Gustl Auinger: «KTM ist für die MotoGP sehr wichtig»
Gustav «Gustl» Auinger wird nicht nur in seinem Heimatland Österreich als Motorrad-Rennsport-Experte geschätzt. Im gesamten Fahrerlager der MotoGP haben die Worte des erfolgreichen Rennfahrers – Auinger holte fünf GP-Siege in der 125er-WM für Österreich – Gewicht. Der Oberösterreicher, der sich selbst in erster Instanz als Techniker sieht, fand als tragender Säule des Red Bull Rookies Cup eine Art neue Lebensaufgabe. An der Seite von Ex-Teamchef Peter Clifford kümmert sich Auinger seit der Geburtsstunde der Nachwuchsserie um die jüngsten Talente des Fahrerlagers. Zarco, Bastianini, Martin, Acosta, sie alle gingen bei Auinger in den Unterricht.
Über den Rookies Cup, der seit 18 Jahren auf KTM-Rennmaschinen ausgefahren wird, kam Auinger auch in Berührung mit der Rennsportabteilung in Mattighofen und Munderfing. Jahr für Jahr lieferte die Serie, deren Technik unter der Obhut Auingers ist, verlässlich immer neue Spitzenfahrer im WM-Fahrerlager ab.
In einem Interview, welches Auinger jüngst der österreichischen Tageszeitung «Der Standard» gab, verwies der Experte auf die übergeordnete Rolle von KTM: «KTM stieg 2017 in die Moto2 und in die MotoGP ein. Wenn KTM jetzt wankt, beginnt Vermarkter Dorna zu schwitzen. KTM ist für die MotoGP mittlerweile sehr wichtig. Denn Dorna hat durch das Reglement andere Hersteller vertrieben.»
In der Tat darf nicht vergessen werden, wie breit sich KTM in den vergangenen Jahren auch in der Straßenweltmeisterschaft aufgestellt hat. Auch wenn die MotoGP fraglos den größten Aufmerksamkeitswert generiert, nur im gesamten Kontext aller Klassen ist die Pyramide vom Rookies Cup in die Königsklasse plausibel.
Auch Insider Auinger gestand gegenüber dem Tagesmedium ein großes Überraschungsmoment der KTM-Krise ein: «Ich bin kein Geschäftsmann und kenne die Praktiken nicht. Von KTM hörte man lange nur von Gewinnen und Expansionen. Und binnen zwölf Monaten ist die Katastrophe da. Für mich kam das wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Ich kenne die Herren Pierer und Beirer. In Gesprächen mit ihnen schien alles im Lot. Plötzlich ist es das nicht mehr. Wenn KTM so wankt, macht man sich sehr wohl Sorgen.»
Auinger, der mit seinem Fachwissen auch für die Live-Übertragungen von Servus TV vor die Kameras geholt wird, weiter: «Für die österreichische Szene ist das ein Schock. Bei uns lebt der Motorradrennsport von zwei Firmen: KTM und Red Bull.»
Mit fast einem halben Jahrhundert Rennsport-Erfahrung hält Auinger die Gesamtsituation für KTM aber dennoch nicht für aussichtslos. Ich bin überzeugt, dass eine Lösung gefunden wird. Sie haben wertvolle Partner, die ihnen helfen. Für KTM ist es wichtig, auf dieser Bühne zu bleiben. Und KTM hat sich vertraglich verpflichtet, bis 2026 in der MotoGP zu fahren. Wenn sie vorzeitig aussteigen, kostet das eine Menge Geld. Das will man vermeiden. Sie werden alles in Bewegung setzen, egal wie schwierig die Zeiten auch sind, um die MotoGP-Präsenz nicht aufzugeben. Sonst würden sie von der Bildfläche verschwinden. Das kannst du dir nicht leisten, wenn du einen Aufschwung brauchst. Ein Ausstieg kommt nur, wenn wirklich alles in die Hose geht. Davon gehe ich nicht aus», so das Fazit des 69-Jährigen gegenüber «Der Standard».
Stand heute gilt das gesamte Engagement der Mattgihofener im Fahrerlager des GP-Sports als gesichert. Dies gilt allerdings nur für die Kernmarke KTM. Der Beschluss, die Schwestermarken Husqvarna und GASGAS wieder abzuziehen, wurde bereits umgesetzt.
Darüber hinaus gilt bei allen Ruderversuchen in Mattighofen das Mutterschiff wieder zu stabilisieren, dass die Red Bull Rookies wieder auf der KTM RC4 am Start stehen werden. In der Moto3 sind 16 der 26 Plätze mit KTM-Piloten fix. Red Bull KTM Ajo wird zudem auch 2025 in der mittleren Kategorie die Rolle des Durchlauferhitzers in Richtung MotoGP übernehmen. Im wahrsten Sinne um jeden Preis wird auch am MotoGP-Projekt mit vier Piloten auf der KTM RC16 festgehalten.
Nur über den Sport auf der großen Bühne, so ist man sich bei KTM sicher, wird es gelingen, das Tempo im Verkauf wieder zu steigern.