Schlechte Vorbilder: Rechtfertigung von Marc Marquez
Auch Marc Marquez wartete in Silverstone darauf, dass ihn ein Gegner zieht
In den Nachwuchsklassen wird den Fahrern eingetrichtert, nicht auf der Rennstrecke herumzutrödeln. In gewissen Fällen sieht das Reglement für solches Verhalten sogar Strafen vor.
Rückblende zum Silverstone-Grand-Prix Anfang August: Was dort einige der MotoGP-Stars im Qualifying 2 aufführten, sorgte anschließend für heftige Kritik und führte zu Diskussionen.
«Ich verstehe nicht, dass es in den Trainings immer mehr Bummler gibt, welche sich von einem anderen Fahrer zu einer schnellen Rundenzeit ziehen lassen wollen», zeigte sich Weltmeister Pecco Bagnaia empört. «Wir sind die besten und schnellsten Rennfahrer der Welt. Da sollte es doch normal sein, wenn jeder Fahrer versucht, aus seiner Situation und seinem Material das Beste herauszuholen.»
Dass zu den Angeprangerten auch sein nächstjähriger Teamkollege Marc Marquez gehörte, überging Pecco geflissentlich. «Wir sind für die Moto3-Piloten so ganz schlechte Vorbilder. Dieses Tun ist extrem gefährlich, wenn mal so ein Schleicher einem mit Vollgas daherkommenden Fahrer in die Quere kommt, wird es scheußliche Unfälle geben.»
«Ich gebe Pecco völlig Recht», ergänzte Shooting-Star Pedro Acosta. «Ich habe ja kein Problem damit, wenn man in der Boxengasse oder der Einführungsrunde an einem geeigneten Ort etwas langsamer macht. Was aber gar nicht geht, ist, dass man einem Konkurrenten bewusst eine schnelle Runde kaputt macht. Wir sind ja alle nicht doof und wissen genau, wo man dies machen müsste. Das ist einfach nur saugefährlich.»
Marc Marquez fügte der Debatte eine weitere Dimension hinzu. «Wenn mir einer hinterherfährt, kann ich mich glücklich schätzen, weil das bedeutet, dass ich der Schnellste bin», sagte der achtfache Champion. «Der Rennsport war, ist und wird immer so sein, solange sie nicht das System für das Qualifying ändern und eine Superpole einführen. Wir haben in der Vergangenheit bei den Superbikes gesehen, dass eine Superpole langweilig ist, weil jeder einzeln fährt und das nichts zur Show beiträgt. Wenn du einem anderen hinterherfährst, kannst du von ihm profitieren. Jeder im Q2 (in Silverstone – der Autor) hat auf den Schnellsten gewartet.»
«Klar kann man die Regeln ändern», hielt Marquez fest. «Dann verlagert sich die Strategie in die Boxengasse, wie wir es in der Moto3 sehen. Letztlich gibt es verschiedene Strategien, um das Gleiche zu erreichen. Ich habe in Silverstone zum ersten Mal um einen Windschatten geschaut, ich wünschte, ich hätte das nicht nötig. Die Regeln sind die Regeln, ich mache sie nicht. Solange du keinen anderen störst, ist das für mich okay.»