Miguel Oliveira (Yamaha): «Bin richtig ausgeflippt»

Miguel Oliveira
Pramac-Yamaha-Fahrer Miguel Oliveira muss derzeit viel Geduld beweisen. Im Sprintrennen in Argentinien wurde er von Gresini-Pilot Fermin Aldeguer abgeschossen. Bei den ersten ärztlichen Untersuchungen wurden bei ihm keine Brüche festgestellt, doch aufgrund von Vermutungen über weitere Verletzungen, trat der Portugiese die Heimreise an. Nach einer MRT-Untersuchung wurde dann eine Verrenkung des Sternoklavikulargelenks (Anm.: dieses verbindet das Schlüsselbein mit dem Brustbein) mit Bänderriss festgestellt.
Die Verletzung ist kompliziert. Den Red Bull Grand Prix of the Americas musste Oliveira auslassen, auch beim Katar-GP ist er zum Zusehen verdammt – dort wird er wieder von Yamaha-Testfahrer Augusto Fernandez vertreten. Dennoch ließ es sich Oliveira nicht nehmen, die Reise nach Doha anzutreten, um vor Ort bei seinem Team zu sein. Am Freitag nahm er zudem einen Medientermin wahr, um über seine Verletzung, den Heilungsprozess und seine mögliche Rückkehr zu sprechen.
«Ich erhole mich gut, es ist jetzt vier Wochen her, seitdem ich mich verletzt habe. Es geht immer besser, das Ganze muss aber immer noch heilen. Die nächste Röntgenuntersuchung habe ich am kommenden Montag», berichtete der Pramac-Pilot in Katar. «Ich habe glücklicherweise keine starken Schmerzen mehr, die Fortschritte sind gut. Die Verletzung ist ernster, als ich erwartet hatte. Darüber hinaus ist es eine sehr seltene Verletzung. Ich war sehr überrascht, das hatte ich nicht erwartet. Ich dachte, dass ich mir mein Schlüsselbein gebrochen hatte und dies dann in drei Wochen wieder okay wäre – aber es war viel komplizierter als das. Wir müssen es Schritt für Schritt angehen.»
Wann war Oliveira klar, dass es doch nicht so einfach sein wird? «Die Schmerzen waren alarmierend und ich spürte, dass es etwas Großes war – es war wie bei einem gebrochenen Knochen. In den ersten Stunden konnte niemand sagen, was ich genau hatte. Wir machten eine Computertomographie und alles war normal», schilderte Oliveira die ersten Stunden nach dem Unfall in Argentinien. «Als mir die Krankenschwester im Medical Center auf der Rennstrecke die Lederkombi am rechten Arm herunterzog, spürte ich einen großen Knacks. Ich dachte mir dann, jetzt hat sie mir das Schlüsselbein gebrochen», lachte Oliveira. «Aber sie hat dadurch meine Schulter wieder eingerenkt – alles war wieder an seinem Platz. Ich bin aber richtig ausgeflippt, weil ich dachte, dass sie mir das Schlüsselbein gebrochen hatte. Mein Arzt sagte dann zu mir, dass ich zu 99 Prozent eine Schulterluxation habe. Er meinte, dass ich meinen Arm ruhigstellen soll. Ich bekam dann im Medical Center eine Armbinde und bin nach Hause geflogen. Dann hatte ich eine Computertomographie, welche die Luxation bestätigte.»
Wird es mit einem Comeback in Jerez Ende April klappen? «Der Arzt sagte zu mir, dass die Heilung zwei Monate benötigen würde. Ich sagte dann, dass es unmöglich sei, zwei Monate nicht auf mein Bike zu steigen», war Oliveira zunächst schockiert. «Wir möchten die Heilungszeit aber nicht reduzieren – wir machen die Physiotherapie und begannen gleich mal damit, wieder Bewegung in die Schulter zu bekommen. Man kann es nicht erzwingen, weniger ist im Moment mehr. Wenn du wieder Rennen fahren willst, musst du dich gut fühlen und topfit sein. Ich kann im Moment auch nicht sagen, ob ein Comeback in Jerez zu 100 oder 50 Prozent sicher ist. Wir müssen von Woche zu Woche weitersehen und die Situation akzeptieren.»
Die Verletzungsmisere des Portugiesen nimmt kein Ende – er wird schon seit längerer Zeit vom Pech verfolgt. «Es ist jetzt das dritte Jahr in Folge, in dem ich mich bei einem Zusammenstoß mit einem anderen Fahrer verletzt habe. Den Grund dafür weiß ich nicht», grübelte Oliveira. «Ich bin mit der Yamaha noch nie gestürzt, außer dieses Mal, wo ich mich verletzt habe. Wie man sich vorstellen kann, bin ich deshalb auch ein wenig frustriert. Aber ich muss nach vorne schauen, denn ansonsten hängst du in einer Negativspirale fest, was natürlich nicht hilfreich ist.»