Faust ohne Windschatten schnell fahren kann, das war eine wichtige Erkenntnis. Deshalb musste ich im Zeittraining am Nachmittag keinen Fahrer verfolgen», schilderte der Repsol-Honda-Star. «Ich hätte mir dieses Schauspiel gern hinter den beiden angeschaut… Aber ich bin immer allein gefahren, denn ich habe mich stark genug gefühlt. Ich habe keine Referenz gebraucht. Wenn Jorge so eine Taktik gewählt hat, gefällt sie mir, denn er liegt in der WM 23 Punkte zurück. Deshalb muss er alles unternehmen, was in seiner Macht liegt und den Regeln entspricht, um die Meisterschaft noch zu gewinnen. Wenn er Pecco auf diese Weise nervös gemacht hat, gratuliere ich Jorge. Anderseits muss sich Pecco am Samstag steigern, wenn er Champion werden will.»

Marc Márquez verwendet jetzt die neue, längere Öhlins-Vordergabel. «Ich mache das, weil viele andere Fahrer sie seit dem Saisonstart auch verwenden. Als ich sie zum ersten Mal probiert habe, schien die Performance sehr ähnlich zu sein. Aber auf Stellen auf der Strecke, wo die Gabel durchschlägt, zum Beispiel in der ersten Kurve in Portimão, wo es eine starke Kompression gibt, hast du mit der längeren Gabel einen zusätzlichen Spielraum. Das ist der einzige Vorteil.»

Ist die Honda auf der engen, kurvenreichen Valencia-Piste konkurrenzfähiger als auf den Übersee-Strecken der letzten Wochen? Márquez: «Das ist mein letztes Grand Prix mit Honda. Deshalb habe ich mich entschlossen, meine Risikobereitschaft zu erhöhen. Wenn du das Risiko steigerst, kannst du schneller sein. Ich habe mich bemüht, meinen Rhythmus vom ersten Training weg zu zeigen. Ich strenge mich an. Es lässt sich nicht bestreuten, dass mir diese neu asphaltierte Piste stark hilft, denn der Grip ist besser, dadurch lassen sich die Traktionsprobleme vertuschen. Das ist eine große Hilfe.»

Wird Marc jetzt am Samstag im Sprint ein paar verrückte Aktionen starten, nachdem sich offenbar Chancen auf die Top-3 abzeichnen? «Das wird vom Qualifying abhängen. Wenn du aus den ersten zwei Reihen starten kannst, hast du eine bessere Chance, ein gutes Rennen zu zeigen. Wenn du aus der dritten oder vierten Reihe losfährst, wird es schwieriger und schwieriger. Das Qualifying wird also sehr entscheidend sein, denn hier in Valencia ist das Überholen sehr schwierig. Lass’ uns abwarten, ob wir das Quali gut über die Bühne bringen. Ich werde mehr riskieren. Und wenn du das tust, ist alles möglich. Dann kannst du ein besseres Resultat erreichen, es besteht aber auch ein erhöhtes Sturzrisiko.»

Aber am Dienstag wartet der erste Ducati-Test mit Gresini Racing. Der sechsfache MotoGP-Weltmeister muss also unbedingt gesund bleiben, fragte SPEEDWEEK.com. Márquez: «Du kennst mich. Ich schaue von Tag zu Tag. Jetzt haben wir den Freitag hinter uns. Ich werde weiter 100 Prozent geben. Ich denke nicht an den Dienstag. Ich lebe im Moment und werde am Samstag und Sonntag das Maximum gegen.»

Das heisst: Die mehr als 90.000 Zuschauer an der Strecke und die Millionen TV-Zuseher können sich auf ein einmaliges Spektakel der Nummer 93 gefasst machen.

Teamkollege Joan Mir stürzte im FP1 und klagte über Nackenschmerzen, deshalb verzichtete er auf das Zeittraining. Vor dem 3. Training wird er sich einem Medical Check unterziehen und dann über die Teilnahme entscheiden.  

MotoGP-Ergebnis Zeittraining, Valencia (24.11.):

1. Viñales, Aprilia, 1:29,142 min
2. Martin, Ducati, + 0,147 sec
3. Zarco, Ducati, + 0,154
4. Di Giannantonio, Ducati, + 0,253
5. Bezzecchi, Ducati, + 0,254
6. Binder, KTM, + 0,260
7. Marc Márquez, Honda, + 0,317
8. Raúl Fernández, Aprilia, + 0,328
9. Miller, KTM, + 0,339
10. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,429
11. Bastianini, Ducati, + 0,431
12. Alex Márquez, Ducati, + 0,472
13. Quartararo, Yamaha, + 0,473
14. Morbidelli, Yamaha, + 0,633
15. Bagnaia, Ducati, + 0,659
16. Nakagami, Honda, + 0,860
17. Marini, Ducati, + 1,201
18. Augusto Fernández, KTM, + 1,303
19. Rins, Honda, + 1,322
20. Savadori, Aprilia, + 1,653
21. Pol Espargaró, KTM, + 1,798

MotoGP-Ergebnis FP1, Valencia (24.11.):

1. Zarco, Ducati, 1:30,191 min
2. Di Giannantonio, Ducati, + 0,187 sec
3. Martin, Ducati, + 0,259
4. Bezzecchi, Ducati, + 0,299
5. Viñales, Aprilia, + 0,343
6. Quartararo, Yamaha, + 0,365
7. Marc Márquez, Honda, + 0,373
8. Augusto Fernández, KTM, + 0,376
9. Bastianini, Ducati, + 0,620
10. Alex Márquez, Ducati, + 0,666
11. Pol Espargaró, KTM, + 0,683
12. Miller, KTM, + 0,710
13. Bagnaia, Ducati, + 0,778
14. Raúl Fernández, Aprilia, + 0,855
15. Morbidelli, Yamaha, + 0,921
16. Brad Binder, KTM, + 1,061
17. Marini, Ducati, + 1,106
18. Nakagami, Honda, + 1,252
19. Rins, Honda, + 1,297
20. Aleix Espargaró, Aprilia, + 1,323
21. Mir, Honda, + 1,362
22. Savadori, Aprilia, + 1,806


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