Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Technik: Das komplette Puzzle

Von Antti Ruhonen
Aleix Espargaró, Jack Miller, Miguel Oliveira: Die drei Routiniers haben Rennen gewonnen, Erfahrung mit unterschiedlichen Herstellern und Technik-Kompetenz. Was braucht es 2024, um ein konkurrenzfähiges Bike zu haben?

Jack Miller geht in seine 10. MotoGP-Saison, Alex in die 13. und Miguel Oliveira immerhin auch schon in seine 6. Alle drei gelten als intelligente, analytische Fahrer mit hoher Test-Kompetenz, die in ihrer Zeit in der Königsklasse schon einiges erlebt haben. Wie erleben sie die technische Entwicklung in der MotoGP? KTMs Jack Miller: «Zuerst haben wir die Motoren weiterentwickelt, parallel dazu die Elektronik. Dann konnte man dort kaum mehr Rundenzeit finden und hat das Feld der Aerodynamik entdeckt, das zuvor völlig vernachlässigt war. Jetzt ist das der Bereich, in dem alle arbeiten.» Das liege auch daran, dass Rundenzeit dort im großen Kontext gesehen vergleichsweise günstig zu finden sei: «Aero-Teile kannst du einfach ans Bike schrauben und fertig. Aber einen MotoGP-Motor neu konstruieren: Das ist ein verrückter Aufwand, den sich jeder Hersteller drei Mal überlegen muss.»

Indirekt spricht er damit Aprilia an, die massiv in das Kapitel der Aerodynamik investiert haben, während sich die Fahrer seit Jahren unverändert über mangelnde Motorleistung beklagen. Aleix Espargaró findet aber: «Es geht in der modernen MotoGP nur mehr um Details. Sie machen den ganzen Unterschied. Und es geht um Berechenbarkeit, wenn man um die WM kämpfen will. Nach den Pre-Season-Tests sieht es so aus, als ob unser Bike konstanter sein könnte und auf unterschiedlichen Strecken funktioniert. In der Vergangenheit war Malaysia eine Horror-Strecke für uns, doch die RS-GP 24 hat erstmals auch dort performt.»

Und der Routinier findet: «Es gibt nicht mehr den einen Faktor, der dich Rennen gewinnen lässt. Bis vor ein paar Jahren gab es den noch. Einst hatte Ducati den stärksten Motor. Das hat gereicht, um Rennen zu gewinnen – selbst wenn sich Pecco beklagt hat, dass das Bike schlecht einlenken würde. Heute wäre es völlig unmöglich, damit auch nur in die Nähe eines Sieges zu kommen. Um zu gewinnen, brauchst du Einlenkverhalten, Topspeed und Aerodynamik gleichermaßen.» Welches Zeugnis stellt der Routinier seinem Hersteller also aus? «Du brauchst in jedem Bereich 95 Prozent der Benchmark. Wir haben die beste Aerodynamik, aber nicht den besten Motor. Darum ist die Aprilia nicht das beste Bike, so einfach.»

Bleibt der menschliche Faktor, denn jedes Bike ist nur so gut, wie es der Fahrer bewegen kann. Trackhouse-Star Miguel Oliveira ist von der Aprilia RS-GP des Jahres 2022 direkt auf den 2024er-Jahrgang umgestiegen. Seine Beobachtungen: «Das Motorrad fühlt sich anders an. Und trotzdem fährt man es mehr oder weniger gleich wie das alte. Das technische Konzept der aktuellen Aprilia ist, maximale Downforce zu generieren. Das hat Auswirkungen auf die Höhe des Bikes und vor allem die Abstimmung von Gabel und Dämpfer. Das war für mich die größte Schwäche bisher: Das Bike in schnellen Kurven dazu zu bringen, so einzulenken wie ich es will. Man muss wirklich das komplette Puzzle verstehen, wenn man mit den aktuellen MotoGP-Bikes schnell sein will.»

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