MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Test in Texas: Zutrittsverbot für Kevin Schwantz!

Kolumne von Günther Wiesinger
Kevin Schwantz ist sauer

Kevin Schwantz ist sauer

Am Mittwoch wollte Ex-Weltmeister Kevin Schwantz seine Rennfahrerkollegen in Austin besuchen. Aber er durfte nicht rein. Weil er eine Klage einbrachte?

Der Texaner Kevin Schwantz (48) gilt unter den Motorradfans als lebende Legende. «Revin’ Kevin» zählte zu Zeiten von Stars wie Mick Doohan, Wayne Rainey und Eddie Lawson auf Suzuki zu den Weltstars der 500-ccm-Szene. Nach seinem Rücktritt 1995 blieb der 500-ccm-Weltmeister von 1993 dem GP-Sport mit Aufgaben wie Botschafter des Red Bull-Rookies-Cups, Talentscout und Berater von amerikanischen Wildcard-Piloten erhalten. Dann setzte er sich für den Bau der neuen Rennstrecke «Circuit of the Americas» (COTA) ein und unterschrieb einen 10-Jahres-Vertrag mit Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta, der ihm die exklusiven Austragungsrechte für den Texas-GP zusicherte. Aber als Kevin am Mittwochmittag den MotoGP-Test besuchen wollte, erhielt der 25-fache GP-Sieger keine Zutrittserlaubnis auf das COTA-Gelände. «Ich wollte um 11 Uhr ins Fahrerlager fahren», erklärte Kevin Schwantz gegenüber SPEEDWEEK.de. «Aber das wurde mir nicht gestattet. Ich weiss nicht, wer das veranlasst hat.»

Es werden wohl die neuen Machthaber von COTA gewesen sein, also die Truppe um COTA-Präsident Steve Sexton. Ein kleines Revanchefoul an Kevin Schwantz, der vor vier Jahren gemeinsam mit dem Ecclestone-Vertrauten Tavo Hellmund das Rennstreckenprojekt in Texas vorangetrieben hat.

Es ging drunter und drüber
Denn am 8. August 2012 brachte Kevin Schwantz mit seiner Firma «3forTexasMGP» sogar eine Klage gegen die Betreiber des neuen Circuit of the Americas ein. Man habe ihn um sein vertragliches zugesichertes Recht betrogen, den Motorrad-GP in Texas zehn Jahre lang austragen und promoten zu dürfen, klagte der ehemalige Suzuki-Star. Schwantz beschwerte sich, das COTA-Management habe ihn hintergangen und widerrechtlich hinter seinem Rücken einen neuen MotoGP-Vertrag mit der Dorna abgeschlossen.

Es war schmutzig zugegangen. Und wie immer in solchen Fällen, lässt sich kein Alleinschuldiger ausmachen.

Auch Tavo Hellmund ist kein Unschuldslamm. Dem Besitzer der Firma «Full Throttle LLP» wird vorgeworfen, er hätte bei einem Gespräch mit Carmelo Ezpeleta in Gegenwart von Schwantz unerlaubterweise ein Tonband laufen lassen.

Daraufhin wurde das Verhältnis zwischen Ezpeleta und der Partner Schwantz und Tellmund etwas frostig.

Im August 2012 beteuerte die Pressestelle von COTA, Schwantz habe kein Recht zur Austragung des MotoGP-Events in Texas.

Zeitweise war die Situation rechtlich völlig verfahren. Schwantz pochte auf seinen Vertrag mit der Dorna, und als er sich mit COTA nicht einig wurde, brachte er sogar den völlig ungeeigneten San Antonio Raceway als alternativen Austragungsort ins Spiel.

Ursprünglich waren Tavo Hellmund und Bobby Epstein die treibenden Kräfte hinter dem Circuit of the Americas. Sie trieben die Baukosten auf und vereinbarten den Deal mit Bernie Ecclestone, der den Formel-1-Tross im November 2012 nach Texas lotste. Aber es kam zwischendurch oft zu Baustopps und Finanzierungsproblemen. Schliesslich eskalierte ein  Disput zwischen Hellmund und Epstein. Hellmund pochte auf gewisse Zahlungen an ihn, die Epstein für ungerechtfertigt hielt.

Im Frühjahr 2012 kam es zu einer aussergerichtlichen Einigung, über deren Inhalt Vertraulichkeit vereinbart wurde. Deshalb wusste niemand, wer welche Rechte für COTA beanspruchen durfte.

Kevin Schwantz: Promoter ohne Rennstrecke
Kevin Schwantz wurde ein Opfer dieses Disputs. Hellmund wurde aus dem COTA-Projekt gedrängt, weil er finanziellen Verpflichtungen nicht nachgekommen war, heisst es. Nun hatte Kevin Schwantz einen lukrativen Vertrag mit der Dorna, aber keine dazu gehörige Rennstrecke. «Ich habe vier Jahre lang geschuftet, um einen Motorrad-GP in meinen Heimatstaat Texas zu bringen», sagt Schwantz. «Plötzlich wollte mich COTA aus diesem Projekt drängen. Für mich war das Betrug. Deshalb habe ich im August das Gerichtsverfahren angestrengt.»

Carmelo Ezpeleta versuchte zu vermitteln, sonst wäre sogar der Grand Prix 2013 in Gefahr geraten. Beim Barcelona-GP 2012 setzte Ezpeleta dem Texaner eine letzte Frist bis 30. Juni. Solte Kevin bis zu diesem Datum keinen Vertrag mit COTA zustandebringen, würde er den Deal mit Schwantz als ungültig betrachten, weil selbst ein Ex-Weltmeister ohne Rennstrecke keinen Grand Prix veranstalten kann.

Ezpeleta traf dann beim Indy-GP die Manager von COTA, um über einen direkten GP-Vertrag mit den Streckenbetreibern zu verhandeln.

Die Dorna hat Kevin Schwantz danach eine Art Abfindung  angeboten. Sie offerierte ihm 450.000 US-Dollar pro Jahr für eine Rolle als GP-Botschafter für den Event in Texas.

Dieses grosszügige Angebot hat Schwantz entrüstet ausgeschlagen.

Kevin, ich hätte dankend angenommen. Vielleicht reichen deine Qualitäten als Geschäftsmann nicht an deine rennfahrerischen Fähigkeiten heran.

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