Stefan Bradl: Sind jetzt alle Probleme gelöst?
Stefan Bradl: «Im Rennen den Speed gefunden»
Stefan Bradl war im Rennen auf dem Autodromo Internationale del Mugello im Vorjahr Vierter. So ein Ergebnis peilt der WM-Elfte mit seiner LCR-Honda auch am Sonntag an.
Stefan, du hast in Le Mans gegenüber Jerez einen klaren Aufwärtstrend verzeichnet. Du warst im Qualifying dicht an der Spitze, bist als Fünfter gestartet. Und vor dem Sturz warst du Sechster.
Ja, bei besserer Sicht hätte ich diese Position wohl auch ins Ziel gebracht. Aber das Visier hat beschlagen.
Hast du mit Helmhersteller agv über diese Problematik gesprochen? Dieses Visierbeschlagen im Regen kam bei Rossi 2012 schon vor. Das Problem sollte gelöst sein, hiess es.
Mein Teamchef Lucio Cecchinello hat nach Le Mans mit agv Kontakt aufgenommen. In Mugello werden wir noch einmal mit den verantworlichen Managern dort reden.
Weisst du, wie oft du in den letzten neun WM-Rennen seit Aragón 2012 gestürzt bist?
Aaaaah... Sechsmal? Aragón, Malaysia, Valencia...
Richtig. Dann dreimal in diesem Jahr. Einmal warst du unschuldig, in Le Mans nur mitschuldig?
Hm, in Malaysia 2012 war die Elektronik falsch programmiert. Wenn ich das Gas zugedreht habe, hat der Motor beschleunigt. Und in Le Mans habe ich ab Runde 6 oder 7 nicht mehr viel gesehen. Rossi ging es ähnlich.
In der MotoGP-WM haben auch andere Könner ihre Zeit gebraucht. Mick Doohan war im ersten Jahr Gesamt-Neunter, Hayden im zweiten Jahr Achter – beide als Honda-Werksfahrer.
Für mich ist wichtig, dass der Speed vorhanden ist. Ich bin bei den Qualifyings im BMW-Award Fünfter. Ich war dreimal Fünfter im Quali, in Jerez einmal Achter.
Und jetzt kommen Strecken, die dir liegen – Mugello und Barcelona.
Ja, das sind schnelle, flüssige Strecken.
Mugello war schon immer eine fantastische Rennstrecke, die mir immer schon gefallen ist. Eine Rennstrecke, die für Motorräder prädestiniert ist.
Barcelona ist auch nicht ohne, flüssig, anspruchsvoll, aber nicht so eng und nicht so winklig wie Mugello.
Aber dann kommt Assen?
Assen habe ich in den kleinen Klassen nie richtig mögen. Aber letztes Jahr war ich Vierter im Qualifying. Geht normalerweise auch.
Wie ist dieser verpatzte Saisonstart zustandegekommen? Letztes Jahr warst du als Rookie bei den ersten sechs Rennen immer unter den besten neun?
Wir hatten bei schlechten Gripverhältnissen wie in Doha und Jerez Mühe. Da sind wir einfach nicht auf die gewünschten Zeiten gekommen.
Ich denke, dass bei den nächsten Rennen der Grip besser ist, wir werden in Mugello und Barcelona vom ersten Training an bessere Gripverhältnisse vorfinden.
Auch die Nissin-Bremsanlage hat offenbar Auswirkungen gehabt. Du bist seit Motegi 2012 immer mit der Sechs-Kolben-Anlage gefahren, in Jerez wieder mit der Vier-Kolben-Version. Mit ihr fühlst du dich wohler?
Ja, Brembo ist auch mit vier Kolben unterwegs.
Von der Maximal-Performance hat mir die Sechs-Kolben-Bremse ein bisschen besser zugesagt, aber vom Feedback her, beim «release feeling», also das Gefühl am Finger und an der Hand, beim Loslassen der Vorderbremse, war bei der Vier-Kolben-Anlage besser. Aber ich dachte, ich habe mich daran gewöhnt.
Durch die extremen Probleme in Jerez haben wir gesagt, wir müssen etwas umstellen. Nissin hatte aber in Jerez keine Vier-Kolben-Anlage dabei; sie wurde dann nach Le Mans mitgebracht. Dieses System ist seit Motegi überarbeitet und wesentlich verbessert worden.
Die Ziele sind immer gleich? Top 5 oder Top 6? Auch für Mugello?
Ja, ich war dort im Qualifying Achter, aber im Rennen habe ich plötzlich den Speed gefunden, ich habe mich richtig wohl gefühlt. Ich hoffe, das gelingt mir wieder.