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Pit Beirer (KTM): Brutaler Schlag in die Magengrube

Von Ivo Schützbach
KTM-Rennchef Pit Beirer

KTM-Rennchef Pit Beirer

Der 25. Februar war für die KTM AG und deren Rennabteilung der entscheidende Tag, wie es weitergeht. Motorsport-Direktor Pit Beirer machte beim Treffen mit SPEEDWEEK.com in Thailand aus seinem Herzen keine Mördergrube.

Die vergangenen drei Monate gehören zu den schwierigsten in der Firmengeschichte von KTM. Am 29. November 2024 musste der Antrag auf Einleitung eines gerichtlichen Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung über das Vermögen der KTM AG und ihrer Tochtergesellschaften KTM Components GmbH und KTM F&E GmbH gestellt werden. Damals war weder klar, ob die Firma das überstehen wird, noch wie es mit dem Rennsport weitergeht.

Am 25. Februar war der entscheidende dritte Termin, an dem die Mehrzahl der Gläubiger dem Sanierungsplan zustimmten, der in den nächsten Monaten umgesetzt wird.

«Das war ein Datum, das für uns enorm wichtig war», erzählte Pit Beirer beim Treffen mit SPEEDWEEK.com in der Hospitality von Red Bull KTM am Chang Circuit in Buriram. «Es waren Etappen dorthin: Der 20. Dezember war die erste, der 24. Januar die zweite und dann waren wir auf der Zielgeraden und mussten da auch noch drüber. Das war richtungsweisend. Wenn das schiefgegangen wäre – Herr Vogl hat ja öffentlich mitgeteilt, was das bedeuten würde (die Zerschlagung des Unternehmens – der Autor). Das wäre eine Katastrophe gewesen, das war die wichtigste Etappe des Jahres.»

«Wir waren unter einem gewissen Schutzschirm des Restrukturierungsverfahrens», erklärte der frühere Motocross-Vizeweltmeister. «Wenn man sich dieses Wort auf der Zunge zergehen lässt, da steht alles drin. Wenn du restrukturierst, dann musst du dein komplettes Unternehmen durchleuchten und nach vorne denken, wie das zukünftige Geschäftsmodell ausschaut und wie die Firma gesund nach vorne geführt werden kann. Dabei wirst du kontrolliert, was passiert und was du machst. Sehr viele Leute haben hart dafür gearbeitet, dass wir am Ende dieser 90 Tage etwas präsentieren konnten, dass auch die Logik sagt, dass es Sinn macht. Wir haben ja nicht 90 Tage abgewartet, sind jeden Sonntag in die Kirche gegangen und haben gehofft, dass es am 25. Februar gut ausgeht. Wir haben Tag und Nacht geschuftet, um die Firma anzupassen, was leider Gottes heißt, dass wir sehr viele Mitarbeiter verloren haben. Wir haben genau geschaut, wo wir im Konzern investieren und wo wir Dinge lassen, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Das gehörte zu unseren Aufgaben, damit am 25. Februar jemand sagt, dass wir weiterarbeiten. Unser größter Antrieb war, den Standort und die über 4000 Mitarbeiter zu erhalten.»

Beirer setzt wie die meisten Mitarbeiter bei KTM sehr viel Vertrauen in die Geschäftsführer Gottfried Neumeister und Stefan Pierer, dass sie bei der Wahl der zukünftigen Investoren eine glückliche Hand beweisen. «Wir haben eine Eigentümerstruktur, für die der Rennsport immer sehr wichtig war», betont der 52-Jährige. «Sie werden die Firma auch zukünftig in die richtige Richtung lenken. Sanierungsverwalter Vogl wollte von Anfang an, dass die Firma und der Standort überleben und die Arbeitsplätze erhalten bleiben. Er hat sehr früh akzeptiert, dass der Rennsport untrennbar zu KTM gehört. Das war unser erfolgreiches Geschäftsmodell über mehr als 30 Jahre.»

Der Motorsport-Direktor wurde noch deutlicher: «Wenn man in die Tiefe geht und schaut, wo wurde wann welches Modell in welcher Sportart präsentiert, dann sieht man den ersten Supercross-Sieg in Amerika und die anschließenden Verkäufe. 2012 war unser Straßensporteinstieg Moto3, dann kam der MotoGP-Einstieg. Zu jedem sportlichen Meilenstein gibt es ein Geschäftsszenario, das stattgefunden hat. Es hat Herrn Vogl überzeugt, dass der Rennsport wichtig ist. Die Leute, die bei der Citibank ein Angebot abgegeben haben, haben sich das alles sicher sehr genau angeschaut. Deswegen gehen wir davon aus, dass wir ready to race sind und das auch bleiben werden.»

«Ich persönlich habe Demut früh gelernt», meinte Beirer abschließend. «Im Sport lernst du sie regelmäßig, weil du an einem Sonntag gewinnst und am nächsten eins drüber bekommst. Ich hatte sportlichen Erfolg und dann einen Unfall – anschließend musst du wieder aufstehen. In unserer Rennabteilung hatten wir viele erfolgreiche Momente, aber auch Tiefschläge. Eines ist ganz klar: Was wir jetzt erlebt haben an Schlag in die Magengrube, das war ganz brutal. Demut – absolut. Was da passiert ist, und wie wir am seidenen Faden hängend gekämpft haben, um das zu überstehen, da kommt das Normale so in Gefahr, dass du froh bist, wenn du nach Thailand kommst und Rennen fahren gehst. Wenn ein Rennbudget da ist und du darfst das Geld für die Motorradentwicklung hernehmen. In diese Richtung hat uns das schon die Augen geöffnet, wie schnell das alles vorbei sein kann.»


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