Di Giannantonio (Ducati): «Verrückt nach Technologie»
Fabio Di Giannantonio ist glücklich mit den aktuellen MotoGP-Prototypen
Der Countdown läuft. In einigen Tagen wird es offizielle Klarheit, über die seit längerer Zeit in der Motorcyle Grand Prix Commission verhandelten Regeln der zukünftigen MotoGP-Technik geben. Die angedachten Änderungen erhalten im Fahrerlager viel Rückendeckung, werden zum Teil aber auch kontrovers besprochen.
Kaum Gegenstimmen sind zu der höchstwahrscheinlichen Begrenzung des Hubraums auf nur noch 850 ccm zu hören. In den MotoGP-Teams herrscht weitestgehend Einverständnis darüber, dass eine Reduzierung der Leistung im Bereich von 15 Prozent vertretbar ist. In der Praxis würde die Umsetzung einen Rückgang der maximalen Motorpower von heute rund 300 PS auf circa 250 PS in der Spitze bedeuten. Fakt ist aber auch, die heutige Spitzenleistung wird über die hoch entwickelte elektronische Motorsteuerung unter voller Last nur für einen Bruchteil der Beschleunigungsphase freigegeben. Nur auf ausgewiesenen Leistungsstrecken spielt die immense Spitzenleistung eine Rolle.
Deutlich umstrittener wird über das zukünftige Verbot von einigen elektronischen Fahrhilfen, insbesondere des Ride height device gesprochen. Gleiches gilt für die deutlichen Einschränkungen von aerodynamischen wirkenden Baugruppen. Diese sind nicht nur extrem aufwändig und damit kostenintensiv in der Entwicklung, sondern bringen auch immens gestiegene Kurvengeschwindigkeiten und damit Sturzrisiken mit sich.
MotoGP-Piloten alter Schule begrüßen die angedachten Maßnahmen überwiegend. Zuletzt sprach sich in Jerez Spaniens Großmeister und KTM-Testfahrer Dani Pedrosa für die Abschaffung solcher Elemente aus. Getreu der Philosophie «zurück zu den Wurzeln» wünscht sich der extrem erfahrene Pedrosa (38), das der Fahrer stärker im Fokus stehen sollte.
Einen völlig anderen Ansatz vertritt dagegen Ducati-Pilot Fabio Di Giannantonio. Als typischer Vertreter einer neuen Generation formuliert der 25-Jährige eine Liebeserklärung an die aktuellen MotoGP-Protoptypen. «Aus meiner Sicht kann es für einen MotoGP-Fahrer nicht schöner sein als heute. Niemals würde ich mich freiwillig von diesen Maschinen verabschieden. Ganz ehrlich – ein MotoGP-Motorrad muss ein reiner Protoptyp sein. Alles sollte möglich sein. MotoGP, das ist für mich der maximal mögliche Ausdruck aller Ingenieurskunst.»
Der VR46-Schützling, der zuletzt Schnellster des eintägigen Tests in Jerez war, geht in seiner Überzeugung noch weiter: «Ich drehe komplett durch vor Freude, wenn ich mich vor meinem Motorrad stehe und mich mit der Technologie befasse. Es ist so verrückt, die unglaubliche Power, all diese Funktionen und elektronischen Devices und Möglichkeiten, ich liebe es und ich finde, genauso sollte die MotoGP sein. Es ist nun mal die Formel-1 auf zwei Rädern.»
Trotz einer gesunden Einschätzung der Risiken bleibt «Diggia» bei seiner Einschätzung: «Ich gebe zu, die Technologie hat auch Nachteile und wir müssen aufpassen, dass die Show nicht darunter leidet. Ein Effekt ist, dass das Überholen mit den Bikes immer komplizierter wird. Aber dennoch, als Pilot dieser Bikes, würde ich mir niemals etwas anders wünschen. Niemals!»