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Stefan Bradl (Honda): Die Gründe für seinen Rücktritt

Von Ivo Schützbach
Stefan Bradl fährt am Sonntag seinen letzten Grand Prix

Stefan Bradl fährt am Sonntag seinen letzten Grand Prix

2016 war Stefan Bradls letzte Saison als MotoGP-Stammfahrer, an diesem Wochenende bestreitet der Deutsche in Barcelona seine letzten Rennen. Was zu seiner Entscheidung beigetragen hat.

Am 13. November 2016 trat Stefan Bradl in Valencia letztmals als Stammfahrer in einem MotoGP-Rennen an. Nach einem missglückten Jahr in der Superbike-WM 2017 mit dem Team Red Bull Honda unterschrieb der Bayer einen Vertrag mit der Honda Racing Corporation als Test- und Ersatzfahrer. Seit 2018 kamen so weitere 45 GP-Einsätze für den Moto2-Weltmeister von 2011 zusammen.

Dass der inzwischen 34-Jährige an diesem Wochenende auf dem Circuit de Catalunya seinen letzten Grand Prix fahren möchte, dort bestritt er 2005 in der 125er-WM auch seinen ersten, hat mehrere Gründe.

Bradl führt sein Alter an, entscheidender ist aber, dass HRC mit dem von Aprilia kommenden Aleix Espargaro sowie Honda-Urgestein Takaaki Nakagami zwei zusätzliche, sehr schnelle Testfahrer unter Vertrag genommen hat. Hinzu kommt, dass Wildcard-Einsätze für Testfahrer – zumindest bei Honda – längst keine Saisonhöhepunkte mehr darstellen.

«Das ist nicht mehr so», bestätigte Bradl im persönlichen Gespräch mit SPEEDWEEK.com in Barcelona. «Durch die Umstände, die wir bei uns haben, werden solche Einsätze voll für Testzwecke hergenommen. Das Testen hat sich vertieft, auch während eines Grand-Prix-Wochenendes. Wir stecken in der Situation, oder der Krise, dass wir probieren, probieren und probieren und nirgends eine gesunde Basis haben, dass wir mal angreifen können. Früher war es ein Saisonhighlight, mal ein oder zwei Wildcards zu fahren. Die hat man dann auch gut vorbereiten können, wir waren in Jerez, haben eine Renndistanz probiert, ein Qualifying simuliert und gingen auf Zeitenjagd. Davon sind wir heute weit entfernt, weil unser Testplan mit den ganzen Teilen so überdimensional ist, dass wir keine Zeit haben und es uns auch nicht erlauben können, einen Grand Prix für eine Wildcard vorzubereiten.»

«Darunter leidet die Leistung an einem solchen Wochenende komplett», bemerkte der mit 53 Top-10-Platzierungen erfolgreichste deutsche MotoGP-Fahrer. «Ich bin in den Trainings hier in Barcelona gefragt, immer etwas zu probieren. Ich habe nie zwei gleiche Motorräder und muss Dinge testen. So kannst du kein Gefühl aufbauen und dann sagen, dass du volle Kanne attackierst. Ich sollte das Motorrad an einem Wochenende ja auch nicht dreimal wegfeuern, das hilft auch keinem.»

Lässt sich ein Zeitpunkt festmachen, an dem Wildcard-Einsätze zu Tests unter Rennbedingungen wurden? «Ab 2022, nach Corona, ging es rückwärts», überlegte Bradl. «2022, 2023 und ganz besonders 2024 hat sich die Situation verändert. Dieses Jahr war es sehr deutlich, auch weil es mehr Einsätze waren. Letztes Jahr hatte ich nur zwei Wildcard-Einsätze, die restlichen war ich Ersatzfahrer. Dieses Jahr hatte ich sechs Wildcards. Weil unsere Performance immer schlechter wurde und damit die Ergebnisse, haben die Vorbereitungen für die Wildcards massiv darunter gelitten – es gab keine Vorbereitung. So ein Wildcard-Wochenende zieht dich runter, wenn du permanent eins auf den Deckel kriegst, weil du mit angezogener Handbremse fährst – weil du eingebremst wirst. Dann heißt es ’für die Firma’. Der Druck auf Honda ist größer geworden. Deshalb wurde entschieden, dass wir sechs Wildcards fahren, dafür muss technisch alles vorbereitet werden. Dann kommt es darauf an, was es gibt, was funktioniert und was nicht. Das wird dann rauf runter, links rechts, vor und zurück und durch die Bank probiert.»

«Für die Moral, die Psyche und die Motivation des Fahrers ist es wichtig eine Wildcard so vorzubereiten, dass man auch Leistung zeigen kann», unterstrich der Honda-Pilot. «Um zu sehen, wo man steht, muss man dem Fahrer auch das geben, was er braucht. Aber wenn du keine vernünftige Basis hast, ist es schwierig etwas zusammenzuschnüren und an einem Wildcard-Wochenende das Optimum herauszuholen.»

Bradls HRC-Vertrag wurde im vergangenen Juli bis Ende 2026 verlängert, er hat also noch zwei Testjahre mit der RC213V vor sich – Stand heute ohne Rennen.


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