Valentino Rossi sucht das Glück

Wie der KTM-Standort Österreich gesichert werden soll

Von Johannes Orasche
Die KTM AG macht schwierige Zeiten durch

Die KTM AG macht schwierige Zeiten durch

Die KTM AG mit den Marken KTM, Husqvarna und GASGAS hat mit finanzieller Schräglage zu kämpfen und muss weitere Mitarbeiter freistellen. Einige Gründe für die Misere in Österreich sind hausgemacht.

Bei der KTM AG und der Pierer Mobility AG mit etwa 5000 Mitarbeitern kriselt es gewaltig. Nach einem bereits erfolgten Abbau von zirka 600 Stellen während des Jahres, werden nun weitere 300 in der Produktion ihre Jobs verlieren. Mit einer von Firmenchef Stefan Pierer (am 25. November 68) angekündigten Werksschließung in den Monaten Januar und Februar 2025 sowie Kurzarbeit und anderen Maßnahmen soll wieder Stabilität einkehren und der Lagerbestand abgebaut werden.

Was steckt hinter den schlechten Zahlen, die bei Pierer den Aktienkurs im November auf zeitweise unter 8 Euro abstürzen ließ? Vor einem Jahr lag er noch bei über 60 Euro. Einerseits schwächelt der Weltmarkt für Mobilität generell, nicht nur die europäischen Hersteller sind davon betroffen. Der Rückgang in der Nachfrage macht auch vielen Autobauern und Autozulieferern arg zu schaffen und überträgt sich auf die Motorradhersteller.

Das Motorrad ist in vielen Ländern inzwischen ein Luxusgut. Zudem spielt auch die Inflation und der damit verbundene Rückgang der Kaufkraft weltweit eine Rolle. Einige Probleme bei der KTM AG mit Sitz in Mattighofen in Oberösterreich sind aber auch standortspezifisch und damit hausgemacht. Ein Beispiel: In Österreich sind in den letzten Jahren laut der Industriellenvereinigung (IV) die Lohn-Stückkosten um satte 30 Prozent gestiegen – ein unfassbar hoher Wert. Zum Vergleich: In benachbarten Ökonomien in Deutschland und der Schweiz liegt der Steigerungswert im Bereich von 6 bis 7 Prozent.

Angesichts der geringen Nachfrage könnten die Preise angepasst werden, was aber nicht möglich ist, da KTM bereits enorm hohe Steigerungen bei den Produktionskosten kalkulieren muss. All das sorgt für eine negative Spirale; und die Händler sitzen aktuell mit unzähligen Modellen auf vollen Lagern. Der Unternehmer Stefan Pierer hätte Produktionen längst umschichten können, wie es namhafte Autobauer in Billiglohnländer wie Bulgarien, Rumänien oder Türkei getan haben. Pierer ist dem Standort Österreich jedoch stets treu geblieben, lediglich preissensible Modelle mit geringerem Hubraum werden von den Partnern Bajaj in Indien und CFMOTO in China produziert.

Pierer, ein gebürtiger Steirer, ist Präsident der oberösterreichischen Industriellenvereinigung – einer freiwilligen, parteipolitisch unabhängigen Interessenvertretung. In dieser Funktion hat der clevere Manager und Absolvent der Montan-Uni in Leoben in den vergangenen Jahren die Standortbedingungen in Österreich immer wieder massiv kritisiert und die Politik in die Pflicht genommen. Nun steht er vor seiner vielleicht größten Aufgabe.

Seit Monaten laufen Verhandlungen mit Großaktionären und Banken, um das Finanzloch zu stopfen. Betrug die Nettoverschuldung 2022 noch 300 Millionen Euro, ist sie in diesem Jahr auf 1,5 Milliarden Euro in die Höhe geschossen. Der Finanzierungsbedarf soll bei einem dreistelligen Euro-Millionenbetrag liegen.

Nun gibt es Anzeichen, dass KTM-Großsponsor Red Bull auch in dieser Situation helfen könnte. Mark Mateschitz, dem nach dem Tod von Vater Dietrich 49 Prozent von Red Bull gehören, und Stefan Pierer haben sich bereits gemeinsam über eine Gesellschaft an der Firma Rosenbauer (Feuerwehrausrüstung) beteiligt. Durch ein Red-Bull-Engagement bei der KTM AG könnte verhindert werden, dass das Kommando ins Ausland wandert, zum Beispiel zum bereits bestehenden Partner Bajaj. «Die Verhandlungen und Überlegungen befinden sich in einem frühen Stadium. Daher können über den Ausgang der Verhandlungen, die Konditionen und den Umfang einer zusätzlichen Finanzierung noch keine konkreten Aussagen getroffen werden», heißt es dazu bei der KTM AG.

Im Januar und Februar werden die Werkstore in Mattighofen geschlossen bleiben, die KTM-Mitarbeiter werden während der Zeit der stillgelegten Montagebänder wie bei einer 30-Stunden-Woche verdienen. Vorerst beurlaubte KTM-Mitarbeiter erhalten teilweise Wiedereinstellungsgarantien. Beim Lagerabbau wird mit verschiedenen Mitteln vorgegangen, so gibt es beispielsweise für freigestellte Mitarbeiter Gutscheine im Wert von 8000 Euro für ein neues KTM-Motorrad.

Im Jahr 2024 wurden nach Berichten der Salzburger Nachrichten bis zu 11.000 E-Bikes aus der Pierer Group wegen Überproduktion an die Belegschaft verschenkt.

Auf das sportliche Engagement von KTM in der MotoGP hat das bislang keine Auswirkungen, wird werden auch 2025 vier RC16 in der Startaufstellung sehen. In den Klassen Moto2 und Moto3 bleibt die Pierer Gruppe mit den Marken KTM und GASGAS ebenfalls dabei.


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