Nadia Padovani (Gresini): «Top-5 – vielleicht mehr»
Nadia Padovani mit Alex und Marc Márquez
Als der zweifache 125-ccm-Weltmeister und Teambegründer Fausto Gresini vor drei Jahren an den schweren Folgen einer Covid-19-Infektion verstarb, zögerte seine Witwe Nadia Padovani nicht lange, und setzte den Traum ihres Mannes mit Unterstützung der gemeinsamen Söhne Lorenzo und Luca sowie des Kaufmännischen Direktors Carlo Merlini entschlossen fort. Sie verbündete sich für 2022 mit Ducati – und gewann bereits beim WM-Auftakt mit Enea Bastianini in Katar als erste weibliche Teamchefin ein MotoGP-Rennen. Drei weitere Siege ließ die «Bestia» im Laufe der Saison noch folgen.
Im Vorjahr war es dann Bastianini-Nachfolger Alex Márquez, der die Gresini-Truppe zumindest über die neue Sprint-Distanz in Silverstone und Sepang zweimal jubeln ließ. Dazu triumphierte ein im Finish sensationell starker Fabio Di Giannantonio beim Katar-GP im November. Dennoch musste der Italiener seinen Platz räumen – für keinen Geringeren als den achtfachen Weltmeister Marc Márquez, der das Repsol-Honda-Werksteam nach elf Jahren, sechs Titeln, 59 Siegen, 101 Podestplätzen und 64 Pole-Positions frühzeitig verließ, um im Gresini-Kundenteam auf der letztjährigen Desmosedici GP23 einen Neuanfang zu wagen.
Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com formuliert Teamchefin Nadia Padovani die Zielsetzung für die mit Spannung erwartete Saison 2024 mit den Márquez-Brüdern.
Nadia, ich habe das Gefühl, ihr seid die Mannschaft für die mutigen Entscheidungen, wie nicht zuletzt die Verpflichtung eines Kalibers wie Marc Márquez unterstreicht, auf dessen Entscheidung ihr bis spät in die Saison gewartet habt. Stimmst du dem zu?
Der Mut war auf Anhieb da, als mein Ehemann verstorben ist. Die Entscheidung, Gresini Racing in die Hand zu nehmen und die Projekte fortzuführen, die mein Mann im Sinn hatte, war schon sehr mutig. Neben dem Mut ist jetzt aber auch die große Leidenschaft da, diese Projekte weiterzuführen.
Du hast erzählt, du konntest selbst erst richtig realisieren, dass Marc Márquez nun tatsächlich für euch antritt, als er in Valencia erstmals aus der Gresini-Box gefahren ist.
Ja und es war fantastisch, ihn jetzt endlich auch zum ersten Mal in meinen Farben zu sehen.
Die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit ist enorm. Dazu kommt, dass die WM-Saison im Flutlicht von Doha beginnt, wo Gresini Racing mit Bastianini und Di Giannantonio in den vergangenen zwei Jahren jeweils siegreich war. Mit welchem Gefühl geht es nach Katar?
Wir kommen motiviert nach Katar, um zumindest gut dabei zu sein. Ich rede nicht vom Sieg, weil Ducati im Moment wirklich starke Fahrer hat. Wir nehmen uns aber vor, gut abzuschneiden – vielleicht in den Top-10.
Für den weiteren Saisonverlauf liegen die Ziele aber höher? Top-10 klingt für einen sechsfachen MotoGP-Champion wie Marc Márquez doch etwas bescheiden.
Absolut, ja. Im Laufe der Saison, wenn er Schritt für Schritt versteht, wie er das Motorrad nutzen muss, und ein immer besseres Gefühl aufbaut, ist unser Ziel mit Sicherheit, in den Top-5 zu sein und vielleicht auch ein bisschen mehr zu erreichen. Das wird man dann sehen, im Moment ist es noch früh, um darüber zu reden.
Lass uns noch kurz über Alex Márquez reden, der im Vorjahr schon zwei Sprintrennen gewonnen hat und in sein zweites Jahr auf die Gresini-Ducati geht. Was ist ihm zuzutrauen?
Das Ziel für Alex ist ganz klar, ein GP-Rennen zu gewinnen. Wir sind sehr glücklich mit den Ergebnissen, die er erreicht hat, er hat ja Podestplätze gefeiert und zwei Sprints gewonnen. Unser Ziel ist es ganz klar, ihn auch im langen Rennen auf das höchste Treppchen zu bringen.
Es wird also spannend, welchem Márquez das zuerst gelingt…
Genau. (Sie schmunzelt.)