Gresini: Keine neue Identität wegen Marc Márquez
Kein anderer Name im aktuellen MotoGP-Feld bringt mehr Aufmerksamkeit mit sich als der von Marc Márquez. Das gilt besonders im Vorfeld der Saison 2024, wagt der achtfache Weltmeister und 85-facher GP-Sieger nach elf Jahren als Repsol-Honda-Werksfahrer doch einen Neuanfang auf Ducati – und das auf der letztjährigen Desmosedici GP23 im privaten Gresini-Kundenteam.
Nach sieben Joint-Venture-Jahren mit Aprilia tritt Gresini Racing seit 2022 wieder als eigenständiges Independent Team in der Königsklasse der Motorrad-WM an und verbündete sich dafür mit Ducati. Der Erfolg gab der italienischen Mannschaft um Nadia Padovani, der Witwe des vor drei Jahren verstorbenen Teambegründers Fausto Gresini, schnell recht: Mit Enea Bastianini gelang mit dem Gewinn des Katar-GP vor zwei Jahren ein Traumstart in das neue Kapitel der bewegten Teamgeschichte, drei weitere MotoGP-Siege und WM-Rang 3 folgten 2022 für die «Bestia».
Im Vorjahr sorgte Alex Márquez mit zwei Sprintsiegen für Jubel in der Gresini-Truppe – und Fabio Di Giannantonio legte ein beeindruckendes Finish samt Katar-Sieg hin. Dennoch musste «Diggia» seinen Platz räumen, denn mit der Verpflichtung von Marc Márquez gelang Gresini Racing der Coup eines verrückten Transfermarkts.
Unter enormen Medienauflauf rollte der spanische Superstar beim Valencia-Test am 28. November 2023 erstmals aus der Gresini-Ducati-Box, das Interesse ist seither ungebrochen. Aus marketingtechnischer und kommerzieller Sicht war es daher durchaus überraschend, dass Gresini Racing unter diesen Voraussetzungen keinen neuen Hauptsponsor für 2024 präsentierte. Ein zahlungskräftiger Namensgeber fehlt nach wie vor, auch wenn am nahezu unveränderten Design der himmelblau-roten Verkleidung einige neue Logos wie «IP» oder «AUS Global» prangen.
«Wir wollten unsere Identität nicht verlieren. Wir wollten keine radikale Veränderung vornehmen, nur weil Marc jetzt zu uns gekommen ist», hielt der Kaufmännische Direktor Carlo Merlini auf Nachfrage von SPEEDWEEK.com fest. «Wenn er dann vielleicht wieder geht… Unser Hauptanliegen, unser Fokus lag darauf, die bereits vorhandenen Sponsoren an Bord zu halten, dazu sind ein paar mehr zur Familie gestoßen. Insgesamt sind wir glücklich mit den Sponsoren, die wir haben. Das Team ist aus finanzieller Sicht sehr, sehr gut abgesichert.»
Die Position des Titelsponsors sei sehr wohl verfügbar. «Sobald wir das richtige Unternehmen mit dem richtigen Projekt finden, sind sie sehr willkommen. Was ich aber klar sagen möchte, wenn ihr keinen Titelsponsor seht: Einige Teams decken vielleicht 70 oder 60 Prozent des Budgets mit dem Titelsponsor und den Rest durch eine Handvoll Sponsoren ab. Wir teilen es vielleicht auf eine größere Anzahl an Sponsoren auf, haben es aber genauso geschafft.»
«Wie gesagt: Aus finanzieller Sicht ist das Team sehr stabil. Diese Stabilität kann man auch ohne Titelsponsor finden, wir haben dann vielleicht einfach drei oder vier Sponsoren mehr als die anderen, was vom Risikostandpunkt aus betrachtet eine viel bessere Situation ist. Wir hängen nicht zu sehr von einzelnen Sponsoren ab, das Budget ist ziemlich breit gestreut. Natürlich sind einige Sponsoren auf dem Motorrad größer als andere, aber generell verlieren wir 5 bis maximal 10 Prozent, falls wir einen Sponsor verlieren sollten. Wir verfügen über eine sehr stabile Situation und machen uns keine Sorgen wegen eines Namensgebers», bekräftigte Merlini.