Formel 1: Abschied in der Unterhose

Marc Márquez und Pedro Acosta: head to head

Von Werner Jessner
Pedro Acosta wird als der kommende Superstar der MotoGP gehandelt. Wie schlägt er sich im direkten Vergleich zum achtfachen Weltmeister Marc Márquez?
Frühe Jahre

 

Marc startete im Gelände und hatte erst im Alter von 14 Jahren erste (moderate) Erfolge auf der Straße vorzuweisen: Entscheidend war Platz 8 in der damaligen spanischen Achtelliter-Meisterschaft (auf einem ihm viel zu großen Bike allerdings). Das reichte, um Alberto Puig auf ihn aufmerksam werden zu lassen. So nahm alles seinen Anfang.

Pedro Acosta hingegen feierte mit bereits 13 Jahren den Meistertitel in der spanischen Nachwuchs-Meisterschaft und startete mit 14 Jahren in der Junioren-WM. Mit 16 Jahren hatte er den Red Bull MotoGP Rookies Cup gewonnen und Erfahrung in drei hochkarätigen Kategorien gesammelt.

 

Fazit: Acosta hatte den besseren Start.

 

Einstieg in die WM

 

Marc Márquez schaffte seinen ersten Podiumsplatz in der damaligen Zweitakt-Achtelliter-WM in seinem zweiten Jahr, Pedro Acosta hingegen gleich bei seinem ersten Rennen in der Moto3 überhaupt.

Seinen ersten GP-Sieg schaffte Marc im dritten Jahr, Pedro im zweiten Rennen (!). Dass er dabei aus der Boxengasse startete, katapultierte ihn auch in der Außenwahrnehmung ganz nach vorn.

Den Weltmeistertitel der kleinsten Klasse hakte Marc in seinem dritten Jahr ab, Pedro wie selbstverständlich gleich im ersten. Taucht man jedoch tiefer in die Zahlen ein, ergibt sich ein differenzierteres Bild. In seinem Weltmeister-Jahr war Marc mit 12 Pole Positions, 10 Siegen und 8 schnellsten Runden dominant, während Pedro aus 18 Renn-Wochenenden 6 Siege, aber nur je eine Pole Position und eine schnellste Rennrunde holte.

 

Fazit: Marc hat in dieser Phase langsamer, aber gründlicher gelernt.

 

 

Moto2

 

Nächste Parallele: Beide Spanier fuhren zwei Jahre lang in der zweithöchsten Klasse und benötigten zwei Jahre bis zum WM-Titel. Während Marc Márquez die Krone im Premieren-Jahr hauptsächlich wegen eines schweren Sturzes mit Diplopie (Doppelsichtigkeit) und einem verpassten Finale gegen Stefan Bradl verlor, musste Acosta im ersten Moto2-Jahr ebenfalls zwei Rennen wegen einer Verletzung (Oberschenkelbruch) auslassen. Vier Tage nach seinem 18. Geburtstag löste er Marc als jüngsten Moto2-Sieger der Geschichte ab. In der WM schaute trotzdem nur Gesamtrang 5 raus.

Im Moto2-Weltmeister-Jahr gewann Marc 9 von 17 Rennen, Pedro 7 von 20. Marc hatte zum Schluss 56, Pedro 83 Punkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten.

Das Vorurteil, Márquez wäre auf dem Weg in die Königsklasse weitaus öfter gecrasht, stimmt übrigens nur bedingt: Marc benötigte fünf Jahre bis in die MotoGP und stürzte dabei 14 mal, Pedro Acosta schaffte den Aufstieg in drei Jahren und lag dabei 7 mal auf der Nase.

 

Fazit: Leichter Vorteil Pedro. Er besiegte seine die Gegner gründlicher in kürzerer Zeit mit weniger Fehlern – allerdings sind die Unterschiede kleiner als man meint.

 

MotoGP

 

Natürlich kann man hier nur in die Glaskugel schauen. Immerhin: Für Márquez wurde einst die Regel geändert, dass Rookies in einem Privatteam starten müssen. Er durfte gleich bei Honda Racing Corporation - MotoGP beginnen, während Acosta ganz brav bei GASGAS Factory Racing Tech3 anfängt. Jedenfalls liegt die Latte für den Youngster aus der Pierer Mobility Group nicht nur deshalb verdammt hoch: Marc fuhr in seinem ersten Rennen aufs Podium, startete das zweite aus Pole Position und gewann es gleich. Am Ende stand der WM-Titel im Rookie-Jahr. Selbst wenn die KTM RC16 in dieser Saison ein überlegenes Bike sein sollte wie es Marcs Honda RC213V im Jahr 2013 war: Mit Brad Binder, Jack Miller und Augusto Fernandez müsste Acosta gleich drei bärenstarke Gegner auf gleichwertigem Material besiegen.

 

 

Fazit: Marcs Karriere hob nach gutem Beginn erst in der Königsklasse richtig ab. Vorteil Acosta: Er ist auf der gleichen Karriere-Sprosse jünger als Marc ­– wenngleich nur um drei Monate. Aber er findet schlechtere Voraussetzungen vor als sein Landsmann. MotoGP-Weltmeister 2024? Unwahrscheinlich, aber nicht völlig unmöglich.

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