Marco Bezzecchi (VR46 Ducati/5.): Wie ein Rallyeauto
Marco Bezzecchi
Der turbulente Fünfkampf mit Franco Morbidelli, Marco Bezzecchi, Enea Bastianini, Pecco Bagnaia und Marc Márquez wurde zum Vierkampf, als der Motor von Márquez in Runde 12 Feuer fing und der Spanier seine Maschine nach kurzer Begutachtung der Flammen am Streckenrand fallen ließ wie die sprichwörtliche heiße Kartoffel.
Der verbleibende Viererpulk sorgte weiterhin für die Show des Tages, wobei vor allem Morbidelli und Bezzecchi mit ständigen gegenseitigen Angriffen für Laune sorgten.
Dass sich Bastianini (bis zu seinem Sturz) und Bagnaia schließlich durchsetzen und die Streithähne Morbidelli und Bezzecchi hinter sich lassen konnten, wurde von vielen Experten der klügeren Reifenwahl zugeschrieben, denn Bastianini und Bagnaia hatten mit ihren harten Mischungen vorn deutlich sichtbar mehr Reserven als Morbidelli und Bezzecchi, die sich für die weiche Mischung vorn entschieden hatten.
Nach dem Zieleinlauf auf Rang 5 verriet Bezzecchi, warum er aus seiner Sicht der Dinge gar keine andere Wahl gehabt hatte – und kam dabei auf interessante Unterschiede zwischen der aktuellen Ducati Desmosedici und der eigenen Vorjahresmaschine zu sprechen.
«Es stimmt, unsere GP23 hat mit frischen Reifen mehr Traktion vorn, und wir können beim Einbiegen mit den Fahrern auf der GP24 mithalten», so Bezzecchi. «Doch wenn der Vorderradgrip nachlässt, sind wir am Ende und die aktuellen Werksmaschinen sind fantastisch. Sie haben am Eingang wie am Ausgang der Kurve exzellenten Speed, sie können in der Kurve selbst angenehm das Gas dosieren, und beim Herausbeschleunigen haben sie auch noch mehr Traktion, obwohl sie das eigentlich gar nicht nötig hätten.»
Seine GP23 hingegen habe zwar guten Grip in der Kurvenmitte, sei aber schlecht abzustoppen und einzulenken. «Alle Fahrer der GP23 klagen über das gleiche Problem. Auf manche Strecken können wir uns etwas besser einstellen, auf anderen haben wir mehr Probleme. Doch insgesamt ist das einfach der Charakter unseres Bikes.»
Und deshalb war auch die Reifenwahl von Anfang an klar für Bezzecchi. «Wenn ich vorne die harte Mischung wähle, kann ich zwar gut bremsen. Doch wo hohe Kurvengeschwindigkeiten gefragt sind, vor allem in Sektor 2 und 4, überträgt das Hinterrad soviel Druck aufs Vorderrad, dass meine Maschine enorm untersteuert und sich anfühlt wie ein Rallyeauto. Dieses Untersteuern sorgt für Graining am Vorderreifen und zerstört ihn viel früher als die weiche Mischung. Mit dem harten Vorderreifen konnte ich weder so gut einlenken noch die gleichen Rundenzeiten erzielen wie mit dem weichen.»
Dass er mit seinem weichen Vorderreifen stets im Windschatten anderer Piloten war, war wegen der Überhitzungsgefahr natürlich kein Vorteil. «Am Start hatte ich leider ein Problem mit dem Ride-Height-Device. Es ist immer irgend etwas, was uns ein wirklich gutes Wochenende verdirbt», gab der 25-jährige Valentino-Rossi-Schützling preis. «Wenn du weit hinten losfährst und das ganze Rennen hinter jemandem bist, ist das für die Reifentemperatur natürlich kritisch. Ich habe deshalb verzweifelt versucht, Morbidelli zu überholen. Leider war meine Attacke Mist, das Motorrad ließ sich nicht richtig abstoppen. Und dann kam keine Gelegenheit mehr…»
Ergebnisse MotoGP Mandalika, Rennen (29. September):
1. Jorge Martin (E), Ducati, 27 Runden in 41:04,389 min
2. Pedro Acosta (E), KTM, +1,404 sec
3. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +5,595
4. Franco Morbidelli (I), Ducati, +6,507
5. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +6,772
6. Maverick Vinales (E), Aprilia, +11,330
7. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +13,203
8. Brad Binder (ZA), KTM, +14,862
9. Johann Zarco (F), Honda, +15,151
10. Raul Fernandez (E), Aprilia, +21,079
11. Alex Rins (E), Yamaha, +33,633
12. Takaaki Nakagami (J), Honda, +43,696
– Enea Bastianini (I), Ducati, 7 Runden zurück
– Augusto Fernandez (E), KTM, 8 Runden zurück
– Joan Mir (E), Honda, 15 Runden zurück
– Marc Marquez (E), Ducati, 15 Runden zurück
– Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, 18 Runden zurück
– Alex Marquez (E), Ducati, 27 Runden zurück
– Aleix Espargaro (E), Aprilia, 27 Runden zurück
– Jack Miller (AUS), KTM, 27 Runden zurück
– Luca Marini (I), Honda, 27 Runden zurück
DNS: Miguel Oliveira (P), Aprilia
Ergebnisse MotoGP Mandalika, Sprint (28. September):
1. Francesco Bagnaia (I), Ducati, 13 Runden in 19:41,354 min
2. Enea Bastianini (I), Ducati, +0,107 sec
3. Marc Marquez (E), Ducati, +1,701
4. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +3,072
5. Franco Morbidelli (I), Ducati, +5,967
6. Pedro Acosta (E), KTM, +6,210
7. Maverick Vinales (E), Aprilia,+6,664
8. Johann Zarco (F), Honda, +6,938
9. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +7,706
10. Jorge Martin (E), Ducati, +9,104
11. Jack Miller (AUS), KTM, +9,618
12. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +9,843
13. Brad Binder (ZA), KTM, +11,118
14. Alex Marquez (E), Ducati, +12,418
15. Alex Rins (E), Yamaha, +12,579
16. Aleix Espargaro (E), Aprilia, +12,952
17. Takaaki Nakagami (J), Honda, +13,351
18. Luca Marini (I), Honda, +15,496
19. Raul Fernandez (E), Aprilia, +21,895
– Augusto Fernandez (E), KTM, 2 Runden zurück
– Joan Mir (E), Honda, 11 Runden zurück
DNS: Miguel Oliveira (P), Aprilia
WM-Stand nach 30 von 40 Rennen:
1. Martin 366 Punkte. 2. Bagnaia 345. 3. Bastianini 291. 4. Marc Márquez 288. 5. Acosta 181. 6. Binder 173. 7. Viñales 162. 8. Aleix Espargaro 127. 9. Bezzecchi 125. 10. Di Giannantonio 122. 11. Alex Márquez 121. 12. Morbidelli 120. 13. Quartararo 82. 14. Oliveira 71. 15. Miller 58. 16. R. Fernández 55. 17. Zarco 31. 18. Nakagami 25. 19. Mir 20. 20. A. Fernández 20. 21. Rins 20. 22. Pol Espargaro 12. 23. Pedrosa 7. 24. Marini 5. 25. Bradl 2. 26. Gardner 0. 27. Savadori 0.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 537 Punkte. 2. KTM 263. 3. Aprilia 247. 4. Yamaha 93. 5. Honda 51.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 636 Punkte. 2. Prima Pramac Racing 486. 3. Gresini Racing 409. 4. Aprilia Racing 289. 5. Pertamina Enduro VR46 Racing Team 247. 6. Red Bull KTM Factory Racing 231. 7. Red Bull GASGAS Tech3 201. 8. Trackhouse Racing 126. 9. Monster Energy Yamaha 102. 10. LCR Honda 56. 11. Repsol Honda Team 25.