Pol Espargaró: Yamaha-Deal macht Crutchlow sauer
Pol Espargaró: Platz 3 in Jerez
Es ist seit dem letzten Sommer ein offenes Geheimnis, dass Yamaha-Rennchef Lin Jarvis hinter dem spanischen Moto2-Piloten Pol Espargaró her ist. Inzwischen soll ein Vorvertrag für die MotoGP-Saison 2014 unterzeichnet worden sein. Lin Jarvis wurde bei einer Nachfrage von SPEEDWEEK.com bei diesem Thema sehr wortkarg. Die Situation birgt nämlich Sprengstoff.
Offensichtlich haben Yamaha, Pol Espargaró und sein Manager Paco Sanchez zu diesem Thema höchste Geheimhaltung vereinbart.
Aber Yamaha hat sich für 2008 die Dienste des damaligen 250-ccm-Weltmeisters Jorge Lorenzo auch frühzeitig gesichert und ihn bereits im Juli 2007 heimlich in Almeria mit der M1-Yamaha testen lassen.
Als Yamaha im vergangenen Sommer erstmals Kontakt mit Pol Espargaró aufnahm, war der Spanier unterwegs zu Platz 2 in der MotoGP-WM 2012 hinter Marc Márquez, von dem längst bekannt war, dass ihn Repsol-Honda und HRC zum Casey-Stoner-Nachfolger erkoren hatte.
Yamaha wollte dann zumindest das zweitbeste Talent aus der Generation der 20-Jährigen an sich binden.
Inzwischen hat Pol Espargaró zehn GP-Siege errungen, er ist 21 Jahre alt geworden, er hat die Wintertests dominiert – aber in der Moto2-WM-Saison 2013 nicht so dominiert, wie das vom Kalex-Piloten aus dem Tuenti HP 40-Team von Sito Pons erwartet wurde.
Der ehemalige Kawasaki-Teammanager Harald Eckl kennt die Ursachen für Espargarós schwaches Abschneiden. «Pol hat einen sehr aggressiven Fahrstil. Er geht nach den Kurven sehr früh und voll ans Gas. Die neuen Dunlop-Reifen kommen diesem Fahrstil nicht mehr so entgegen wie 2012. Jetzt muss das Team das Set-up anpassen und verändern», sagt Eckl, der gemeinsam mit Paco Sanchez als Espargaró-Manager fungiert. «Die neuen Reifen haben weniger Grip, Pol kann also das Gas nicht so früh aufdrehen.»
Espargaró gewann in Doha, stürzte in Austin und schaffte in Jerez hinter Rabat und Redding Platz 3. Die WM-Tabelle sieht so aus: 1. Rabat 52 Punkte. 2. Redding 41. 3. Pol Espargaró 41.
Yamaha hat Fahrer im Überfluss
Dass Pol Espargaró bei Yamaha angedockt hat, hat sich auch zu Cal Crutchlow herumgesprochen. Der Brite ist entsprechend sauer. Er unterschrieb Ende 2011 bei Yamaha in der Hoffnung, nach der Saison 2012 statt Ben Spies ins Werksteam zu kommen. Aber Rossi wurde ihm vorgezogen. Und wenn sich der Italiener Ende 2014 womöglich bei Yamaha verabschiedet, steht Crutchlow der jüngere Pol Espargaró vor der Nase. Im engeren Kreis hat Crutchlow bereits seinen Unmut geäussert.
Wenn Pol Espargaró 2014 wirklich bei Yamaha die MotoGP-WM fahren will, muss er im Tech3-Kundenteams als Teamkollege von Crutchlow zwischengelagert werden.
Das wiederum löst bei Bradley Smith keine Begeisterungsstürme aus. Der rothaarige Engländer hat nämlich bei Tech3-Yamaha einen MotoGP-Vertrag für 2014!
Der Ausweg: Yamaha muss alles tun, um Smith bei einen Satelliten-Team unterzubringen, das 2014 mit geleasten YZR-M1-Motoren antritt und dafür irgendwo Eigenbau-Fahrwerke (bei Suter, Kalex oder FTR) bauen lässt.