MotoGP: Marc Marquez ist der Sturzkönig

Pol Espargaro: «Es muss eine Obsession sein»

Von Frank Weeink
Pol Espargaro trat in Mugello per Wild-Card an

Pol Espargaro trat in Mugello per Wild-Card an

Ex-Pilot Pol Espargaro stand beim GP von Italien als Wild-Card-Fahrer auf der Teilnehmerliste. Für den Spanier begann in diesem Jahr eine neue Lebensphase, als er einen Job als KTM-Testfahrer annahm. Ein Interview.

Eigentlich wollte Pol Espargaro nach seinem vierzehnten Platz beim Großen Preis von Valencia 2023 nicht aufhören. Eigentlich. Doch nach seinem schweren Sturz beim Training zum ersten Grand Prix in Portugal fiel der mittlerweile 33-jährige Pol längere Zeit aus.

Als er im August in Silverstone mit GasGas Factory Racing Tech3 sein Comeback feierte, musste er zugeben, dass er ein tiefes Tal durchschritten hatte und eigentlich noch immer nicht völlig fit sei. Espargaro kämpfte mit dem Speed, mit seiner Konzentration und vor allem mit seinem Körper. Allerdings hatte die Pierer Mobility Group für 2024 das Problem, dass aufgrund der Beförderung von Pedro Acosta fünf Fahrer für nur vier freie Plätze unter Vertrag standen. Espargaro stimmte schließlich einer Rolle als Testfahrer zu, wodurch Augusto Fernandez seinen Platz im Team von Hervé Poncharal behalten konnte.

In Mugello war der immer gut gelaunte Pol wieder in den Red Bull KTM Factory-Farben unterwegs, die er von 2017 bis 2020 getragen hatte, und erzählte von seinem neuen Leben, seiner langen Reise in den Grands Prix und sein spezielles Verhältnis mit seinem großen Bruder Aleix.

SPEEDWEEK.com: Pol, wie waren die ersten Wochen nach dem Großen Preis von Valencia?

Irgendwie wusste ich es. Wenn man sich in dieser Schleife aus Rennen und Stress befindet, ist man sich nicht bewusst, wie wichtig es ist, manchmal auf die Bremse zu treten. Ich bin zehn Jahre lang in der MotoGP-Klasse gefahren, das ist eine lange Zeit, und ich bin sehr dankbar für diese Zeit. Aber nach meinem Unfall in Portimão war mein Körper nicht mehr bereit, Rennen zu fahren. Daher tat es gut, einen Schritt zurückzutreten und mich selbst aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Ich denke, es war die richtige Wahl.

Um einen neuen Pol zu entdecken?

Genau. Zu sehen, dass es neben dem, was in diesem Paddock alles passiert, noch etwas anderes gibt. Dein Gehirn denkt darüber nicht nach. Der Spitzensport ist super egoistisch. Alles dreht sich um MotoGP. Aber dann hörst du auf und merkst plötzlich, dass du eine Familie hast! Und dir wird klar, dass du noch andere Sachen tun kannst als jeden Tag zu trainieren. Man kann ja auch noch mit anderen Dingen Spaß haben.

Es ist also nicht nur ein Beruf, es ist auch eine Obsession.

Es muss eine Obsession sein. Sobald dies nicht mehr der Fall ist, lassen deine Leistungen nach. Diese Jungs sind so schnell und talentiert, dass man ständig an seinen Job denken muss. Und wenn du beim Training daheim Probleme hast, musst du immer verstehen, dass du all diese Arbeit machst, damit du dich auf der Strecke verbesserst. Alles, was du in deinem täglichen Leben tust, hat den einzigen Zweck, besser zu werden. Es ist stressig. Wenn man im Fahrerlager ist, merkst du es, aber nicht so stark, wie wenn du aufgehört hast. Ich verstehe das jetzt, auch weil ich an technischen Besprechungen mit dem Team teilgenommen habe. Diese Jungs sind so schnell, es ist verrückt.

Als Aleix seinen Rücktritt ankündigte, sagte er, dass du immer sein Idol und seine Referenz gewesen seist. Ihr habt eine besondere Bindung zueinander. Glaubst du, dass die Bindung gestärkt wurde, weil ihr beide Rennfahrer seid?

Absolut. Wir haben angefangen, viel zu reisen, als wir noch so jung waren. Ich habe diese Reise begonnen, als ich 15 war. In diesem Alter ist man noch ein Kind. Frauen werden normalerweise jünger erwachsen, aber Männer... wir sind super unreif! Jetzt merke ich es, wenn ich 15-jährige Jungen sehe. Sie sind nicht erwachsen und nicht bereit, die Welt zu bereisen und neue Kulturen zu entdecken. Ich habe das alles gemacht und bin mit Mechanikern und anderen Leuten gereist, die alle viel älter waren als ich. Die einzige Person, mit der ich reden konnte, wenn ich Schwierigkeiten hatte oder ein schlechtes Ergebnis hatte oder wenn ich nicht wusste, wie ich mit meinen Gefühlen umgehen sollte, weil ich noch ein Kind war, war mein Bruder. Und er war 17, kaum älter als ich! Wir sind zusammen aufgewachsen und haben uns gegenseitig auf eine Weise geholfen, wie es «normale» Brüder vielleicht nicht tun. Aber es war unsere Geschichte.

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