MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Tech3-Boss Poncharal «Pedro steht jetzt in der Mitte»

Von Thomas Kuttruf
Besonders beim Heim-GP der Österreicher waren wieder viele Augen auf Super-Rookie Pedro Acosta gerichtet. Tech3-Boss Hervé Poncharal im Gespräch mit SPEEDWEEK.com zur Situation des Ausnahmekönners.

Die Tech3-Mannschaft von MotoGP-Urgestein Hervé Poncharal ging in die Saison direkt in einen Höhenflug über. Mit der Ankunft von Rookie Pedro Acosta war die GASGAS-Equipe in aller Munde. In den ersten drei MotoGP-Events war der damals 19-Jährige die Sensation des Fahrerlagers.

Im ersten Anlauf schaffte Acosta in Katar den Einzug ins Q2, im Rennen attackierte er Marc Márquez. In Portimao mischte er die RC16-Kollegen Binder und Miller auf und marschierte mit dem ersten Pokal davorn In den USA lag er erstmals bei einem MotoGP-Rennen in Führung. Nach Platz 2 schien ein baldiger Sieg keine Überraschung mehr.

Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal, der seit der Saison 2019 mit den Österreichern zusammenarbeitet, schaut lachend ins vergangene Frühjahr zurück: «Nach einem komplizierten letzten Jahr war auf einmal alles gut. Mit Pedro hat alles funktioniert. Die Stimmung war so unfassbar leicht und befreit, es war wie in einem Traum.»

Bereits zu diesem Zeitpunkt war in den Führungsebenen klar: Acosta wird kein zweites Jahr bei Tech3 bleiben. Trotz der engen Zusammenarbeit mit dem Werk sollte der Rohdiamant direkt ins Zentrum des MotoGP-Projekts aus Österreich gebracht werden. Gesagt, getan. Am Freitag vor dem Großen Preis von Mugello wurde der Transfer des Spaniers ins offizielle Werksteam für 2025 verkündet.

Poncharal wiederholt seine frühe Ansage: «Es nur logisch und ich stand der Entscheidung nie im Wege. Unsere Kooperation war von Beginn an auf einer solch engen Ebene, dass uns gemeinsam um das Gleiche ging und geht – zusammen mit der RC16 zu siegen. »

Beschleunigt wurde die Entscheidung von der kaum vorstellbaren Reife des jetzt 20-Jährigen. Dass Acosta mit zwei Weltmeister-Titeln im Gepäck nicht mehr mit Lego spielt war klar, doch niemand hatte damit gerecht, dass der Rookie nach drei MotoGP-Runden ganz bewusst zum Leitwolf wurde. Trotz seiner Verankerung bei Tech3 wurde Acosta auch zum ersten Ansprechpartner der KTM-Techniker und Strategen.

Hervè Poncharal:«Pedro ist unglaublich, auch in seiner Rolle als Antreiber und Kommunikator.  Alles, was er macht, ist sehr direkt, unmissverständlich und schnell. Dadurch hat sich auch sehr schnell seine Position geändert. Pedro wurde immer weiter in die Mitte geholt. Er ist jetzt viel mehr involviert. Während wir zu Beginn nur im Stimmungshoch waren und uns gemeinsam an all dem erfreut haben, ist Pedro nun auch mitten in der Aufgabe mitzuhelfen, KTM wieder ganz an die Spitze zu bringen.»

Der Franzose sieht die veränderte Situation aber weiter positiv: «Ich gebe zu, es ist durch den Einstand von Pedro auch schwieriger geworden. Dass die große Leichtigkeit nachlässt, war nach den Erfolgen vorgezeichnet. Aber es ändert nichts an unserer super Ausgangsbasis. Wir als Team haben viel Erfahrung, auch menschlich. Tech3 kann Pedro auch weiterhin mit guter Energie versorgen – und er uns.»

Als Beispiel nennt der Teaminhaber den jüngsten GP auf dem Red Bull Ring. «Natürlich war der Freitag nicht einfach. Doch haben die drei Stürze so aufgearbeitet, wie es sein muss. Professionell analysiert und uns auch dabei in Augen geschaut. Ich bin mir 100 Prozent sicher, dass auch der Highspeed-Crash keinen negativen Einfluss auf das Wochenende hatte.»

Als Wendepunkt des Österreich-GP sieht Poncharal einen anderen Moment: «Der Schlüssel war das Q1. Wir waren uns sicher, dass Pedro den Einzug für das zweite Quali schaffen kann. Als er es um Tausendstel verpasst hatte, das hat uns allen Schmerzen bereitet. In der aktuellen Lage waren wir nicht in der Lage anzugreifen und im Rennen viele Plätze gutzumachen. Ohne einen guten Startplatz gab es auch für Pedro keine Chance.»

Der Inhaber des am längsten in der Motorrad-Weltmeisterschaft vertretenen Teams freut sich aber bereits wieder auf den nächsten GP. «In Hinblick auf Pedro war Österreich ein besonders intensives Programm. Ich hoffe, wir werden in Aragon wieder einen alten Pedro Acosta sehen. Aber trotz der zuletzt weniger unbeschwerten Zeit: Pedro bleibt Pedro. Ohne Zweifel ist er der Mann der Zukunft.»

Mit Platz fünf in Spielberg überholte Brad Binder seinen jungen Markenkollegen wieder in der Meisterschaft. Mit fünf Zählern Rückstand auf «BB» liegt Pedro Acosta auf Rang 7 der MotoGP-Weltmeisterschaft.

WM-Stand nach 22 von 40 Rennen:

1. Bagnaia, 275 Punkte. 2. Martin 270. 3. Bastianini 214. 4. Marc Marquez 192. 5. Vinales 139. 6. Binder 128. 7. Acosta 125. 8. Aleix Espargaro 113. 9. Di Giannantonio 104. 10. Alex Marquez 98. 11. Bezzecchi 73. 12. Morbidelli 73. 13. Oliveira 55. 14. Quartararo 49. 15. Miller 47. 16. Raul Fernandez 46. 17. Augusto Fernandez 16. 18. Zarco 14. 19. Mir 13. 20. Nakagami 13. 21. Rins 8. 22. Pedrosa 7. 23. Pol Espargaro 6. 24. Marini 1.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 389 Punkte. 2. Aprilia 208. 3. KTM 194. 4. Yamaha 53. 5. Honda 28.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 489 Punkte. 2. Prima Pramac Racing 343. 3. Gresini Racing MotoGP 290. 4. Aprilia Racing 252. 5. Pertamina Enduro VR46 Racing Team 177. 6. Red Bull KTM Factory Racing 175. 7. Red Bull GASGAS Tech3 141. 8. Trackhouse Racing 101. 9. Monster Energy Yamaha MotoGP 57. 10. LCR Honda 27. 11. Repsol Honda 14.

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